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LBBW-Vorstandsvorsitzender Dr. Siegfried Jaschinski: "Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts hat oberste Priorität"

Geschrieben am 25-04-2006

Stuttgart (ots) - Auch wenn aktuell Themen wie die
Gesundheitsreform und die sozialen Sicherungssysteme im Fokus einer
bundesweiten Diskussion stehen, entscheidend für Abgaben und Steuern
in Gegenwart und Zukunft ist, was hier im Land produziert wird. "Die
fortwährende Ausdünnung unserer industriellen Basis ist momentan das
größte Risiko. Daher gilt es - für Unternehmen, wie auch für
Finanzinstitute -, alles daran zu setzen, die Wettbewerbsfähigkeit
des Industriestandorts Deutschland und Baden-Württemberg zu sichern",
erläuterte Dr. Siegfried Jaschinski, Vorstandsvorsitzender der
Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) im Rahmen der
Bilanzpressekonferenz seines Hauses am Dienstag, 25. April, in
Stuttgart.

Als - laut einer aktuellen Bundesbankstatistik - größter
Kreditgeber an Unternehmen mit einem Volumen von rund 22 Milliarden
Euro im Mittelstandsland Baden-Württemberg verfügt die LBBW über
einen guten und tiefgehenden Einblick in strukturelle Entwicklungen
der hiesigen Industrie. "Die größten anstehenden Herausforderungen,
die wir dabei zur Zeit beobachten, sind die Sicherung des
Industriestandorts Baden Württemberg und Deutschland sowie die
notwendige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit angesichts der
fortlaufenden Verlagerung immer höherwertiger Produktionen und damit
auch von Arbeitsplätzen nach Osteuropa - speziell in die Länder
Ungarn, Tschechien, Slowakei und Polen - sowie nach China", resümiert
Jaschinski.

Wettbewerbsfähigkeit der Produktion entscheidend

Im Vordergrund der öffentlichen Diskussion stehen zwar Themen wie
die Gesundheitsreform, die Belastungsfähigkeit unserer sozialen
Sicherungssysteme angesichts der demographischen Entwicklung sowie
eine Steuerreform, die stärker die Einnahmeseite akzentuiert, um die
Defizite in den Haushalten nicht ansteigen zu lassen. "Erste
Priorität müsste jedoch die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des
Industriestandorts Deutschland haben", forderte Jaschinski.
"Entscheidend für Abgaben und Steuern in Gegenwart und Zukunft ist,
was hier in Baden-Württemberg und Deutschland produziert wird. Die
fortwährende Ausdünnung unserer industriellen Basis wegen der
geringer werdenden Wettbewerbsfähigkeit des Standortes ist zur Zeit
das größte Risiko, das es wegen der angedachten neuen Belastungen aus
der Finanzierung der Sozialsysteme einzudämmen gilt."

"Verlieren wir mehr industrielle Produktionen, werden weniger
Dienstleistungen verlangt, wird die Arbeitslosigkeit nicht ab-
sondern zunehmen, wird der Konsum weiterhin bestenfalls stagnieren
und damit die Basis für Steuern und Abgaben nachhaltig geschwächt",
prognostizierte der LBBW-Vorstandschef. "Die Wettbewerbsfähigkeit der
industriellen Produktion in Deutschland sei die Grundlage von allem
und damit das wichtigste Thema, dem sich auch die Politik annehmen
sollte. Das ist nicht eine Frage der deutschen Unternehmen, die sich
zur Zeit in einer relativ guten Lage befinden, weil sie frühzeitig
ihre Produktion und ihren Einkauf internationalisiert haben, sondern
allein ein Problem des Standortes", führte Jaschinski weiter aus.

Gefahr zu teurer industrieller Produktionsprozesse

Er erinnerte zudem an eine Studie der
Unternehmensberatungsgesellschaft Boston Consulting Group aus dem
Jahr 2004, nach der jeder vierte Industriearbeitsplatz in Deutschland
wegzufallen droht. Das wären bis zum Jahr 2015 zwei Millionen
Arbeitsplätze. Ferner verwies Jaschinski auf eine Aussage der
jüngsten KfW-Untersuchung vom Februar 2006 zur Globalisierung des
Mittelstandes: "Die Öffnung der Märkte in Mittel- und Osteuropa (...)
hat die Markteintrittsschranken für den Mittelstand signifikant
gesenkt, selbst ins Ausland zu gehen und kostenintensive
Produktionsprozesse auszulagern. Entsprechend ist das anteilige
Direktinvestitionsengagement von kleinen und mittelständischen
Unternehmen dort wesentlich höher, als das der Gesamtwirtschaft.
Zugleich sind viele Mittelständler durch den Import von Vorleistungen
für die eigene Leistungserstellung in das globale Sourcing
eingebunden."

Nach eigenen Berechnungen des LBBW-Researchs würde ein VW Golf,
der ausschließlich in Deutschland produziert werden würde, in der
Basisausstattung 32.000 Euro kosten. Tatsächlich kann die
Grundversion allerdings aufgrund von Zulieferungen aus dem Ausland zu
17.000 Euro angeboten werden. Bei der offenkundigen Überkapazität in
der Automobilindustrie wird sich der Preissenkungsdruck auf die
Zuliefererindustrie weiter erhöhen. Dies wird wahrscheinlich nur mit
Verlagerung von Produktionen nach Osteuropa und Asien erreicht werden
können. Schon heute macht die Automobilindustrie mehrjährige
Vorgaben, die nur mit Produktionsstandorten außerhalb Deutschlands
von den Zulieferern eingehalten werden können.

Japanischer Restrukturierungsprozess als Vorbild

In diesem Zusammenhang verwies Jaschinski auf den erfolgreichen
Restrukturierungsprozess in Japan: "Dort ist es gelungen, dem
gewaltigen Anpassungsdruck aus China mit der Einrichtung eines
Niedriglohnsektors in Form von Teilzeitarbeit zu begegnen, der trotz
Verlagerungen von zahlreichen Arbeitsplätzen nach China so große
Produktionskapazitäten in Japan halten konnte, dass die
Arbeitslosigkeit rückläufig ist und für uns in Deutschland einen
momentan unvorstellbaren Stand von rund 4,5 Prozent erreicht hat."


Originaltext: LBBW Landesbank Baden-Württemberg
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=7403
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_7403.rss2


Pressekontakt:
Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)
Stefan Schütz
Pressesprecher
Am Hauptbahnhof 2
70173 Stuttgart
Tel.: (07 11) 1 27-736 77
Fax: (07 11) 1 27-764 49
E-Mail: stefan.schuetz@LBBW.de
www.LBBW.de


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