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WAZ: Steigende Lebensmittelpreise: Billiger geht es nicht mehr - Leitartikel von Wolfgang Pott

Geschrieben am 07-09-2007

Essen (ots) - Der Lebensmitteldiscounter Aldi ist seiner
Vorbildfunktion in der Branche wieder einmal gerecht geworden. Kaum
war bekannt, dass die Kette ihre Preise für wenige Produkte anhebt,
zog die Konkurrenz nach. Und wie: Der Preis für "Gouda in Scheiben"
ging bei Aldi um exakt 37,7 Prozent nach oben. Wenig später hoben die
Konkurrenten Lidl und Plus dasselbe Produkt ebenfalls um genau 37,7
Prozent an. Dass dahinter System steckt, dürfte auch dem
gutgläubigsten Verbraucher klar sein.

Solche Preiskämpfe an vorderster Front verdecken allerdings den
Blick auf die Realität. Es gibt Gründe dafür, weswegen in Deutschland
die Preise für bestimmte Lebensmittel seit Wochen steigen. Nach
Berechnungen der Gesellschaft für Konsumforschung sind in den
vergangenen 15 Jahren diese Preise stetig gefallen. In keinem Land
der EU sind Lebensmittel so billig. Nachvollziehen kann das der
Verbraucher nicht. Er vergleicht halt nicht den Preis für den Liter
Milch in Deutschland und Spanien, für Schokolade in Deutschland und
Polen, für Butter in Deutschland und Frankreich. Er vergleicht nur
beim eigenen Einkauf, bei Lidl, Aldi, Rewe oder Edeka. Wenn die
Preise fallen, freut er sich. Wenn die Preise steigen, schreit er
auf.

Zu Recht - aus Verbrauchersicht. Wer hat nicht das Gefühl, dass
die Preise seit der Euro-Umstellung munter steigen, fürs Kino, im
Restaurant, beim Frisör, an der Tankstelle. Da mögen noch so viele
Experten mit Studien gegenhalten. Das Gefühl bleibt, weniger Geld im
Portmonee zu haben als zu D-Mark-Zeiten.

Bei Lebensmitteln dreht sich die Preisspirale jedoch tatsächlich
mit hoher Geschwindigkeit nach unten und zwar seit Jahren. Das
Konkurrieren um die billigsten Angebote hat in Deutschland schon fast
ruinösen Charakter. Weit über die Hälfte des Gesamtumsatzes im
Lebensmittelhandel verteilt sich auf große Marktteilnehmer wie Aldi,
Lidl, Rewe, Metro oder Edeka.

In diesen elitären Club dazwischen zu drängen, ist nahezu
unmöglich. Es war kein Zufall, dass der internationale Branchenriese
Wal Mart aus den USA in den vergangenen Jahren weltweit gute
Geschäfte machte, nur in Deutschland nicht. Hier zog er schnell
wieder ab. Der große französische Carrefour-Konzern traut sich erst
gar nicht auf den deutschen Markt.

Für den Verbraucher sind solche Marktinternas freilich kein
Trost. Er muss sich damit abfinden, dass die Preise weiter steigen.
Das jedenfalls ist sicher.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
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Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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