Märkische Oderzeitung: nachrichtliche Zusammenfassung sowie Auszüge aus einem Interview mit dem früheren polnischen Präsidenten Lech Walesa
Geschrieben am 21-09-2007 |
Frankfurt/Oder (ots) - 1. Nachricht: Lech Walesa befürchtet erneuten Wahlsieg Kaczynskis
Frankfurt(Oder) (MOZ) Der ehemalige polnische Präsident Lech Walesa rechnet bei den vorgezogenen Parlamentswahlen, die in vier Wochen in seinem Land stattfinden, mit einem erneuten Erfolg des bisherigen Regierungschefs Jaroslaw Kaczynski. Als Hauptursache nennt er in einem Interview mit der in Frankfurt(Oder) erscheinenden "Märkische Oderzeitung" das geringe Interesse seiner Landsleute an der Politik. "Natürlich werde ich die Polen vor den Kaczynskis warnen, aber sie werden mich erst nach den Wahlen verstehen", sagte der Friedensnobelpreisträger wörtlich. Das politische Agieren des jetzigen Ministerpräsidenten und seines Zwillingsbruders, des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski, bezeichnet Walesa als "unappettitlich". Die Zwillinge nutzten "die Polizei, die Geheimdienste und andere Machtmittel in einer solchen Weise, die selbst gute Absichten kaputt macht". Zugleich räumte er ein, dass den Kaczynskis zugute komme, dass die seit 1989 durchgeführten Reformen "für viele Menschen noch wenig spürbare Effekte" hätten. Mit ihrer antideutschen Rhetorik und dem Versprechen, denjenigen Polen an den Kragen zu gehen, denen es heute sehr gut geht, erzielten die Kaczynsksi vor allem Effekte bei Menschen, die die Entwicklung seit 1989 verpasst hätten. Walesa sieht die Kaczynskis auch als eine "Herausforderung, um zu neuen und klügeren Lösungen für Europa zu kommen". Viele Politiker im Westen wollten immer noch, das alles so laufen so, wie in der Zeit als Europa geteilt war. Über das deutsch-polnische Verhältnis äußert sich der frühere Elektriker und Vorsitzende der Gewerkschaft "Solidarnosc" optimistisch. "Die Zeit, in der Polen und Deutsche um Ländereien und Grenzen kämpften, ist vorbei. Heute dominieren die Wirtschaft, der Handel und der geistige Austausch und zwar, weil sie aus gemeinsamen Interessen rühren. Ein Pole kauft sich einen Mercedes weil er das Geld dafür hat, und die deutschen Hersteller freuen sich darüber. Zum ersten Mal in der Geschichte behindern wir uns nicht gegenseitig, außer einigen Politikern."
2. Wortlaut-Auszüge aus dem Interview Märkische Oderzeitung: Halten Sie für möglich, dass Jaroslaw Kaczynski auch nach den Wahlen am 21. Oktober an der Regierung beteiligt sein wird? Lech Walesa: Es sieht sogar ganz danach aus. Und es wäre nicht einmal die Schuld Kaczynskis selbst. Sondern die Schuld der vielen Polen, die in einer solchen Situation nicht zur Wahl gehen. Ich glaube tatsächlich, dass diese Wahl noch keine entscheidende politische Veränderung in unserem Land bringen wird. Sondern erst danach wird die Erkenntnis reifen, dass man die politischen Fragen in unserer Zeit so stellen muss, dass sich wieder viele Menschen davon angesprochen fühlen. Wahrscheinlich werde ich selbst schon bald nach der Wahl damit beginnen, Leute zu gewinnen und ein Programm aufzustellen, mit dem man die Reformen in Polen vollenden kann.
Jaroslaw Kaczynski beruft sich oft darauf, dass die einfachen gläubigen Menschen in Polen - er nutzt dafür das Bild von den "Frauen mit den Mützen aus Mohair-Wolle" - den Kampf seiner Partei für Recht und Ordnung begrüßen. Hat er damit Recht? Es gibt bei uns eine Menge Leute, die die Entwicklung seit 1989 verpasst haben. In solch stürmischen Zeiten des beginnenden Kapitalismus geht es ja auch ungerecht zu oder kriminelle Elemente nutzen sie für sich aus. Viele Menschen hofften lange, dass eine Zeit zurückkehren würde, in der es wie im Sozialismus allen etwa gleich geht. Kaczynski verspricht ihnen jetzt eine Art zweiter Revolution, in der es denjenigen an den Kragen gehen soll, denen es heute sehr gut geht. Das ist eine Methode, mit der man ähnlich wie mit antideutscher Rhetorik bei manchen Leuten Effekte erzielt. Zumal es ja für Politiker in Polen heute wirklich nicht einfach ist, etwas zu verändern. Denn vieles wird von der Europäischen Union bestimmt. Solche Zeiten sind eher geeignet für Demagogen als für große Führungspersönlichkeiten.
Sie sprachen das Schüren antideutscher Gefühle durch die jetzige Regierung an. Wie können sich beide Länder aus dieser Situation befreien? Schauen Sie einfach, wie viele deutsche Touristen hier durch Danzig spazieren! Achten Sie darauf, was sich in der Wirtschaft tut und wie viele Kontakte es auf der lokalen Ebene gibt. Natürlich ist es nicht schön, welche Töne die Regierung von sich gibt, aber sie kann doch nicht viel beeinflussen. Die Zeit, in der Polen und Deutsche um Ländereien und Grenzen kämpften, ist vorbei. Heute dominieren die Wirtschaft, der Handel und der geistige Austausch und zwar, weil sie aus gemeinsamen Interessen rühren. Ein Pole kauft sich einen Mercedes weil er das Geld dafür hat, und die deutschen Hersteller freuen sich darüber. Zum ersten Mal in der Geschichte behindern wir uns nicht gegenseitig, außer einigen Politikern. Wir müssen nur verstehen, dass man in so einer Zeit auch gemeinsam neu denken muss.
Bei Verwendung bitten wir um eine Quellenangabe.
Originaltext: Märkische Oderzeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55506 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55506.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Märkische Oderzeitung CvD Telefon: 0335/5530 563 cvd@moz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
94181
weitere Artikel:
- LVZ: Grünen-Chefin Roth: Merkel muss "Panikminister" Schäuble und Jung zur Ordnung rufen oder entlassen / Bundesrepublik dürfe nicht zum "Kriegsrechtsstaat" werden Leipzig (ots) - Die Grünen-Parteivorsitzende und Bundestagsabgeordnete Claudia Roth hat an die Bundeskanzlerin appelliert, aufgrund des anhaltenden Streites um die Innen- und Verteidigungspolitik "ihre beiden Minister jetzt entweder zur Ordnung zu bringen oder sie zu entlassen." Gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe) sagte die Grünen-Politikerin: "Es ist erschreckend und nicht akzeptabel, dass Bundeskanzlerin Merkel zu diesen eklatanten Angriffen auf die Verfassung von den Ministern Jung und Schily bisher nichts zu sagen mehr...
- Blank und Fischer in Jury für Stadtschloss gewählt Berlin (ots) - Die Pressestelle der CDU/CSU-Bundestagsfraktion teilt mit: Der Deutsche Bundestag hat am Donnerstag (20. September 2007) auf Vorschlag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion den baupolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dirk Fischer (Hamburg) MdB als Sachpreisrichter und Renate Blank MdB als stellvertretende Sachpreisrichterin für die Jury des internationalen Architektenwettbewerbs zur Wiedererrichtung des Berliner Stadtschlosses (Bau des Humboldt-Forums) gewählt. Originaltext: CDU/CSU - Bundestagsfraktion mehr...
- Bleser/Klöckner: Verbrauchern bekommen mehr Informationsrechte Berlin (ots) - Anlässlich des heutigen Billigung des Verbraucherinformationsgesetzes (VIG) durch den Bundesrat erklären der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Bleser MdB und die Verbraucherschutzbeauftragte der Fraktion, Julia Klöckner MdB: Nach über fünf Jahren zäher Diskussion hat heute der Bundesrat das vom Bundestag bereits verabschiedete Verbraucherinformationsgesetz (VIG) gebilligt. Endlich steht einem Mehr an Transparenz für die Verbraucherinnen mehr...
- Pfeiffer: Wettbewerb stärken und Subventionen abbauen - Koalition zeigt zukunftsorientierte Energie- und Wirtschaftspolitik Berlin (ots) - Anlässlich der 1. Lesung der Novelle des Gesetzes zur Wettbewerbsbeschränkung und des Steinkohlefinanzierungsgesetzes erklärt der Koordinator in Energiefragen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dr. Joachim Pfeiffer MdB: Deutsche Verbraucher und Unternehmen zahlen mit die höchsten Energiepreise im europäischen Vergleich. Deutschland braucht daher dringend mehr Wettbewerb und Marktintegration für eine wettbewerbsfähige und sozialverträgliche Energieversorgung. Gleichzeitig steht die Energiewirtschaft vor wichtigen Herausforderungen mehr...
- Westdeutsche Zeitung: Bosbach traut Burgfrieden in der Großen Koalition nicht Düsseldorf (ots) - Unions-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach (CDU) will den neuerlichen Entspannungssignalen der SPD nach dem heftigen Streit in der Sicherheitspolitik nicht trauen. "Noch am Montag hatten wir verabredet, wieder zu einer sachorientierten Arbeit zurückzukehren. Schon am Donnerstag griff die SPD dann Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble auf eine Weise an, wie ich das in 13 Jahren parlamentarischer Arbeit nicht erlebt habe", sagte Bosbach der "Westdeutschen Zeitung" (Samstag/Düsseldorf). "Jetzt gibt sich die SPD wieder handzahm. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|