Westdeutsche Zeitung: Friedensnobelpreis = von Martin Vogler
Geschrieben am 08-10-2010 |
Düsseldorf (ots) - Auch wenn Helmut Kohl wiederum leer ausging Hut
ab vor dem Mut zu dieser Wahl
Martin Vogler
Im Internet kursiert eine ironisch-bissige Frage: Wann war
eigentlich das letzte Jahr, in dem Helmut Kohl nicht für den
Friedensnobelpreis nominiert wurde? Angeblich richtige Antwort: 1988,
also das Jahr, bevor die Mauer fiel. Die Schmonzette zeigt das
Dilemma, in dem der geistig rege aber körperlich angeschlagene
Kanzler der Deutschen Einheit und Mitgestalter der europäischen
Entspannung steckt.
Er selbst ist überzeugt davon, die Auszeichnung verdient zu haben.
Doch selbst 1992, als ihn der ehemalige sowjetische Präsident
Gorbatschow vorschlug - oder 2007, als es EU-Präsident Barroso tat -
half das alles nichts. Und Kohl läuft die Zeit davon. Auch wenn er
gestern trotzig betonte, man solle mal in Ruhe abwarten, weiß er ganz
genau, dass das von ihm oft erfolgreich angewandte Rezept des
Aussitzens diesmal nicht funktionieren dürfte. Denn auch 2011 könnte
es gute andere Kandidaten geben. Das ist tragisch für Helmut Kohl.
Doch auch er wird an der Wahl nichts zu mäkeln haben. Die
Entscheidung für den chinesischen Bürgerrechtler Liu Xiaobo kann und
darf nirgendwo auf Kritik stoßen. Ausgenommen bei einigen, allerdings
sehr mächtigen chinesischen Betonköpfen. Doch auch gerade deshalb
gilt: Hut ab vor dem Mut zu dieser Wahl.
Vor allem hat das Komitee damit bewiesen, dass es tatsächlich frei
von Beeinflussung durch Regierungen ist. Dabei geht es nicht allein
um die Wut, die es in Peking ausgelöst hat, sondern auch um die
kolportierten Versuche der Einflussnahme durch die norwegische
Regierung. Diese verspürt wohl Angst vor dem Zorn aus Fernost. Denn
China ist zwar ein immer wieder getadelter Staat mit frappierenden
Menschenrechtsverletzungen, andererseits aber heute schon eine
gigantische Wirtschaftsmacht. Mit dieser macht man gerne Geschäfte
und träumt von riesigen Exportmärkten. Mindestens Norwegen hat da
jetzt schlechte Karten. Doch viel wichtiger ist das klare Signal, das
das Komitee ausgesendet hat.
Es wird dem Regime in China schwer fallen, die
Nobelpreis-Information zu unterdrücken, selbst wenn Chinas
Suchmaschinen seit gestern das Wort Nobel nicht mehr kennen.
Demokratie und Menschenrechte in China haben zumindest einen kleinen
Sieg errungen.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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