Westdeutsche Zeitung: Schuldenabbau = von Friedrich Roeingh
Geschrieben am 23-08-2007 |
Düsseldorf (ots) - Erfolgsmeldungen in der Finanzpolitik sind stets mit Vorsicht zu genießen. So gleicht der Jubel über den Überschuss der öffentlichen Haushalte dem Erlösungsruf eines Fixers, der es geschafft hat, einen halben Tag lang ohne einen Schuss Heroin auszukommen. Dabei wirken die sprudelnden Steuerquellen wie eine Ersatzdroge, die uns nur kurzfristig vom Schuldenmachen abhält. Und doch leben wir weiterhin über unsere Verhältnisse. Von Sparen kann jedenfalls keine Rede sein. Es sind vor allem die Sozialversicherungen, die zur Zeit massive Überschüsse erwirtschaften. Der Bund, die Länder und auch ein Großteil der Kommunen machen dagegen fleißig weiter neue Schulden. Der Bundesfinanzminister hat am wenigsten Anlass, sich für eine Sparpolitik feiern zu lassen, die es in Wahrheit gar nicht gibt. Ausgabenkürzungen hat Peer Steinbrück selbst in die mittelfristige Finanzplanung nicht eingebaut. Trotz derzeit brummender Konjunktur sind bis 2010 sogar zweistellige Milliardenbeträge an zusätzlichen Schulden im Bundeshaushalt eingeplant. Die Politik weigert sich schlicht, die steigenden Einnahmen zur Sanierung ihrer Haushalte zu nutzen. Den Zeitpunkt, dass Bund und Länder einmal wieder ausgeglichene Etats vorlegen oder gar in den Schuldenabbau einsteigen, werden wir so nicht erleben. Eine gesetzlich verankerte Schuldenbremse tut deshalb Not. Sie müsste Bund, Länder und Gemeinden zwingen, in guten Zeiten ihre Verbindlichkeiten abzubauen. Mit 1500 Milliarden Euro steht der Staat schon in der Kreide. Ohne eine solche Fessel wird es der Politik niemals gelingen, der süßen Sucht des Geldausgebens zu widerstehen. Tatsächlich aber tricksen die Politiker uns aus. Die Länder verschweigen, dass künftige Pensionszahlungen an die heute noch aktiven Beamten die Haushalte der Zukunft sprengen werden. Und der Bund unternimmt gerade den Versuch, sich die Überschüsse der Bundesagentur für Arbeit einzuverleiben, indem er dieser die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen für Hartz-IV-Empfänger zur Hälfte aufhalsen will. Statt die Sozialabgaben zu senken und stärker über Steuern zu finanzieren, macht die Regierung das Gegenteil von dem, was sie sich vorgenommen hatte. Aber das kennt man ja von den Selbstbetrügereien Süchtiger.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211/ 8382-2358 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
88604
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Steinbrück: Merkel muss Union stärker führen Düsseldorf (ots) - Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen mangelnder Führung kritisiert. "Ich habe den Eindruck, dass bestimmten Stimmen in der CDU erst mal Raum gelassen wird, ehe die Kanzlerin eingreift. Das halte ich für falsch", sagte Steinbrück im Gespräch mit der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). Es könne nicht sein, "dass CDU tagelang Bonbons verteilen - Abschaffung des Soli, Steuersenkungen etc. - und dann erst auf die Konsolidierung des Haushaltes mehr...
- Wiesbadener Kurier: Kommentar zu Bush/Vietnam Wiesbaden (ots) - Der amerikanische Präsident George W. Bush merkt es nicht. Oder er will es nicht merken: dass er selbst längst Opfer jener ideologischen Verbissenheit geworden ist, derer er die einstigen kommunistischen Machthaber in Vietnam bezichtigt. Nur so ist zu verstehen, warum er aus einer unstrittigen historischen Tatsachenlage die verkehrten Schlüsse zieht. Was, wenn nicht das bedeutet das Vietnam-Debakel für die USA: die Erkenntnis, dass sich nicht jeder Konflikt militärisch lösen lässt. Vor allem dann nicht, wenn der Gegner mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: Kärrnerarbeit (zu Mügeln) Mainz (ots) - Nach der Hetzjagd auf Inder in Mügeln sind Politiker aller Couleur vor allem eines: ratlos. Wegen hoher Arbeitslosigkeit und einem "Mangel an zivilgesellschaftlicher Tradition" sei Ostdeutschland anfällig für rechtsextremistische Tendenzen. Um zu dieser Feststellung zu gelangen, brauchte das Familienministerium eine Studie und volle fünf Jahre Zeit. Spätestens zwei Jahre nach Öffnung der Berliner Mauer hätte jeder Sozialarbeiter diesen Befund zu Protokoll geben können. Alle wissen, dass fürchterlich viel schief läuft im Osten mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: Nicht vorgestanzt (zu Strucks Papier) Mainz (ots) - Eine feinere Vorlage hätte SPD-Fraktionschef Peter Struck der Linken kaum liefern können. Zwanzig Seiten umfasst das Papier mit dem Titel "Die Linkspartei und das Geld", verfasst nach dem Muster "Die Linkspartei sagt... Wir aber meinen...!" - So werden die Sozialdemokraten das Phänomen einer sich von Ost nach West ausbreitenden politischen Kraft nicht bannen. Wenn die rote Regierungspartei wirklich Ruhe an der Linksfront haben will, kann sie nur konsequent Abstand zu Lafontaine, Gysi und deren Statthaltern in Ländern und mehr...
- LVZ: Meseberger Luftschlösser Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder Nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit Deutschlands wollen Angela Merkel und ihre Ministerriege auf der Meseberger Regierungsklausur erreichen. Nichts gegen das hochgestochen schöne Ziel, aber in Wahrheit geht es nur um die Zukunftsfähigkeit der Großen Koalition selbst. Vor der Halbzeit der Legislatur wirkt die gefühlte Zwangsehe von Union und SPD zerstritten, innerlich ausgelaugt. Nach außenpolitischen Höhenflügen der Kanzlerin droht innenpolitische Themenschwindsucht als Folge gegenseitiger Blockade. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|