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WAZ: Metropolregion Das Ruhrgebiet ist auf gutem Weg - Leitartikel von Thomas Wels

Geschrieben am 16-10-2007

Essen (ots) - Eine Region bläst zum Aufbruch. Wieder einmal,
könnten Kritikaster einwenden, versucht der Pott sein graues Image
abzulegen, versucht sich dank seiner zentralen Lage und der schieren
Größe seines Einzugsgebietes zur Metropole aufzuschwingen, wo doch
trister Strukturwandel seinen Niederschlag in ebenso tristen
Arbeitslosenstatistiken findet.

Wie falsch eine solche Fernsicht auf die Metropolregion ist,
zeigt nicht nur der Zukunftskongress des Inititiativkreises
Ruhrgebiet, das zeigen auch länger zurückliegende Zahlen des
Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung. Zwischen
den Jahren 2000 und 2004 ist das Ruhrgebiet mit durchschnittlich 0,9
Prozent im Jahr stärker gewachsen als das Rheinland mit 0,7 und
Westfalen mit 0,2 Prozent.

Es tut sich also was, auf niedrigem Niveau, klar, aber die
Dynamik ist da. Und die gilt es zu nutzen. Dem Initiativkreis ist zu
danken, dass er den Blick nicht nur für die ökonomischen Stärken
schärft, sondern auch die Schwächen benennt. Mit der Altlast, die die
Struktur der Großbetriebe aus Kohle und Stahl an Ruhr, Emscher und
Lippe seit dem 19. Jahrhundert hinterlassen hat, wird die
Metropolregion noch lange zu kämpfen haben. Die Staus und das einer
Metropole unwürdige Nahverkehrsnetz sprechen Bände. Ebenso der
ausgedünnte Mittelstand, der Jahrzehnte lang nur als Mauerblümchen an
den Backsteinziegeln der Montan- und Kohleindustrie seine
Existenzberechtigung hatte. Kohle und Stahl sind Vergangenheit, aber
eine, die Selbstbewusstsein schafft: Hier und nirgendwo anders ist
der Aufbau Deutschlands aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges ins
Werk gesetzt worden. Die Geschichte bleibt, es bleibt auch die
einmalige Integrationsfähigkeit dieses Menschenschlages an der Ruhr:
eingedenk von Ernst Kuzorra selig.

Was wir noch brauchen: Eine mentale Klammer für das
Selbstverständnis, weil Kohle und Stahl abhanden gekommen sind; ein
Dach über die Kirchtürme von Dortmund und Essen, von Bochum und
Gelsenkirchen bis Duisburg hinweg. Auch das wächst, den Willen zur
Zusammenarbeit in der Regionalplanung oder bei Hochschulen
vorausgesetzt. Die kulturelle Vielfalt ist da, die liebenswerten
Stadtteil-Szenen ebenso, die Loveparade im Ruhrgebiet, in Essen, war
ein voller Erfolg. Die Kreativen - ob Designer oder Musiker oder
Kulturschaffende - siedeln in den Industriedenkmälern und schaffen
Neues. Gewiss: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Aber den
Frühling, und der ist besser als November.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

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Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de


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