WAZ: Unfassbare Pharmaprivilegien. Kommentar von Stefan Schulte
Geschrieben am 29-10-2010 |
Essen (ots) - Was der Gemeinsame Bundesausschuss ist, was er so
macht, interessiert vermutlich viele Bürger ebenso wenig wie die
Struktur eines Integrierten Versorgungszentrums. Ganz zu schweigen
von der Kosten-Nutzen-Bewertung patentgeschützter Medikamente. Nur
deshalb konnte es der Koalition gelingen, ohne größeren öffentlichen
Aufschrei hanebüchene Verbesserungen für die Pharmaindustrie
durchzusetzen, die dem Patienten letztlich nur schaden, aber niemals
nützen können.
Ein neues Medikament kann künftig faktisch nicht mehr vom Markt
verbannt werden, selbst wenn es kein bisschen besser oder sogar
schlechter ist als herkömmliche Arzneien. Die Hersteller müssten
schon selbst Studien vorlegen, die beweisen, dass ihre angebliche
Innovation gar keine ist. Zudem kann ein Pharmaunternehmen
Geschäftspartner etwa von Brustkrebszentren werden und dort eine
Mindestmenge seiner Pillen absetzen. Dass es für sie auch die besten
Pillen sind, können die Patienten nur noch hoffen.
Auf solch aberwitzige Ideen kann nur die Industrie selbst kommen.
Dass die Regierung ihr nun allen Ernstes folgt, ist unfassbar.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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