Finanzinvestoren der Kabelregionalgesellschaften bringen den deutschen TV - Kabelmarkt in Verruf / FRK fordert Rückkehr zu seriösen Finanzierungen und Stärkung der unabhängigen Kabelnetzbetreiber
Geschrieben am 13-08-2007 |
Lauchhammer (ots) - "Obwohl sie mit nur rund 6,5 Mio. Haushalten in Deutschland etwa 18 % der 37 Mio. deutschen Fernsehhaushalte als direkte Kunden betreuen, bringen die drei regionalen Kabelnetzgesellschaften Kabel Baden-Württemberg, Unitymedia (Hessen, Nordrhein - Westfalen) und Kabel Deutschland (übrige 13 Bundesländer) zur Zeit den gesamten deutschen Kabelmarkt in Verruf." Dies erklärte der Sprecher des mittelständischen Kabelverbandes FRK (Fachverband für Rundfunk- und Kabelanlagen), Heinz - Peter Labonte, heute in Lauchhammer anlässlich einer Finanzfachtagung des Verbandes.
Nach dem vom FRK bereits vor Jahresfrist vorausgesagten Desaster des Konzerns Unitymedia mit dem Bundesliga - Flop arena - der auch nicht durch die kolportierte Übernahme der Unitymedia-Anteile an Premiere durch den Finanzinvestor Apollo und den Rücktritt von Premiere-Vorstand Georg Kofler gemildert werde - , zeichne sich offenbar trotz aller Dementis auch bei Kabel Baden-Württemberg (KabelBW) der nächste Flop ab. Schlagzeilen, wie die der FAZ vom 10. August 2008: "Die Last der hohen Schulden - Die Kreditmarktkrise droht indirekt die deutschen Kabelnetzkonzern zu treffen", hätten eine verheerende Wirkung für die gesamte Branche. Die für die drei Kabelkonzerne aufgelisteten Verbindlichkeiten von zusammen 7,5 Mrd. EUR bei nur rund 6,5 Mio. EUR direkt inkassierten Kunden bedeuteten eine Schuldenlast von über 1.150 EUR pro Direktkunde. Und dies bei einem durchschnittlichen ( bei Hochrechnung der im Handelsblatt am 10.8. zitierten Umsatzzahlen des Branchenprimus KabelBW), optimistischen EBITDA (Rohertrag vor Zins, Tilgung, Abschreibung, Steuern) von 50% des Umsatzes von durchschnittlich 68,70 EUR pro Kabelhaushalt im Jahr 2006. Das sei immerhin eine 5%ige Verzinsungschance, aus dem dann der 16,7 fache Verschuldungswert bedient werden könne, erklärte Labonte den Zuhörern. Ihm falle in diesem Zusammenhang nur ein: "Das Dementi bleibt das Synonym für in flagranti."
Angesichts dieser Zahlen wirke es geradezu seriös, wenn die Kabel Deutschland "nur" den ca. 11,3 fachen EBITDA - Wert für die Primacom - Aktien gezahlt habe, bei einem Firmenwert von rund 590 Mio. Euro. "Nur mit viel Sinn für Sarkasmus ist dabei das Statement des KDG -Sprechers gegenüber dem Dow Jones - Nachrichtendienst nachzuvollziehen, der die Forderung nach einer Hauptversammlung dieser immer noch unabhängigen Kabelfirma damit begründet, dass die Primacom möglicherweise ja noch zusätzliches Potenzial habe, was eine höhere Bewertung erforderlich mache.
Dabei vergisst man nur allzu leicht, dass nach dem Weggang ihres früheren Finanzvorstandes die Primacom lange brauchte, um sich aus den Folgen dieser Art von Finanzmarktlogik zu befreien. Teilweise fiel der Aktienpreis auf 0,25 EUR. Es erstaunt angesichts dieser KDG - Logik nicht, dass dieser Vorstand heute die gleiche Funktion bei der KDG ausübt, erklärte der FRK - Referent seinen Zuhörern.
Auf große Zustimmung traf Labonte während der FRK - Fachtagung mit seiner Forderung, es sei hohe Zeit, dass die deutschen Banken sich endlich wieder auf verlässliche, nicht über Finanzderivate finanzierte sondern durch Marktkenntnis und Kundennähe ausgezeichnete, mittelständische Geschäftspartner mit transparenter und kontrollierbarer Bonität konzentrierten. In den Kabelnetzen der Mittelständler würden heute erheblich mehr als die von der EU - mit Bezug auf die 6,5 Mio. Kunden der Kabelkonzerne - immer zitierten zwei Prozent Triple Play-Haushalte angeboten. Die bei rund 8.000 bis 10.000 mittelständischen Firmen direkt angeschlossenen über 16 Mio. Kabel - TV - Haushalte seien maximal mit 2 - bis 4-fachem EBITDA verschuldet und deshalb in der Lage, auch Geschäftskunden zu versorgen. Sie seien auch seriös finanziert. Deshalb könnten die Kunden hier weiterhin mit moderaten Preisen und kundennahem Service rechnen. Bei Mittelständlern müssten keine Finanzmarktverluste anonymer Investoren auf dem Rücken der Kabelfernsehkunden kompensiert werden.
"Allerdings ist das Umdenken der Deutschen Banken dringend geboten. Staatlich abgesicherte Mittelstandsbanken sollten sich um den Mittelstand in Deutschland kümmern und nicht um Kreditderivate, die selbst Ratingagenturen falsch einschätzen. Außerdem müssen das Kartellamt und die Regulierungsbehörden sicherstellen, dass die unabhängigen mittelständischen Kabelnetzbetreiber neben den großen regionalen Kabelnetzkonzernen noch weitere, in diesem Fall an der Börse notierte Partner mit einem höheren Maß an Transparenz als Partner behalten. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob Orion nun mit einem "nur" 10-fachen EBITDA Primacom übernimmt, oder eine Fusion mit Orion über eine vernünftige Kapitalerhöhung der Primacom initiiert wird. Es kommt darauf an, notfalls kartellrechtlich zu verhindern, dass durch die Übernahme der letzten unabhängigen Partner der mittelständischen Kabelnetzbetreiber, die Kabelkonzerne ihre selbst geschaffenen Probleme zulasten des Wettbewerbs und damit letztlich der Verbraucher lösen wollen. Deshalb habe der FRK die Beiladung zum KDG - Entflechtungsverfahren beim Kartellamt beantragt", sagte Labonte abschließend.
Originaltext: FRK Fachverband Rundfunkempfangs- u. Kabelanlagen Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59715 Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_59715.rss2
Pressekontakt: FRK Fachverband Rundfunkempfangs- und Kabelanlagen Heinz Peter Labonte Tel.: 06136-996910 Fax : 06136-85708 www.kabelverband-frk.de
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