LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Hartz IV / Mindestlohn
Geschrieben am 13-08-2007 |
Leipzig (ots) - Mitten im politischen Sommerloch werden tiefe Einblicke in kommende Wahlkampf-Themen gegeben. Ein Vorgeschmack auf das, was ab Herbst die Koalition vor die Zerreißprobe stellen dürfte. Dass sich immer mehr um die Frage dreht, "wer sind die Sozialsten im ganzen Land", kann dabei nicht mehr überraschen. Die ökonomischen Kerndaten stimmen zwar, der Aufschwung kommt aber trotzdem bei vielen im Portmonee nicht an. Im Gegenteil:Die wachsende Gruppe der Beschäftigten im Niedriglohn-Bereich und das immer weiter um sich greifende Virus der Zeitarbeit beweisen, dass bei vielen Arbeitnehmern nur ein äußerst fragiles Gefühl einer verbesserten wirtschaftlichen Lage existiert. Neben Rentnern, die seit Jahren fast keine Anpassung ihrer Bezüge gesehen haben, und Hartz-IV-Empfängern, die seit Einführung des Alg-II mit mikroskopisch erhöhten Regelsätzen leben müssen, treffen diese Berufsgruppen sämtliche Teuerungswellen - siehe Milch, Brot und Strom - besonders hart. Die Konjunktur ist da, die Kaufkraft lahmt in großen Bevölkerungsteilen weiter. Das ist der Stoff, aus dem sich taktische Planspiele mit sozialem Anstrich eigentlich bestens organisieren lassen. Insofern muss es SPD-Arbeitsminister Franz Müntefering schon mächtig gewurmt haben, dass ausgerechnet die CDU zuerst mit dem Vorstoß, die Alg-II-Regelsätze an das aktuelle Preisniveau anzupassen, in die Öffentlichkeit trat. Mal abgesehen davon, dass der Thüringer Ministerpräsident Dieter Althaus die Finanzierung seines Vorschlags schuldig bleibt: In der Sache hat er - sachlich und ohne alle schwarzen oder roten Scheuklappen betrachtet - durchaus Recht. Wenn der Feind allerdings im ureigenen Milieu räubert, fällt es ziemlich schwer, souverän zu reagieren. Besonders den Sozialdemokraten, die in der Zange zwischen der konservativen Union und den auf Linksaußen räubernden PDS/WASG-Nachfolgern, verzweifelt nach Themen suchen, um aus dem Umfrage-Loch wieder nach oben zu klettern. Also passiert mit dem Althaus-Vorschlag das, was immer passiert:Er wird kleingeraspelt und abgekanzelt. Umso bemühter wirkt jetzt der Arbeitsminister in seiner neuen Argumentation. Müntefering vollzieht eine klassische Pirouette, mit viel Wirbel einmal um sich selbst gedreht: Alg-II-Anpassung ja, aber nur im Zusammenhang mit der Einführung von Mindestlöhnen. Der Wink mit dem sozialdemokratischen Zaunpfahl ist schon ein mehr als durchsichtiges Manöver. Ein traditionelles SPD-Thema soll wieder neu belebt werden. Das Nein von Kanzlerin Merkel kam prompt und konnte in dieser Form erwartet werden. Der Mindestlohn hatte den mühsam bewahrten Burgfrieden zwischen Union und SPD ins Wanken gebracht. Münteferings Naivität, den Koalitionspartner klammheimlich überrumpeln zu wollen, macht schon stutzig. Er zeigt aber auch, wie groß die Not der Sozialdemokraten momentan ist und wie wenig inhaltliche Alternativen ihnen bleiben.
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