Westdeutsche Zeitung: Bahn bietet der GDL einen eigenen Tarifvertrag an = von Ingo Faust
Geschrieben am 15-10-2007 |
Düsseldorf (ots) - Die Bahn hat gestern den streikbereiten Lokführern erstmals einen "eigenen" Tarifvertrag angeboten. Deren Gewerkschaft verharrte jedoch in Wortklauberei und forderte einen "eigenständigen" Vertrag, also künftig spezielle Tarifverhandlungen einer einzigen Berufsgruppe im Bahnkonzern. Das gibt es zwar bereits für hochspezialisierte Piloten, Ärzte oder Fluglotsen. Für Lokführer, die ausbildungsmäßig eher den Bus- und Taxifahrern mit entsprechenden Personenbeförderungsscheinen nahestehen, wäre dies Neuland. Weil sich im letzten großen Staatskonzern über 20 verschiedene Berufsgruppen tummeln, wäre dies auch außerordentlich gefährlich. Die Bahn könnte, falls die anderen Gruppen ebenfalls "eigenständige" Tarifverträge fordern, ständig mit Verhandlungen und Streikdrohungen überzogen werden. Im Extremfall würden in der einen Woche die Gleisbauer, in der anderen die Zugbegleiter und der nächsten die Stellwerker die Arbeit niederlegen. Deshalb ist der Bahn-Vorstand gut beraten, an einem einheitlichen Tarifvertrag für den ganzen Konzern festzuhalten. Eine Extrawurst, wie sie jetzt mit 1400 Euro zusätzlicher Zahlung, neuen Ausbildungs- und Beförderungsstrukturen geplant ist, sollte und könnte zwar den Lokführern für ihre herausragende Stellung im Konzern gebraten werden. Eine völlige Loslösung würde jedoch den Betriebsfrieden, der bereits jetzt in Gefahr ist, für immer zerstören. Aus gutem Grund gilt auch in anderen deutschen Konzernen das Prinzip der Tarifeinheit. Alle an einem Tisch und gemeinsam wird abgeschlossen. Deshalb gibt es hierzulande auch traditionell die wenigsten Streiktage, was die deutsche Wirtschaft beim Wachstum dynamisch hält. In anderen Ländern waren und sind solche Berufsstands-Gewerkschaften üblich. In England musste sie erst die "Eiserne Lady" Maggie Thatcher mit großer Mühe abschaffen, bevor es auch bei den Briten aufwärts ging. Die Lokführer sollten ihren Bonus bei der Bevölkerung, die ihnen bisher die Streiks nicht übel nimmt und Verständnis zeigt, nicht leichtfertig verspielen. Die Stimmung könnte bei weiteren Arbeitskämpfen umschlagen. Am Ende muss ohnehin ein Kompromiss stehen. Warum ihn also nicht jetzt schnell aushandeln?
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211/ 8382-2358 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
98439
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu der angekündigten Strom- und Gaspreiserhöhung Bielefeld (ots) - Fast neun Prozent höhere Preise beim Gas, sogar noch etwas mehr beim Strom: Mit der Vokabel »happig« sind die Tarifsteigerungen beim regionalen Versorgungsunternehmen Eon Westfalen-Weser noch freundlich umschrieben. Der Bund der Energieversorger spricht gar von einer »Kriegserklärung an Verbraucher und Politik«. Angesichts einer Umsatzrendite von elf Prozent im vergangenen Jahr beim Eon-Mutterkonzern erscheint der Vorwurf der Kritiker nicht abwegig, der Verbraucher werde »gemolken«. Doch nicht Eon allein steht in der mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Bahn/Streik Bielefeld (ots) - Die gute Nachricht vorweg: Bis zum Donnerstag werden sich die Bahnreisenden auf keine weiteren Streiks einstellen müssen. Doch in trockenen Tüchern ist noch lange nichts. Die Bahn hat zwar gestern ein neues Angebot vorgelegt, doch es ist kaum anzunehmen, dass sich die Lokführer darauf einlassen werden. Morgen oder übermorgen wird ein »klärendes Gespräch« stattfinden, von neuen Verhandlungen kann noch nicht die Rede sein. Auf den ersten Blick sieht es ja so aus, als sei Bahn-Chef Hartmut Mehdorn seinem Kontrahenten Manfred mehr...
- WAZ: Wieder einmal Krokodilstränen - Kommentar von Wilfried Beiersdorf Essen (ots) - Es ist immer das Gleiche: Wenn die Strompreise mal wieder steigen, sind Politiker mit an vorderster Front, um zu klagen - und um Krokodilstränen zu weinen. Natürlich ist es mehr als ärgerlich, dass angesichts der Milliardengewinne bei den Energieriesen die Strompreise nur noch eine Richtung haben: nach oben. Doch ist das so erstaunlich? Die Politik hat seit der Markt-Liberalisierung im Jahr 1998 fast nichts getan, um die vorhersehbare Gefahr drastisch steigender Preise einzudämmen. Im Gegensatz zum Telefonmarkt, wo die Preise mehr...
- Westfalenpost: Millimeterweit Das neue Tarifangebot der Bahn Hagen (ots) - Von Stefan Pohl Nein, einen Durchbruch bedeutet das mit Spannung erwartete neue Angebot der Bahn an ihre Lokführer nicht. Bis auf die Auszahlung bisher geleisteter Überstunden lag alles schon einmal so oder so ähnlich auf dem Verhandlungstisch. Offenbar gedachte der Staatskonzern die Mitarbeiter mit der Aussicht auf Bargeld - davon sehen sie ja sonst nicht viel - zu locken. Wenn das eine Bewegung der Bahn war, dann nur millimeterweit. Gewerkschaftschef Schell kann diese Offerte getrost zu den Akten legen, ohne seinen mehr...
- Börsen-Zeitung: Die Rückkehr der Spekulanten, Kommentar zu den Rohstoffmärkten von Frank Bremser Frankfurt (ots) - Sie sind wieder da. Nachdem sich die spekulativen Investoren an den Rohstoffmärkten lange Zeit in vornehmer Zurückhaltung geübt haben, sind sie nun wieder mit Vehemenz zurückgekehrt. Die Ergebnisse: Ein Ölpreis, der in den Steilflug übergeht, ein Goldpreis, der nun beginnt, seine Höchstmarken auszutesten. Sicherlich gibt es auch fundamentale Gründe, die die Hausse anfeuern. Es sind die üblichen Verdächtigen, die bei nahezu jedem Kurssprung angeführt werden: Für Gold und Öl sind es die Krisenangst im Nahen Osten, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|