WAZ: NRW-Regierungsparteien sind nervös Das verflixte dritte Jahr - Leitartikel von Peter Szymaniak
Geschrieben am 14-08-2007 |
Essen (ots) - Einen so schlechten Start wie jetzt zu Beginn ihres dritten Regierungsjahres hat die schwarz-gelbe Mannschaft von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers noch nicht hingelegt: Erstmals stehen CDU und FDP in Umfragen ohne Mehrheit da, treten CDU-Abgeordnete gegen Reformen ihrer eigenen Regierung auf, rollt eine große Protestwelle heran: Kindergärten, Gewerkschaften, Sozialverbände, Kommunen.
Dabei sind die Bedingungen für Rüttgers so gut wie sie kaum eine Regierung in der Geschichte von NRW je erlebt hat: Die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosigkeit sinkt, die Steuern sprudeln. Doch trotzdem würden Rüttgers' CDU nur 38 Prozent wählen - sieben Prozentpunkte weniger als 2005. Obwohl der Landtag erst in drei Jahren gewählt wird, reagieren die Regierungsparteien sehr nervös - alle ahnen: So gute Bedingungen sind bei der Kommunalwahl 2009 und der Landtagswahl 2010 nicht zu erwarten. Abgeordnete fürchten schon um ihren Wahlkreis und werden so aufmüpfig, dass Rüttgers Machtworte sprechen muss.
Was macht der Regierungschef falsch? Rüttgers hat kein klares Profil: Mal gibt er den eisenharten Reformer, mal will er der Sozialpapst, der Hüter der kleinen Leute sein. Rüttgers kündigt zwar monatelang neue Rechte für ältere Arbeitslose an, doch verwirklicht wird davon nichts. Er gibt sich zwar als Hüter der Kinder, sorgt aber nicht für Mittagessen an Schulen, sondern für höhere Kindergartenbeiträge und für Studiengebühren. Er stellt sich als Kämpfer für die Mitbestimmung dar, baut diese aber im öffentlichen Dienst ab. Seine CDU präsentiert sich diffus: Im Wahlkampf noch als wirtschaftsnahe Grünen-Hasserin, danach plötzlich als Umweltfreundin; erst als liberale Großstadt-Partei, jetzt als neokonservatives Auffangbecken. Die Bürger spüren: Da passt vieles nicht zusammen.
Rüttgers lässt zudem seinem Koalitionspartner FDP viel zu viel Spielraum. Die FDP prägt mit ihren neoliberalen Schlagworten das Bild der Regierung, doch die Aussagen treffen längst nicht mehr die Stimmung der Bevölkerung: Die Mehrheit denkt sozial, denkt links. So treibt die FDP die Gewerkschaften in die Arme der SPD zurück und die Bürger zur erstarkten Linkspartei. Führende Christdemokraten sehen die Gefahr, werben schon um die Grünen, um Optionen für den Machterhalt nach 2010 zu haben. Ein Zeichen von Schwäche.
Rüttgers ist jetzt in einer heiklen Phase. Wenn er nicht aufpasst, dann hat Schwarz-Gelb 2010 zwar das Land saniert, es regiert jedoch SPD-Chefin Hannelore Kraft.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: (0201) 804-0 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
86904
weitere Artikel:
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Beamten-Pensionen Halle (ots) - Genau besehen bleibt es sogar bei einigen Vorteilen für die Ruhestandsbeamten: Ihre Altersbezüge liegen im Schnitt bei 30000 Euro im Jahr. Davon können Rentner nur träumen. Zudem kommen Pensionäre in den Genuss von Weihnachtsgeld, Rentner nicht. Trotzdem bleibt ein gewisser Zweifel, wie standhaft die Koalition an ihrem Vorhaben festhält. Man erinnert sich an die Initiative von Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) zur Rente mit 67. Kaum angekündigt, ertönte bereits der Ruf nach Ausnahmeregelungen für bestimmte Berufsgruppen mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum neuen Kopftuch-Urteil Bielefeld (ots) - Man stelle sich einmal vor, die Regierung der säkularen Bundesrepublik Deutschland unterhielte von Staats wegen eine spezielle Religionsbehörde. Einen Auftragsapparat, der christliche Pastoren vorzugsweise für den Einsatz in islamisch beherrschten Staaten auszubilden und dorthin zu entsenden hätte; der sie steuern und überwachen müsste - und natürlich auch den Bau immer neuer christlicher Kirchen betreiben würde. Zum Beispiel in der Türkei. Allein schon der leiseste Gedanke daran mutet vollkommen absurd an. Nach genau mehr...
- Lausitzer Rundschau: Verhandlungen über die Zukunft des Kosovo Cottbus (ots) - Als 1992 eines der ersten Bücher in deutscher Sprache erschien, das sich angesichts des jugoslawischen Desasters mit dem Konflikt um die südserbische Unruheprovinz befasste, trug es den Titel: "Kosovo: gordischer Knoten des Balkan". Das war sieben Jahre, bevor die Nato einen Krieg wegen des zu 90 Prozent von Albanern besiedelten Gebietes führte. Doch wollte man heute, im Jahr 2007, ein neues Buch über das Kosovo schreiben - der Titel könnte derselbe sein. Die Internationale Gemeinschaft musste einmal mehr erkennen, dass mehr...
- Lausitzer Rundschau: Länderinitiative für Strafrechtsverschärfung bei politisch motivierten Taten Cottbus (ots) - Das Ziel ist nur allzu gut nachzuvollziehen. Rechtsextremistische Schläger sollen nicht mehr mit Bewährungsstrafen davonkommen, sondern im Gefängnis einsitzen. Deshalb wollen Brandenburg und Sachsen-Anhalt das Strafgesetzbuch ändern. Mit einer Bundesratsinitiative sollen politische oder rassistische Gründe als zwingend strafverschärfend festgelegt werden. Sechs Bundesländer, darunter Berlin, lehnen das aus gutem Grund ab. Denn die bestehenden Paragrafen hindern keinen Richter in Deutschland heute schon, eine rassistische, mehr...
- Rheinische Post: Kopftuch-Verbot ist folgerichtig Düsseldorf (ots) - Von Detlev Hüwel Das Kopftuch muss nicht, aber es kann Ausdruck einer religiösen Gesinnung sein, die auch vor Indoktrination nicht haltmacht. Da dies niemand von außen feststellen kann, ist das vorsorgliche Kopftuch-Verbot an staatlichen Schulen in Nordrhein-Westfalen und anderswo nur folgerichtig. Vor Jahren war dies auch in der SPD eine weit verbreitete Meinung, doch die Genossen haben irgendwann kalte Füße bekommen, sodass letztlich die schwarz-gelbe Landesregierung das Verbot im Alleingang durchgesetzt hat. Nun mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|