Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Merkel in Peking
Geschrieben am 27-08-2007 |
Bielefeld (ots) - Man hat den Eindruck, dass es keinen Unterschied macht, ob in Peking der berühmte Sack Reis umfällt oder Frau Merkel die Einhaltung von Grundrechten anmahnt. Diesmal hat sie das Dauerthema offenbar in den vertraulichen Gesprächsteil bei Staatschef Wen Jiabao verlagert, nicht ohne anschließend bei den deutschen Journalisten »Vollzug« melden zu lassen. Ganz gleich, welche Variante sie wählt, es bleibt zu befürchten, dass ihre Gastgeber einfach weglächeln, was sie ohnehin nicht begreifen. Entscheidend ist, dass die Menschrechtsfrage immer wieder angesprochen wird. Steter Tropfen höhlt den Stein, lehrt der große Weise Lao Tse. Der 2500 Jahre alte Taoismus weiß, dass Wasser alle Hindernisse überwindet, obwohl es weich und nachgiebig ist. Auch die Weide mit ihren biegsamen Zweigen überlebe mühelos den Schneesturm. Die starke Tanne werde dagegen entwurzelt, heißt es. Kurzum: Es gibt eine Basis für die diplomatische Überzeugungsarbeit Sie habe klargemacht, dass das rasant wachsende China keine Bedrohung sei, aber ein Faktor, der die Welt verändert, zitierte Merkel aus ihrem Gedankenaustausch mit Wen. Mit wachsendem wirtschaftlichen Gewicht wachse auch die politische Verantwortung, umwarb die G8-Vorsitzende die Führung in Peking. Chinesische Weisheiten statt klarer Kante mögen in Deutschland kaum überzeugen. In China können sie Wellen sanfter Gewalt aussenden.
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