Börsen-Zeitung: Wünsche an die HSBC, Kommentar zu aktivistischen Aktionären bei HSBC von Norbert Hellmann
Geschrieben am 07-09-2007 |
Frankfurt (ots) - Mit ihrem besonderen Fokus auf wachstumsstarke Schwellenländermärkte ist die britische Großbank HSBC eine zwar modern aufgestellte, aber sehr traditionell geführte Bank, die sich insbesondere dem Ideal größtmöglicher Diskretion verpflichtet fühlt. Entsprechend unangenehm dürfte es die Führung rund um Chairman Stephen Green berühren, dass ein aktivistischer Aktionär seine Unzufriedenheit über die strategische Ausrichtung publik gemacht hat, anstatt die Dinge intern zu regeln.
Nachdem der Auftritt von aktivistischen Hedgefonds wesentlich dazu beitrug, dass der Bankriese ABN Amro vor einer mehr oder weniger ungewollten Übernahme steht, horcht man in der Branche natürlich auf, wenn sich unzufriedene Aktionäre melden, denn Größe scheint im Gegensatz zu früher kein Schutz vor Aktionärsrevolten mehr zu sein. Bei HSBC wird man es als Glück im Unglück empfinden können, dass es sich bei der aufmüpfigen Partei, dem Asset Manager Knight Vinke, um eine als seriös geltende Adresse handelt, deren Forderungen nicht gleich auf die Zerschlagung von Unternehmen hinauslaufen, sondern gezielte strategische Veränderungen anvisieren. Auch legt es Knight Vinke nicht darauf an, die Hedgefonds für ihre Zwecke zu mobilisieren, sondern versucht Druck zu entfalten, indem sie andere langfristig orientierte institutionelle Aktionäre für ihre Kampagnen gewinnt.
So gesehen hat die HSBC einen aktivistischen Aktionär im Haus, der zu ihrer Unternehmenskultur relativ gut passt. Ob er sich deswegen Gehör verschaffen wird, steht auf einem anderen Blatt, zumal derzeit nicht klar ist, welche strategischen Veränderungen und Governance-Probleme Knight Vinke im Sinn hat.
Auch die Analysten stehen vor einem Rätsel. Schließlich hat sich HSBC nach dem Abenteuer USA - sprich: ihrem direkten Engagement im krisengeschüttelten amerikanischen Subprime-Hypothekenmarkt - bereits eine Rückkehr zu den Wurzeln, also eine Fokussierung auf asiatische Schwellenländermärkte, verordnet und damit Beifall geerntet.
Die Aktienkursreaktion vom Freitag signalisiert Unaufgeregtheit. Jetzt heißt es erst einmal abwarten, ob Knight Vinke andere Institutionelle um sich zu scharen weiß, die konkrete Wünsche an die HSBC-Führung publik machen.
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