LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Wirtschaft/Konjunktur
Geschrieben am 14-08-2007 |
Leipzig (ots) - Fast könnte man meinen, die Wirtschaft hat immer etwas zu meckern. Ist die Konjunktur im Keller, dürfen Unternehmen selbstverständlich nicht zusätzlich belastet werden. Befindet sich das Land im Aufschwung, pocht die Wirtschaft erst recht auf Schonung: Jetzt bloß nicht das zarte Pflänzchen Wachstum zertreten - etwa durch die vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) kritisierte Unternehmenssteuerreform oder Mindestlöhne. Von der guten wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland profitieren bislang vor allem Unternehmen. Deshalb bringen nur wenige Menschen Verständnis für die Forderung nach einem erhöhten Reformtempo auf - wie gerade von BDI-Chef Jürgen Thumann angemahnt. Statt härterer Einschnitte wollen die Arbeitnehmer lieber ihren Teil des Aufschwungs sehen. Wer will es ihnen verdenken. Doch auch Thumann hat mit seinem Appell an die Bundesregierung Recht: Wenn sich die große Koalition jetzt auf den eigenen Lorbeeren und denjenigen der Vorgängerregierung ausruht, verspielt sie die große Chance, in guten Zeiten für schlechte vorzusorgen. Tatsächlich ist aus Merkels Trippelschritten ein lähmender Schleichgang geworden. Von der einstigen Dauerforderung der Union nach niedrigeren Lohnzusatzkosten ist kaum mehr etwas zu hören. Stattdessen plädieren CDU-Ministerpräsidenten für die Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze. Doch wann soll zum Beispiel die Arbeitslosenversicherung weiter gesenkt werden, wenn nicht jetzt? Obwohl der Boom im zweiten Quartal dieses Jahres ein wenig abgeflaut ist und die Folgen der internationalen Finanzkrise unberechenbar bleiben; generell wird dem deutschen Konjunkturwunder nicht plötzlich die Puste ausgehen. Darin sind sich Finanzexperten, Wirtschaftsforscher und Bundesregierung einig. Es gilt also, die rosige Phase für weitere Reformen zu nutzen. In düsteren Zeiten gestaltet sich dieses Unterfangen deutlich schwerer - siehe: Schröders Agenda 2010 und die Massenproteste dagegen. Auch bei einem anderen Kritikpunkt ist Thumann voll und ganz zuzustimmen: Statt Geld in nutzlosen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu versenken, sich monatelang ergebnislos über Mindestlöhne zu streiten, sollte die Regierung endlich Bildung zu einem zentralen Thema und Mittel locker machen: für bessere Ausbildung von Jugendlichen und Nachqualifizierungen Arbeitsloser. Dass im deutschen Schulsystem Kinder aus armen Verhältnissen krass benachteiligt werden, hat die Regierung inzwischen von den Vereinten Nationen schriftlich bekommen. Trotzdem gelten noch immer zehn Prozent aller Schulabgänger als nicht ausbildungsfähig, weil sie nicht richtig schreiben, rechnen und lesen können. Schon lange macht die Wirtschaft auf diesen unhaltbaren Zustand aufmerksam. Bislang wenig erfolgreich. Dies könnte sich ändern, weil die Versäumnisse langsam weh tun: Der Fachkräftemangel sorgt bereits in den ersten Branchen für Wachstumsdellen. Eine Entwicklung, die zeigt, dass Geld in Bildung niemals falsch angelegt ist.
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