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Börsen-Zeitung: Das Bernanke-Spiel, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 15-10-2010

Frankfurt (ots) - Noch vor wenigen Tagen sah es so aus, als ob die
Rohstoffpreise nur eine Richtung kennen: nach oben. Zum
Wochenausklang hat sich die Stimmung an den Commodity-Märkten
verändert. Es ist zu leichten Gewinnmitnahmen gekommen. So ist der
Goldpreis auf 1365 Dollar je Feinunze gesunken, nachdem er am
Donnerstag mit 1387 Dollar wieder einmal ein Rekordniveau erreicht
hatte. Aber nicht nur beim Goldpreis gibt es eine gewisse Beruhigung.
Auch der in den vergangenen Tagen so extrem feste Kupferpreis hat am
Freitag leicht nachgegeben. Das Metall handelte am Freitag bei 8376
Dollar je Tonne, dies ist in der Spitze 1% weniger als am Vortag, als
mit 8490 Dollar ein Preisniveau gesehen wurde, das es seit 27 Monaten
nicht mehr gegeben hat. Und sogar bei der Rally der Agrarrohstoffe
hat es am Freitag eine Pause gegeben.

Sollte sich damit ein Ende der Hausse oder zumindest eine
Korrektur ankündigen? Viele Rohstoffanalysten sehen dies derzeit noch
ganz anders. So hat gerade jetzt die selbst stark an den
Commodity-Märkten engagierte US-Bank Goldman Sachs bemerkenswert
optimistische Schätzungen für die Rohstoffpreise veröffentlicht. So
sei in der Goldanlage auf Sicht von zwölf Monaten eine Rendite von
satten 30% zu erwarten, nachdem im September mit dem Edelmetall
bereits 17% zu verdienen waren. Bei den Industriemetallen seien
zwischen 15 und 25% drin, betonen die Analysten.

Und selbst bei den Energieträgern, deren Preise wegen der stark
eingetrübten konjunkturellen Aussichten eher gedrückt sind, soll sich
für die Anleger alles zum Besseren wenden: Die Goldman-Experten haben
auf Zwölfmonatssicht ein Renditepotenzial von erstaunlichen 27%
identifiziert. Allzu optimistische Analystenmeinungen sind allerdings
oft ein Anlass zu erhöhter Vorsicht gewesen. Man fühlt sich an
Goldmans 200-Dollar-Ölpreisprognose vom Mai 2008 erinnert, die eine
etwas zweifelhafte Berühmtheit erlangte, weil sie kurz vor einem
steilen Verfall des Ölpreises kam.

Nun wäre es zu früh, um aus den Tagesbewegungen bereits auf ein
Ende des nach oben weisenden Trends zu schließen. Eines ist jedoch
klar: An den Rohstoffmärkten, aber auch bei anderen Asset-Klassen wie
Aktien, wird derzeit das Bernanke-Spiel gespielt: Die Anleger setzen
darauf, dass die Fed in Kürze die Märkte erneut mit Liquidität fluten
wird, um die konjunkturelle Erholung in den USA am Leben zu erhalten.
Am Freitag hat der bereits erwähnte Ben Bernanke als oberster
US-Notenbanker den bisher klarsten Hinweis gegeben, dass er bald zur
Tat schreiten wird. In einer Rede ging er ausführlich auf die
volkswirtschaftlichen Risiken einer anhaltend hohen Arbeitslosigkeit
und sogar einer deflationären Abwärtsspirale ein. Bernanke sagte zwar
nicht, wann und wie die Fed im Detail eingreifen wird, das war aber
auch gar nicht nötig. Er erwähnte ausdrücklich den Rückkauf von
Staatsanleihen als erste Option, was den Marktakteuren einen
hinreichend genauen Eindruck gegeben hat.

Erstaunlicherweise haben die Rohstoffmärkte nicht mit einem
frischen Kursschub reagiert. Dies könnte darauf hindeuten, dass der
Effekt der erwarteten Flutung der Märkte mit Liquidität allmählich
ausläuft und der Blick auf die fundamentalen Gegebenheiten
zurückkehrt. Dann sollte wieder stärker Beachtung finden, dass
beispielsweise der Goldpreis im Wesentlichen durch Finanzinvestoren
getrieben wird, während die physische Nachfrageentwicklung wenig
spektakulär ist. Zwar dürfte ein nachgebender Dollar noch für einen
gewissen Preisauftrieb sorgen, einen Goldpreis von 2000 Dollar, den
einige Beobachter für wahrscheinlich halten, wird es aber auf
absehbare Zeit sicherlich nicht geben.

Und bei Kupfer ist zu beachten, dass hier China ein wichtiger
Käufer auf dem Weltmarkt ist, wobei der Regierung in Peking mehr an
einer nachhaltigen Preisentwicklung denn an Spekulationsgewinnen
gelegen ist. Am ehesten ist mit weiterem Preisauftrieb noch bei den
Soft Commodities zu rechnen, weil bei vielen Agrarrohstoffen und in
zahlreichen Anbaugebieten der Welt die Witterung in diesem Jahr
ungünstig ist. Aber auch hier dürfte vieles schon eingepreist sein.
An den Rohstoffmärkten dürfte somit in Kürze eine gewisse Beruhigung
einsetzen. Korrekturen sind drin, zumindest aber wird sich überall
die Rally deutlich verlangsamen.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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