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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Leiharbeit

Geschrieben am 30-09-2010

Bielefeld (ots) - Da hat die Stahlbranche wirklich mal ein heißes
Eisen angepackt. Mit dem Beschluss der Tarifparteien in
Nordwestdeutschland, dass Leiharbeiter von nun an in den Betrieben
genauso zu entlohnen sind wie die Stammbelegschaft, setzten sie ein
Zeichen, an dem schon die Metall- und Elektroindustrie kaum vorbei
kommen wird. Die IG Metall wird es als Erfolg verbuchen und das Eisen
schmieden, so lange es glüht. Mit der Leiharbeit ist es wie mit der
in jüngster Zeit noch viel mehr gerühmten Kurzarbeit: Beide haben den
deutschen Arbeitsmarkt in der Krise so stabilisiert, dass die
Wirtschaft um Massenentlassungen weitgehend herumgekommen ist. Das
sicherte nicht nur den sozialen Frieden, sondern ermöglicht auch den
Unternehmen. bei anspringender Konjunktur jetzt sofort wieder
durchstarten zu können. Die Leiharbeit, bei ihrer Einführung in den
frühen achtziger Jahren zunächst als Schmuddelkind schlecht
angesehen, ist für viele Unternehmen heute unverzichtbar. Sie
ermöglicht, Schwankungen in der Nachfrage auszugleichen, ohne sofort
verdiente und qualifizierte Facharbeiter aus der Stammbelegschaft
entlassen zu müssen. Doch wie jede Medizin bewirkt Leiharbeit nicht
nur Gutes. Zu den Nebenwirkungen gehört eine Zweiklassengesellschaft
in den Betrieben. Noch schlimmer ist, dass Leiharbeit in Fällen von
Überdosis zu bleibenden Schäden im Unternehmen und darüber hinaus
führt. Schließlich ist das Know-how nirgendwo so sicher verwahrt wie
in der Stammbelegschaft. Verlässt sich ein Unternehmer zu sehr auf
die Leiharbeitsfirma, läuft er Gefahr, gegenüber der in- und
ausländischen Konkurrenz in Rückstand zu geraten. Nun ist das
Know-how nicht in jedem Unternehmen und in jeder Branche gleich
wichtig. Die Drogeriemarktkette Schlecker nutzte Leiharbeit, um die
Löhne in ihren Filialen flächendeckend zu drücken. Eine solche
Spirale nach unten, an deren Ende eine Verkäuferin nicht einmal das
Existenzminimum sicher hat, ist nicht im Interesse der Gesellschaft.
Deshalb wurde in den vergangenen Monaten die Forderung immer lauter,
dass der Gesetzgeber die Leiharbeit so regeln müsse, dass Lohndumping
ausgeschlossen werden könne. Die tarifvertragliche Einigung, mit der
jetzt eine Branche voran geht, ist in jedem Fall der bessere Weg.
Andere müssen folgen. In der Stahlbranche, die mit 85 000
Beschäftigten eher klein ist und mit ganz wenigen Leiharbeitern
auskommt, war die Einigung vergleichsweise einfach. Anders sieht es
schon in der Metall- und Elektroindustrie aus - nicht nur wegen der
viel größeren Zahl von mehr als drei Millionen Beschäftigten, sondern
auch wegen der sehr unterschiedlichen Zusammensetzung der Betriebe.
Da kämpft der kleine Maschinenbauer mit ganz anderen Renditen und
Randbedingungen als etwa der Volkswagenkonzern. Leiharbeit ist
unverzichtbar. Sie ist so wertvoll, dass sie auch ordentlich bezahlt
werden muss.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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