ots.Audio: Akuter Ärztemangel in Deutschland: "Die Lücken im Netz werden immer größer" - Der Arztberuf wird immer unattraktiver: Mehr und mehr niedergelassene Mediziner finden keine Praxis-Nachfolger
Geschrieben am 24-10-2007 |
Stuttgart/Rosenberg (ots) -
- Querverweis: Audiomaterial ist unter http://www.presseportal.de/audio und http://www.multimedia.mecom.eu abrufbar -
Anmoderation: Gibt's bei Ihnen in der Nähe noch einen Hausarzt? Wenn Sie auf dem Land leben, haben Sie dann zum Teil schon großes Glück. Denn nicht nur im Osten, sondern in ganz Deutschland wird der Ärztemangel immer deutlicher spürbar. Gerade im niedergelassenen Bereich, und besonders bei den Hausärzten, ist das Problem viel größer als die meisten von uns ahnen, sagt Ekkehard Ruebsam-Simon vom Ärzteverbund MEDI Deutschland:
1. O-Ton Ekkehard Ruebsam-Simon: Es gibt eine gravierende Überalterung der Ärzteschaft. Das sind Zahlen, die können sich viele nicht vorstellen. In den nächsten fünf Jahren werden beispielsweise 41.000 Ärzte in den Ruhestand gehen. Allein im Jahr 2011 rechnet man mit 6.000 Ärzten, die ihre Praxis aufgeben müssen. (0:17)
Einer von ihnen ist Dr. Christoph Ebert, seit mehr als 30 Jahren Hausarzt. Seine Praxis betreibt er in Rosenberg, einer Gemeinde mit gut 2.000 Einwohnern im Ostalbkreis in Baden-Württemberg. Er ist Anfang 60, hat mehrere Bypass-OPs hinter sich und sucht seit mehr als einem Jahr einen Nachfolger für seine Praxis.
2. O-Ton Dr. Christoph Ebert: Es hat also nicht funktioniert bei mir. Mein Eindruck ist, dass die Kollegen eigentlich zum Teil ganz gern vom Krankenhaus weg gingen. Aber wir stehen rein wirtschaftlich nicht so gut da, dass wir Kollegen so leicht locken könnten. (0:12)
Die Zeiten, in der Hausärzte ihre Praxis noch für gutes Geld verkaufen konnten, sind vorbei. Zu unattraktiv sind die Rahmenbedingungen für die jungen Mediziner, so MEDI-Experte Ruebsam-Simon. Denn nur 15 Prozent der Versichertenbeiträge fließen in die Arztpraxen. Und fast ein Drittel seiner Leistungen an Kassenpatienten, so schätzt der Hausarzt, bekommt er nicht bezahlt.
3. O-Ton Ekkehard Ruebsam-Simon: Das gesamte Gesundheitssystem ist unterfinanziert. Ärzte, sowohl im Krankenhaus als auch in der Praxis, sind unterbezahlt, die sind zeitlich überlastet. Und der dritte Punkt: Die Bürokratie überwuchert alles. (0:12)
Die Folge: immer weniger junge Ärzte haben Lust, sich auf den Hausarztberuf einzulassen. Stattdessen wandern immer mehr von ihnen ins Ausland aus oder wechseln gleich die Seiten und arbeiten zum Beispiel für die Pharmaindustrie. Nur noch sechs von zehn ausgebildeten Ärzten gehen in die eigentliche Patienten-Versorgung. Die Folge für die Patienten: die Praxislandschaft wird mehr und mehr ausgedünnt.
4. O-Ton Ekkehard Ruebsam-Simon: In Zukunft werden Sie auf die Suche gehen müssen nach Ihrem Hausarzt, lange Anfahrzeiten in Kauf nehmen. Dieses Netz, wofür Deutschland eigentlich bekannt ist, dieses Netz zerreißt allmählich, das heißt die Lücken im Netz werden immer größer. (0:15)
Für die Patienten von Dr. Ebert in der 2.000-Einwohner-Gemeinde Rosenberg heißt das konkret: den nächsten Arzt finden Sie im Nachbarort. Wenn überhaupt.
5. O-Ton Dr. Christoph Ebert: Die Patienten, die zu Fuß in die Praxis kommen, ältere Leute, die sind nicht mehr in der Lage, so ohne weiteres andere Praxen zu besuchen. (0:08)
Auch deshalb macht Dr. Ebert vorerst noch weiter. Aber langfristig heißt es wohl nicht nur in Rosenberg: Arztpraxis Fehlanzeige.
Abmoderation: Der Ärzteverbund MEDI Deutschland sagt: Der Hausärztemangel in Deutschland ist längst Realität. Und in den nächsten Jahren wird sich das Problem noch verschärfen.
ACHTUNG REDAKTIONEN: Das Tonmaterial ist honorarfrei zur Verwendung. Wir bitten jedoch um einen Hinweis, wie Sie den Beitrag eingesetzt haben an desk@newsaktuell.de.
Originaltext: MEDI Deutschland Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/61059 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_61059.rss2
Pressekontakt: Ansprechpartner: MEDI Deutschland, Angelina Schütz, 0711 806079 73 all4radio, Wolfgang Sigloch, 0711 3277759 0
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