Rheinische Post: Gott in San José
Geschrieben am 15-10-2010 |
Düsseldorf (ots) - Ins weltweite Konzert unserer Jubelrufe über
die Rettung der 33 Bergleute aus Chile mischte sich auch diese
glaubensgewisse Botschaft: "Gott hat gewonnen!" Das atmete viel
Zuversicht, das war eine frohlockende Mutmachzeile. Und doch ist sie
falsch: Denn Gott gewinnt nicht und verliert nicht; weil Gott kein
Spieler ist. Auch taugt der Triumph von San José nicht zum
Gottesbeweis. So wenig Gott die vielen tausend Menschen in
Südostasien vor sechs Jahren mit dem Tsunami bestrafte, so wenig hat
er nun die Bergleute und deren Familien in Chile belohnt. Wer Gott
eine solche willkürliche Macht über Leben und Sterben zuspricht,
weist am Ende nur die eigene Verantwortung von sich. Die dramatischen
und auch wundersamen Ereignisse von San José öffnen vor christlichem
Hintergrund allerdings die Augen für jene Geste bedingungsloser
Teilnahme: Mit einem Gott, der bei den eingeschlossenen Bergleuten
hockte, mit ihnen litt und mit ihnen gerettet wurde; mit einem Gott,
der bei den Angehörigen in den kalten Zelten saß und mit ihnen um die
Männer fürchtete; mit einem Gott, der den Rettungskräften zur Seite
stand und mit ihnen die immense Verantwortung teilte. Gott ist ein
schlechter Superman; er flitzt nicht durch unsere Welt und rettet
alles und jeden. Aber er ist stets gegenwärtig, im Leiden wie im
Triumphieren. Und: Er verwandelt San José, indem er der
Rettungsaktion über den Tag hinaus Bedeutung gibt. Sicher, am Ende
war es auch ein Sieg unserer Technik; es wurde getan, was wir so
treffend das "Menschenmögliche" nennen - ein Wort, das bei allem
Fortschritt doch immer auch auf unsere Grenzen weist. Die Botschaft
von San José meint keine technischen Hochleistungen. Die Bergleute
selbst sind die Botschaft: Mit ihren Tagen in Dunkelheit, Einsamkeit
und mitunter auch in Hoffnungslosigkeit haben sie etwas vom Wert
unseres Lebens erfahren. Ihr Glück erinnert uns daran, dass kein
Leben selbstverständlich ist. Die lachenden 33 aus San José rufen uns
zu: Es gibt keinen Alltag, den man einfach so verleben sollte, als
sei man geradewegs unsterblich und als käme es deshalb auf den einen
oder anderen Kalendertag nicht an. Das schier unglaubliche Glück des
Überlebens wird zum Lobgesang auf das Leben selbst. Darin liegt seine
Kraft; und genau darin liegt die Faszination für Millionen von
Menschen auf dieser Welt, die ihre Augen nicht von den Bildern dieses
Glücks aus Chile lassen konnten. In Platons Höhlengleichnis treten
zuletzt die Menschen aus der Dunkelheit heraus und werden geblendet
vom Licht. Plötzlich erblicken sie etwas, was wahr und wahrhaftig
ist. Es ist auch die Geschichte von San José. Wir sollten sie zu
unserer Geschichte machen.
Originaltext: Rheinische Post
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