Lausitzer Rundschau: Ein Symbol für Lateinamerika Verschüttete Bergleute in Chile werden gerettet
Geschrieben am 13-10-2010 |
Cottbus (ots) - Gute Nachrichten sind in Lateinamerika in diesen
Tagen ein rares Gut. Die Beben von Haiti und Chile, der Drogenkrieg
in Mexiko, die Gewalt in Kolumbien. Und am 5. August schien sich
dieses Buch durch ein weiteres Kapitel fortzuschreiben, als die
Kupfer- und Goldmine in der Atacama-Wüste kollabierte. Aber was wie
eine Tragödie begann, wird nach Lage der Dinge als das Wunder in der
Wüste in die Geschichte eingehen. Von der Rettung der Kumpel geht ein
Symbol der Solidarität aus, das in den vergangenen Jahren immer
seltener geworden ist. Nicht nur in Lateinamerika. Wir lassen keinen
zurück, wir halten durch, wir tun alles, um euch rauszuholen, das ist
das Zeichen, das all das überstrahlte. Chile hat mit internationaler
Hilfe alles Unmögliche möglich gemacht und immer daran geglaubt, dass
die Rettung machbar ist. Der mediale Overkill, den dieses Ereignis
ausgelöst hat, erklärt sich zum Teil daraus. Zum anderen liegt die
große Anteilnahme auch genau darin begründet, dass in Chile von
Anfang an die Gewissheit spürbar war, dass sich die Dinge zu einem
glücklichen Ende fügen werden. Genau das unterscheidet das Drama aus
der Atacama-Wüste von dem Erdbeben in Haiti, das in seinen
Dimensionen zigtausendfach zerstörerischer war. Aber Haiti wird nach
dem Beben genauso ein Sozialfall bleiben, wie es das Land zuvor schon
war. Aber unter all dem Jubel über das persönliche Glück kommt
manchmal zu kurz, dass diese Havarie vermeidbar gewesen wäre. Denn
die Minengesellschaft, die Eigentümerin der Unglücksmine ist, hatte
an den vorgeschriebenen Sicherheitsstandards gespart. Es fehlten
Leitern an den Notausgängen, und die Trennwände der Stollen wurden
mehr als erlaubt ausgedünnt. Zudem hatte es in der Mine schon viele
Unfälle gegeben, manche mit tödlichem Ausgang. Doch immer wieder
wurde das Bergwerk wiedereröffnet, weil der Staat Druck machte und
mit dem Wegfall der Arbeitsplätze argumentierte. Die staatliche
Aufsichtsbehörde Sernageomin verfügt nur über 18 Fachkräfte, denen
die Aufsicht über alle Minen Chiles obliegt. Eine unlösbare Aufgabe,
zumal der Bergbau die Hälfte der Devisen des Landes generiert.
Originaltext: Lausitzer Rundschau
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