Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Integration:
Geschrieben am 28-09-2010 |
Bielefeld (ots) - Integrationsprobleme sind Minderheitenprobleme.
Die weitaus überwiegende Mehrheit der Einwanderer in Deutschland
kommt zurecht. Und die Einheimischen, wir Einheimischen, kommen mit
ihnen zurecht. Das wird in der Integrationsdebatte zu wenig
berücksichtigt. Migrationsforscher beklagen dies. Die Einwanderer
selbst fühlen ihre Lebensgeschichten entwertet, wenn die sie
aufnehmende Gesellschaft nur auf die schwarzen Schafe blickt.
Gleichwohl bleibt das Problem mit der Minderheit bestehen. Es ist
kein kleines Problem. Menschen mit Migrationshintergrund tauchen in
der Arbeitslosen- oder Kriminalitätsstatistik überproportional, in
der Abiturstatistik im Hinblick auf ihren Bevölkerungsanteil aber
unterproportional auf. Es mangelt also am Bildungserfolg und am
Einhalten der gesellschaftlichen Regeln. Darum darf man nicht
herumreden. Aber was ist zu tun? Am Anfang sollte die Analyse der
unbestreitbaren Versäumnisse vergangener Jahrzehnte stehen. Da ist
zunächst der offenbar fehlende Wille oder Ehrgeiz einiger
Einwandererfamilien, tatsächlich in Deutschland anzukommen und sich
hier weiterzuentwickeln. Das ist an mangelnden Sprachkenntnissen
festzumachen, an der Distanz zu gesellschaftlichen Werten, auch an
den festen Banden in die alte Heimat, die vielfach immer noch die
eigentliche Heimat ist. Hier sind die Einwanderer selbst gefragt. So
weit zur Bringschuld. Doch auch die Holschuld ist beträchtlich. Die
deutsche Gesellschaft und vorne weg die Regierungsparteien aller
Lager haben sich jahrzehntelang nicht um den Integrationserfolg der
damals so genannten Gastarbeiter geschert. In dem Begriff steckt ja
schließlich die Erwartung, dass die Gäste wieder gehen. Sind sie aber
nicht. Die Mehrheitsgesellschaft hat es in dieser Zeit versäumt, die
Einwanderer bei der Eingliederung und Anpassung zu unterstützen.
Nicht finanziell, da hat sich Deutschland nichts vorzuwerfen. Aber
inhaltlich: bei der Hilfe zur Selbsthilfe und bei der Formulierung
von Erwartungen. Lange war dies politisch verpönt, weil man sich
seiner eigenen Position als Nation nicht sicher war: Durfte man denn
von anderen verlangen, deutsch zu werden? Man darf, darüber gibt es
heute einen Konsens, der politisch weiter nach links reicht, als man
sich das in den achtziger und neunziger Jahren vorstellen konnte. Die
Formulierung von Erwartungen in Kombination mit echter Hilfe ist das,
was die Mehrheitsgesellschaft leisten kann. Wichtig sind dabei
Erzieher und Lehrer mit Migrationshintergrund. Sie können als
Vorbilder dienen. Solche Bildungsaufsteiger sprechen auch eine
deutlichere Sprache, wenn es darum geht, bei allem Verständnis und
aller Geduld Widerstände zu überwinden. Sie mussten sich selbst
anstrengen und sind deshalb nicht zaghaft, daran zu erinnern, dass es
im Leben wenig geschenkt gibt.
Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
291971
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Machtkampf in Moskau: Bielefeld (ots) - Ein Kreml-Herr hat ihm die Macht gegeben, ein
Kreml-Herr hat sie ihm genommen. So ist das Geschäft. Das musste Juri
Luschkow erleben, nachdem er gestern seinen Posten als Moskauer
Bürgermeister verloren hat. Luschkow hat hoch gepokert und verloren.
Er hielt sich für unersetzlich und lehnte bis zuletzt einen
geordneten Rückzug ab. Er wollte die Signale in den Staatsmedien
nicht wahrnehmen, die ihn mit Hetzkampagnen aus dem Amt drängen
wollten. Weil all das nicht fruchtete, hat Staatspräsident Dmitri
Medwedew seinem mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Abklemmen von der Schuldendroge Berlin (ots) - Nicht wenige in der Berliner SPD und beim
Koalitionspartner von der Linkspartei dürften insgeheim ganz froh
sein, wenn der Kelch erst einmal an ihnen vorüberginge. Rot-Rot muss
ja, wenn die Wahlprognosen stimmen, eh nicht mehr umsetzen, was die
Senatoren heute in der Finanzplanung bis 2014 festgelegt haben: Die
Stadt soll ihr Defizit, sofern es nicht aus Einnahmeausfällen wegen
einer Wirtschaftskrise herrührt, bis 2020 komplett abbauen. Neue
Kredite aufzunehmen, um in normalen Jahren laufende Ausgaben zu
bezahlen, mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Luschkow / Russland Osnabrück (ots) - Am Führungsduo gescheitert
Den politischen Abgesang auf Juri Luschkow erlebte das russische
Volk bereits vor einigen Wochen, als die Allianz der staatlich
gelenkten Fernsehsender ihn zur besten Sendezeit öffentlich
demontierte. Bürger wie Beobachter fragten sich seither: Geht Moskaus
Bürgermeister von selbst, oder wird er gefeuert?
Schließlich wird ihm im Zusammenhang mit den Bau- und
Immobiliengeschäften seiner milliardenschweren Ehefrau Korruption im
großen Stil zur Last gelegt. Da lässt der Kreml bekanntlich mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Gesundheitsreform Osnabrück (ots) - Die alten Frontstellungen
Über Monate haben sich die Koalitionsparteien mit internem Streit
selbst blockiert, nicht zuletzt in der Gesundheitspolitik. In diesen
Wochen dagegen fasst die Regierung viele Beschlüsse und zeigt sich
einig. Und so präsentiert Schwarz-Gelb endlich auch bei der
Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung ein deutlicheres
Profil. Dagegen formiert sich nun ein breiter Protest.
Hartnäckig und erbittert kämpft ein linkes Bündnis von Parteien,
Verbänden und Gewerkschaften gegen mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Minderheitskabinett Holland Osnabrück (ots) - Klima nicht weiter vergiften
Ministerpräsident der Niederlande wird Mark Rutte von den
Rechtsliberalen, doch der heimliche Premier heißt Geert Wilders. Der
Islamgegner will mit seiner Partei für Freiheit die
Minderheitenregierung von Rechtsliberalen und Christdemokraten
tolerieren.
Noch fehlt zwar die Zustimmung von Königin Beatrix zu dieser
fragilen Konstruktion, aber es dürfte ihr keine Wahl bleiben, als
Wilders hoffähig zu machen. Angesichts der Verweigerungshaltung des
linken Lagers gibt es keine mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|