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ROG-Rangliste der Pressefreiheit: An Spitze und Schluss verändert sich wenig / Bewegungen im Mittelfeld / SRERR 14 Uhr

Geschrieben am 16-10-2007

Berlin (ots) - SPERRFRIST: heute 14 Uhr

Reporter ohne Grenzen (ROG) veröffentlicht heute zum sechsten Mal
die Rangliste der Pressefreiheit. Sie vergleicht die Lage der
Medienfreiheit in 169 Ländern.
Schlusslichter sind nach wie vor Eritrea, Nordkorea und Turkmenistan.
An der Spitze stehen auch in diesem Jahr mit Island, Norwegen und
Estland nordeuropäische Länder.
Deutschland ist auf Rang 20. Länder wie Malaysia (124.), Ägypten
(146.) und Vietnam (162.) haben die Zensur des Internets verschärft
und sind abgerutscht.

"Die Lage in Eritrea ist desaströs. Private Medien existieren
nicht mehr und die wenigen Journalisten, die es wagen, das Regime
Issaias Afeworkis zu kritisieren, landen im Gefängnis. Mindestens
vier von ihnen sind bereits in der Haft gestorben. Wegen weiterer
Festnahmen steht Eritrea nun ganz am Ende der Liste", so ROG.

Die 14 bestplatzierten Länder liegen in Europa. Die unteren 20
Ränge belegen sieben asiatische Länder (Pakistan, Sri Lanka, Laos,
Vietnam, China, Birma/Myanmar und Nordkorea), fünf afrikanische
Staaten (Äthiopien, Äquatorial Guinea, Libyen, Somalia und Eritrea),
vier aus dem Nahen Osten (Syrien, Irak, Palästinensische Gebiete und
Iran), drei GUS-Staaten (Weißrussland, Usbekistan und Turkmenistan)
sowie Kuba.

"In Birma/Myanmar (164.) hat das Vorgehen der Militärs gegen
Demonstranten in den vergangenen Wochen erneut gezeigt, dass das
Recht auf freie Meinungsäußerung in dem Land nicht existiert.
Bedauerlich ist auch, dass China (163.) noch immer ganz unten steht.
Weniger als ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Peking ist es
fraglich, ob die so oft versprochenen Reformen umgesetzt und
inhaftierte Journalisten freigelassen werden", so ROG.

G8-Staaten: Mit Ausnahme von Russland leicht verbessert

Nur zwei G8-Staaten sind unter den ersten 20 der Rangliste: Kanada
(18.) und Deutschland (20.). An der Lage in Deutschland hat sich
wenig verändert. Erneute Ermittlungsverfahren gegen Journalisten
wegen Beihilfe zum Geheimnisverrat, gesetzliche Regelungen und
Vorschläge, die den Quellenschutz aushöhlen, Drohungen und Übergriffe
gegen Journalisten, die im rechten Milieu recherchieren sowie
Einflussnahme auf Redaktionen durch Anzeigenschaltungen haben zu
Punkten geführt.

Frankreich (31.) ist um sechs Plätze gestiegen. Journalisten
wurden nicht mehr Opfer von Gewalt wie noch Ende 2005 beim
Arbeitsstreit auf Korsika oder während der Proteste in den Vorstädten
von Paris.

Die Vereinigten Staaten rangieren auf Platz 48. Der Blogger Josh
Wolf kam nach 224 Tagen Haft frei. Der sudanesische Kameramann von
Al-Dschasira, Sami Al-Haj, wird seit Juni 2002 in Guantanamo
festgehalten. Im August dieses Jahres wurde der Journalist Chauncey
Bailey in Oakland erschossen. Der Quellenschutz ist weiterhin
gefährdet.

Italien blieb auf rang 40, auch wenn Journalisten weiterhin von
der Mafia bedroht und nicht überall ohne Gefahr arbeiten können. In
Japan (37.) haben die Angriffe auf die Presse durch militante
Nationalisten nachgelassen; das Land ist um 14 Ränge gestiegen.

In Russland (144.) sind keine Fortschritte zu verzeichnen. Der
Mord an Anna Politkowskaja im Oktober 2006 und die mangelnde
Aufklärung des Verbrechens sowie die abnehmende Vielfalt v.a. bei den
Nachrichtenmedien wiegen hier schwer.

Bulgarien und Polen sind Schlusslichter der EU

Die Mitgliedsländer der Europäischen Union sind unter den ersten
50 - mit Ausnahme von Bulgarien (51.) und Polen (56.). In Sofia
laufen Journalisten Gefahr, wegen kritischer Berichte attackiert zu
werden. Das Klima hat sich weiter aufgeheizt, weil die Anklage gegen
Polizisten fallengelassen wurde, die einen Journalisten zusammen
geschlagen hatten. In Polen weigern sich die Behörden, Pressevergehen
zu entkriminalisieren; Journalisten erhalten häufig
Bewährungsstrafen. Seit die Brüder Kaczynski an der Macht sind,
mehren sich die strafrechtlichen Verfolgungen von Medienleuten.

Die Länder in Nordeuropa schneiden wie auch in den vergangenen
Jahren am besten ab. Die Niederlande allerdings sind vom ersten auf
den zwölften Platz abgerutscht. Zwei Journalisten der Tageszeitung
"De Telegraaf" wurden zwei Tage in Gewahrsam genommen, da sie sich
weigerten, den Justizbehörden ihre Quellen zu nennen.

Dänemark zählt wieder zu den Spitzenreitern. Der Streit um die
Mohammed-Karikaturen ist beendet. Die Journalisten der Tageszeitung
"Berlingske Tidende" wurden von dem Vorwurf der "Gefährdung der
Staatssicherheit" freigesprochen.

In Spanien (33.) hat die baskische Separatistengruppe ETA ihren
Waffenstillstand gebrochen. Daher schwindet die Hoffung, dass
Journalisten wieder frei von Drohungen und Angst vor Gewalt arbeiten
können. Viele Journalisten haben Polizeischutz.

Die Türkei ist neben Russland das einzige Land Europas, in dem ein
Journalist ermordet wurde. Hrant Dink, Herausgeber der
armenisch-türkischen Zeitung "Agos", wurde im Januar von radikalen
Nationalisten erschossen. Auch wiegt der §301 des Strafgesetzbuches,
der die Beleidigung des Türkentums unter Strafe stellt, nach wie vor
schwer.

In Zentralasien gibt es keine positiven Veränderungen. So sind
etwa Usbekistan (160.) und Turkmenistan (167.) noch immer ganz unten
auf der Rangliste.

Auf- und Abstiege

Mauretanien (50.) ist seit 2002 um 88 Plätze gestiegen. Uruguay
(37.) und Nicaragua (47.) sind zum ersten Mal unter den ersten 50 der
Rangliste.

Abgerutscht sind Benin (53.) und Mali (52.). In den beiden
afrikanischen Ländern wurden Journalisten erstmals seit einigen
Jahren wieder wegen Beleidigung des Präsidenten inhaftiert. Auf dem
amerikanischen Kontinent ist El Salvador (64.) aus den Top 50
gefallen - 36 Plätze hat das Land in den letzten beiden Jahren
verloren.

Repressionen gegen Blogger nehmen zu

Mehrere Länder sind auf der aktuellen Liste abgestiegen, da sie
den freien Informationsfluss im Internet behindern und kritische
Autoren verhaftet haben. Beispiele sind Malaysia (124.), Thailand
(135.), Vietnam (162.) und Ägypten (146.)

"Das Internet wird stärker zensiert", so ROG. "Mehr und mehr
Regierungen erkennen die Schlüsselrolle des Webs im Kampf für
Demokratie und entwickeln immer ausgefeiltere Zensurmethoden. In
repressiven Staaten sind Blogger und Internetjournalisten inzwischen
genauso Zielscheibe von Repressionen wie schon die traditionellen
Medien."

Mindestens 64 Menschen sind derzeit weltweit wegen
Veröffentlichungen im Internet im Gefängnis. China bleibt mit 50
Inhaftierten Vorreiter bei dieser Form der Unterdrückung. Acht
Internetdissidenten werden derzeit in Vietnam festgehalten. In
Ägypten erhielt der Blogger Kareem Amer vier Jahre Haft, da er
Präsident Mubarak und den Einfluss des Islam an den Universitäten
kritisiert hatte.

Krieg und Frieden

Kriege erschweren und gefährden die Arbeit von Journalisten enorm
in Sri Lanka (156.), dem Irak (157.) und in Somalia (159.).
Zahlreiche Journalisten sind dort ums Leben gekommen; auch die Zensur
nahm zu. Die Kriegsparteien weigern sich, die Rechte von Journalisten
anzuerkennen und beschuldigen sie häufig, die jeweils andere Seite zu
unterstützen.

Die Kämpfe zwischen Fatah und Hamas schränken die Pressefreiheit
in den Palästinensischen Gebieten (158.) stark ein. Journalisten
wurden attackiert, gekidnappt und verhaftet, Redaktionsbüros
verwüstet. Sowohl palästinensische als auch die wenigen ausländischen
Journalisten werden von beiden Seiten bedroht.

Nepal (137.) ist um 20 Ränge aufgestiegen. Nach dem Ende des
Bürgerkrieges entwickelt sich das Land in eine demokratische
Richtung. Grundfreiheiten sind wieder gewährleistet und Medien können
frei berichten.

Methode

Reporter ohne Grenzen hat für die Rangliste 167 Länder ausgewertet
(die USA und Israel wurden zweimal gelistet: für das Land selber und
das Vorgehen im Irak bzw. in den Palästinensischen Gebieten). Die
Menschenrechtsorganisation hat sich mit 50 Fragen zur Situation in
den jeweiligen Ländern an ihre Partnerorganisationen, ihr
Korrespondenten-Netzwerk sowie an Journalisten, Rechercheure,
Juristen und Menschenrechtler gewandt. Berücksichtigt wurde der
Zeitraum von September 2006 bis Ende August 2007.

SPERRFRIST: heute 14 Uhr

Die komplette Rangliste, den Fragenkatalog sowie weitere
Informationen ab 14 Uhr unter www.reporter-ohne-grenzen.de
oder vorab bei:

Originaltext: Reporter ohne Grenzen e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/51548
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_51548.rss2

Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Katrin Evers
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de
Fon +49/30/615 85 85
Fax +49/30/614 56 49


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