LVZ: Zukunftsforscher Matthias Horx: Bei Gesundheits- und Rentenreform Abschied vom Versorgungsstaat
Geschrieben am 28-04-2006 |
Leipzig (ots) - Schluss mit Schlampigkeit bei privater Gesundheitsvorsorge: "Ernährt Euch gesünder, habt mehr Sex" / Steigende Lebenserwartung eröffnet neue Chancen: Mehr Seniorenarbeit, sehr erfahrene Konsumenten / Breite Altersarmut wird es trotz sinkener Renten nicht geben
Leipzig. Die Reform der Sozialsysteme wird einen radikalen Mentalitätswandel in Deutschland einleiten. Bei Rente und Gesundheit wird es künftig keinen Versorgungsstaat mehr geben, sagt der renommierte Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx im Gespräch mit der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe). "Der Staat kann eine Grundversorgung sichern, aber nicht mehr alle Lebenslagen absichern, wie in der Industriegesellschaft, wo eine überwältigende Mehrheit der Menschen in sehr vergleichbaren Lebensverhältnissen lebte und sich deshalb auch staatlich verwalten ließ". Der moderne Staat sei eher ein "Onkel-Staat", der seinen Bürgern bei wichtigen Chancen-Grundlagen, wie zum Beispiel der Bildung, unter die Arme greife. "Aber er wird ihnen auch mit der Botschaft auf die Schulter klopfen: ,Hier musst Du Dir selbst was einfallen lassen".
Im Gesundheitssystem sei angesichts der rapide steigenden Lebenserwartung ein Paradigmenwechsel zu mehr Prävention dringend notwendig. "Wir müssen uns von der bloßen Systemmedizin verabschieden. Die unglaubliche Schlampigkeit, mit der viele Menschen mit ihrer Gesundheit umgehen, ist ja auch ein Problem für uns alle - wir zahlen ja alle die Zeche." Der Staat dürfe beim Gesundheitsbewusstsein nicht länger wegschauen. "Wir müssen den Leuten deutlich sagen: Bewegt Euch mehr, ernährt Euch gesünder, habt mehr Sex - sonst können wir das Gesundheitssystem nicht mehr bezahlen."
Die steigende Lebenserwartung sieht Horx als "kostbare Chance" und "etwas ungeheuer Positives." Für eine funktionierende Seniorenrepublik seien neben Anpassungen in den Finanzierungskonzepten vor allem eine andere Altersmentalität notwendig. "Es gilt, die biographische Phase zwischen 55 und 80 zu erschließen. Man kann dort noch viel lernen, sich verändern, weise werden - es ist ein Möglichkeitsland, kein Schreckensland mehr." Darauf müssten sich aber auch dringend Arbeitgeber einstellen. "Manager, Künstler, aber auch viele Menschen in Dienstleistungs- und Wissensberufen, werden erst richtig gut im Beruf, wenn sie 60 sind. In diesem Alter kann eine neue Aufbruchsphase entstehen, in der wir uns weiterbilden, reisen, in der wir Interessen und Hobbys pflegen - und warum nicht auch eine neue Berufsphase beginnen." Andere EU-Länder, wie beispielsweise Island, wo 70 Prozent der 60-Jährigen noch im Beruf sind, seien da bereits Deutschland weit voraus.
Künftige Markt-Gewinner sind laut Horx die "jungen Alten". "Diese Gruppe zwischen 55 und 65 hat nicht nur das meiste verfügbare Einkommen aller Generationen, sie sind auch die neue Erbengeneration - sie erben nämlich von ihren 80jährigen Eltern." Die Unternehmen würden schon bald ihre Angebotspaletten deutlich auf Seniorenbedürfnisse ausrichten. Allerdings müssten die Firmen sich vom traditionellen Rentner-Bild des "rüstigen Passiven" verabschieden. "Wir werden eher den reifen Individualisten haben, der keine Lust mehr auf Butterfahrten und andere Bevormundungen hat." Die meisten solventen Rentner seien "sehr erfahrene Konsumenten, die nach Qualität und vor allem guten Dienstleistungen suchen."
Die Gefahr einer Altersarmut sieht Horx dagegen nicht. "Derzeit sind immer mehr Junge bereit, früher mit der Vorsorge fürs Alter anzufangen. Die freiwilligen Rentenversicherungen haben sich in den letzten zehn Jahren verachtfacht. Die Alterunsgdebatte schafft allmählich auch ein neues Bewusstsein dafür."
Matthias Horx ist Gründer des Zukunftsinstituts in Kelkheim bei Frankfurt am Main und in Wien. Er ist Autor zahlreicher Bestseller zu Zukunfts-Themen.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
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