WAZ: Freiheit ist nur ein Wort
- Kommentar von Christopher Onkelbach
Geschrieben am 26-04-2006 |
Essen (ots) - Mehr Freiheit, mehr Autonomie haben sich die Hochschulen seit Jahren gewünscht. Das haben sie jetzt davon: Pinkwarts Hochschulfreiheitsgesetz. Doch nach einer ersten Prüfung kommen die Hochschulen zu dem Schluss: Der Entwurf verdient seinen Namen nicht. Er sei schlicht eine Mogelpackung.
Das NRW-Gesetz geht konsequent den Weg weiter, der von der Hochschulpolitik schon seit Jahren beschritten wird. Der Geist des Neoliberalismus wird verdächtigt, verdrängt zu haben, was zuvor das Bildungs- und Wissenschaftsverständnis prägte. Wettbewerb wurde zum Leitbild der Hochschulpolitik sowie das Versprechen einer größeren Eigenständigkeit im Verhältnis zum Staat. Das muss nicht zum Nachteil der Bildung sein, es kommt eben darauf an, wie weit man es treiben will.
Nun kann man Hochschulen sicherlich nicht nachsagen, sie seien besonders fix und flexibel, wenn es um Reformen geht. Ihre Beharrungskräfte sind groß und die Politik muss schon kraftvoll ausholen, will sie die Uni-Tanker auf neuen Kurs bringen. Doch ist die Kritik, die nun laut wird, nicht nur einem akademischen Konservatismus geschuldet, der Veränderungen aus Prinzip nicht liebt und sich ungern 'reinreden lässt.
Die versprochene Freiheit von staatlicher Aufsicht ist nur eine halbe, wenn an den Hochschulen ein neues Leitungsgremium geschaffen wird, auf dessen Besetzung der Minister entscheidenden Einfluss hat. Die wichtigen Weichenstellungen über die Zukunft einer Hochschule würden also von einem Gremium getroffen, das kein Selbstverwaltungsorgan der Hochschule mehr ist und in dem der Staat, der sich ja zurückziehen wollte, indirekt mitredet.
Auch über das Instrument der Zielvorgaben kann der Staat stärker als zuvor in die Belange der Hochschulen hineinregieren. Wer die verabredete Zahl von Absolventen, Forschungseinrichtungen oder Fördergelder nicht erzielt, wird finanziell bestraft. Das kann dahin führen, dass nicht die Hochschule belohnt wird, die etwas Neues wagt, sondern jene, die ihre Ziele so steckt, dass sie möglichst leicht zu erreichen sind. Schon jetzt reden Rektoren hinter vorgehaltener Hand davon, dass man in Zukunft mit Orchideenfächern keinen Blumentopf mehr gewinnen kann. Auch mit der Lehrerausbildung nicht, das bringt keine Forschungsgelder (Drittmittel) ein. Im Sinne der Bildung ist das wohl kaum.
Der Druck auf die Hochschulen wird steigen. In Zukunft sollen sie nur noch 75 Prozent ihres Etats erhalten. Den Rest müssen sie sich durch Leistung verdienen, oder eben nicht. Hochschulen sollen sogar pleite gehen können (Insolvenzfähigkeit) übrigens einzigartig in Deutschland. Das wirft neben rechtlichen Problemen die Frage auf, ob hier der Wettbewerbsgedanke nicht zu weit getrieben wird. Will die Politik zusehen, wer am Ende übrig bleibt?
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Telefon: (0201) 804-0 Email: zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
9440
weitere Artikel:
- LVZ: Ungeniert Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder Es war nicht alles schlecht! Darin dürften sich viele Berliner auf beiden Seiten des ehemaligen Todesstreifens einig sein. Es lebte sich gut von dem Geld, das aus den Resten der beiden deutschen Republiken schier unerschöpflich an die Spree geschaufelt wurde. Die Bonner Regierung konnte sich das locker leisten damals, in der DDR mussten Städte wie Leipzig die Zeche zahlen. Die eingemauerten Berliner waren der aufgepäppelte Vorposten des Westens. Ost-Berlin wurde zur Hauptstadt der DDR, zum Aushängeschild mehr...
- Rheinische Post: Babypause per Gesetz für Väter - Von EVA QUADBECK Düsseldorf (ots) - Die staatlich verordnete Babypause für Väter widerspricht dem Freiheitsgedanken - gleichgültig, ob als Bonus-Modell oder als offizieller Teil der Elternzeit. Sie greift in die Wahlfreiheit der Eltern ein, wer sich in welcher Lebensphase ums Kind kümmert und wer das Geld verdient. Es gibt viele Gründe, warum ein Vater nicht aus dem Job aussteigt. Ein Selbstständiger, der dauerhaft das Familieneinkommen sichern muss, kann nicht zwei Monate pausieren. Denn danach wären die Kunden zur Konkurrenz übergelaufen. Trotzdem mehr...
- Rheinische Post: Merkels Ernstfall - Von STEFAN REKER Düsseldorf (ots) - Eine zweite Phase der Reformen hat Angela Merkel für die Innenpolitik angekündigt. Nun beginnt für die Kanzlerin auch in der Außenpolitik der Ernstfall. Die Zeit der leicht erworbenen Lorbeeren ist vorbei. Anfangs reichte es schon, dass die polternde Art ihres Vorgängers Schröder einem ruhigen Stil gewichen ist. Doch nun stehen die brisanten Themen an - heute in Russland, in den nächsten Wochen folgen Reisen in die USA und nach China. Beim Regierungsgipfel in Tomsk muss sich jetzt erweisen, ob Merkel es wirklich besser mehr...
- Rheinische Post: Kopf voll, Kasse leer - Von MARGARETE VAN ACKEREN Düsseldorf (ots) - Riesige Schlaglöcher auf den Straßen, verkommene Parks, marode Sporthallen, schmuddelige Polizei-Fahnen bei offiziellen Ereignissen - das ist Berlin, Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Diese Stadt der sprudelnden Vielfalt und jungen Kreativität zeigt da ihr düsteres Gesicht, wo es um harte Zahlen geht: Köpfe voll, Kasse leer. Jetzt bittet Berlin in Karlsruhe um Hilfe der anderen. So viel ist klar: Eine Hauptstadt als Lotter-Metropole ist das Peinlichste, was sich dieses Land leisten könnte. Auf Dauer wäre mehr...
- Rheinische Post: SPD will Anrechnung von Elterngeld auf Arbeitslosengeld II verhindern Düsseldorf (ots) - Die SPD wehrt sich gegen die Pläne der Union, das Elterngeld auf das Arbeitslosengeld II anzurechnen. "Wir wollen definitiv keine Anrechnung haben", sagte die stellvertretende SPD-Fraktionschefin im Bundestag, Nicolette Kressl, der "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). Im Fall einer Anrechnung würden ALG-II-Empfänger im Vergleich zum heutigen Erziehungsgeld schlechter dastehen. Auch die Sozial- und Familienverbände machen Front gegen das Vorhaben. "Wenn eine Anrechnung erfolgen sollte, wären die Familien im unteren mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|