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Westdeutsche Zeitung: Eva Herman ist nicht Eva Braun = von Alexander Marinos

Geschrieben am 11-10-2007

Düsseldorf (ots) - Eva Hermans Forderung, Frauen sollten lieber zu
Hause bleiben und Kinder großziehen, weil es ihrer Natur entspricht,
lässt sich mit einem modernen Verständnis der Geschlechterrollen
nicht vereinbaren. Hermans Thesen sind ultrakonservativ oder, etwas
weniger vornehm ausgedrückt, unterirdisch. Trotzdem muss man zur
Kenntnis nehmen, dass Eva Herman eine Menge Anhänger hat, und das
sind nicht nur alte Männer im Bischofsgewand. Schon deswegen lohnt
sich die Auseinandersetzung mit ihr. Diese sollte aber, wie jeder
zivilisierte Streit unter Demokraten, sachbezogen und von
gegenseitigem Respekt bestimmt sein. Doch genau dazu sind viele
Gegner Hermans nicht fähig.
Die neueste Entgleisung ist in der "Bild"-Zeitung von gestern
nachzulesen. Die tägliche Kolumne von Franz Josef Wagner ist derart
primitiv, dass von dem alten Lehrsatz, man möge Kommentare nicht
kommentieren, eine Ausnahme gemacht werden muss. Wagner bezeichnet
Herman wiederholt als "dumme Kuh". Vielleicht sollte er mal einen
Blick ins Strafgesetzbuch werfen. Dort steht im Paragrafen 185: "Die
Beleidigung wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit
Geldstrafe (...) bestraft."
Man kann Eva Herman neben ihrem Frauenbild viel vorwerfen: Ihre
Argumentation ist krude. Ihre Formulierungen sind für eine
Journalistin oft überraschend wenig akkurat. Vor allem aber lässt sie
sich immer wieder zu Nazi-Vergleichen hinreißen, die man in
Deutschland lieber nicht anstellt. Denn sobald es um die Hitler-Zeit
geht, lösen Eklat-Lust und Empörungs-Fanatismus die Bereitschaft ab,
genau zuzuhören - falls sie überhaupt je vorhanden war.
Eva Herman hat die Familienpolitik der Nazis nicht verteidigt. Bis
heute konnte dazu nicht ein entsprechendes Zitat von ihr vorgelegt
werden. Wenn sie sagt, die deutsche Presse sei gleichgeschaltet, dann
zeigt das einen leichtsinnigen Umgang mit historisch belasteten
Begriffen - mehr nicht. Und dass Hitler Autobahnen hat bauen lassen,
auf denen wir heute fahren - wer wollte es bestreiten?
Eva Herman ist nicht Eva Braun, sie ist nicht einmal Eva Bräunlich.
Sie in die Nähe von Nazis zu rücken, ist schlicht billig und sagt
eine Menge aus über die politische "Kultur" der Kerners,
Schreinemakers und Wagners.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

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Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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