Expansion nach der Krise - Deutsche Familienunternehmen setzen auf Wachstum
Geschrieben am 03-11-2010 |
Frankfurt am Main (ots) - PwC-Studie Familienunternehmen 2010:
Knapp 80 Prozent halten sich für sehr wettbewerbsfähig /
Fachkräftemangel ist größte Herausforderung / Defizite beim
Konfliktmanagement
Die deutschen Familienunternehmen starten nach der
Wirtschaftskrise durch. Im internationalen Vergleich verfolgen sie
nicht nur überdurchschnittlich häufig eine klare Wachstumsstrategie,
sondern schätzen auch die eigene Wettbewerbsfähigkeit außerordentlich
hoch ein. Das geht aus der Studie "Familienunternehmen 2010" der
führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor.
So nennen knapp 80 Prozent der Familienunternehmen in Deutschland das
Wachstum als strategisches Hauptziel der kommenden zwölf Monate,
während dies weltweit nur 60 Prozent der Befragten sagen. Um das
Überleben des eigenen Unternehmens müssen weltweit immerhin noch elf
Prozent der Firmen kämpfen, in Deutschland bestimmt dieses
Minimalziel nur bei drei Prozent der Familienunternehmen die Agenda.
"Die deutschen Familienunternehmen haben die Krise offenbar besser
überstanden als Familienunternehmen in vielen anderen Ländern. Dies
dürfte wesentlich auf die starke Exportorientierung zurückzuführen
sein, die die Befragten aus Deutschland überdurchschnittlich stark
vom wirtschaftlichen Aufschwung in Asien und anderen Schwellenländern
profitieren lässt", kommentiert Peter Bartels, PwC-Vorstand und
Leiter des Bereichs Familienunternehmen und Mittelstand. Ins Ausland
exportieren 73 Prozent der befragten deutschen Familienunternehmen,
aber nur 54 Prozent der Firmen weltweit.
Auch die Einschätzungen zur künftigen Marktentwicklung zeigen: Die
Familienunternehmen hierzulande haben nach der Krise schneller Tritt
gefasst. So rechnen 49 Prozent der Befragten aus Deutschland mit
einer weiteren Nachfragebelebung bis Sommer 2011, weitere 32 Prozent
erwarten keine Veränderung. Im Ausland steht die Erholung dagegen
häufig noch aus: Von den weltweit befragten Familienunternehmen
setzen 56 Prozent auf eine Nachfragebelebung, 25 Prozent rechnen mit
einer unveränderten Nachfragesituation.
Grundsätzlich sind die Befragten davon überzeugt, dass sie als
Familienunternehmen besser durch die Wirtschaftskrise gekommen sind
als vergleichbare Publikumsgesell-schaften. Diese Einschätzung teilen
in Deutschland 82 Prozent und weltweit 67 Prozent der
Familienunternehmen.
Die vorliegende Studie basiert auf dem "Global Family Business
Survey 2010/2011", den PwC zum dritten Mal nach 2006 und 2008 erhoben
hat. An der weltweiten Umfrage im Sommer 2010 beteiligten sich 1.606
Familienunternehmen aus 35 Ländern, darunter 108 Firmen aus
Deutschland. Als Familienunternehmen gelten Betriebe, die zu
mindestens 50 Prozent (börsennotierte Unternehmen: 25 Prozent) im
Besitz des Unternehmensgründers bzw. -käufers, seiner Familie oder
seiner Erben sind und in denen mindestens ein Familienmitglied in der
Geschäftsführung vertreten ist.
Wettbewerbsvorteile dank Markenstärke und Innovationen
Ihre Wettbewerbsposition schätzen die deutschen
Familienunternehmen derzeit außerordentlich selbstbewusst ein. Gut
drei von vier Befragten (76 Prozent) halten sich für "sehr
wettbewerbsfähig", weltweit glauben dies lediglich 52 Prozent.
Als ihre größte Stärke im Wettbewerb sehen die deutschen
Familienunternehmen die Qualität der Produkte und Dienstleistungen
(26 Prozent), gefolgt vom Markenimage (25 Prozent). Dabei offenbart
die Frage nach den spezifischen Stärken im internationalen Vergleich
interessante Unterschiede. So setzen deutsche Unternehmen stärker auf
Wettbewerbsvorteile durch Innovationen (15 Prozent gegenüber 8
Prozent weltweit) bzw. Technologie (10 Prozent gegenüber 6 Prozent
weltweit). Kontinuität in den Kundenbeziehungen führen demgegenüber
ausländische Familienunternehmen deutlich häufiger an (8 Prozent der
Nennungen) als deutsche (3 Prozent).
Die wichtigste Herausforderung, der sich Familienunternehmen
gegenüber sehen, ist der Fachkräftemangel. Diesen Aspekt nennen
sowohl in Deutschland als auch weltweit annähernd 40 Prozent der
Befragten. Entsprechend haben Investitionen in die
Personalentwicklung sowohl in Deutschland (63 Prozent) als auch bei
den Familienunternehmen weltweit (67 Prozent) in den kommenden zwölf
Monaten Priorität.
Um Manager und andere Führungs- bzw. Fachkräfte für ihr
Unternehmen zu gewinnen, setzen die Befragten aus Deutschland in
erster Linie auf ein attraktives Gehalt (71 Prozent), interessante
Arbeitsaufgaben (66 Prozent) und gute Aufstiegschancen (66 Prozent).
Die Karrieremöglichkeiten sind für externe Manager allerdings in
vielen Familienunternehmen eingeschränkt, da die Geschäftsführung bei
zwei von drei Unternehmen höchstens aus drei Mitgliedern besteht,
gleichzeitig aber 56 Prozent der deutschen Befragten mindestens einen
Geschäftsführungsposten für Familienmitglieder reservieren.
"Viele Familienunternehmen geraten bei der Besetzung von
Führungspositionen in einen Interessenkonflikt. Einerseits ist die
Expertise externer Manager erwünscht und erforderlich, andererseits
soll die Familie unmittelbaren Einfluss auf die Geschäftsführung
behalten. Die Kompromisslösung läuft häufig darauf hinaus, Managern
ein überdurchschnittliches Gehalt als Kompensation für begrenzte
Aufstiegschancen zu gewähren", erläutert Peter Bartels.
Nachfolge ist oft ungeregelt
Die Nachfolge an der Firmenspitze beschäftigt überraschend wenige
Befragte. In Deutschland halten dieses Thema nur vier Prozent der
Familienunternehmen für eine wichtige Herausforderung. Die
Umfrageergebnisse zeigen jedoch, dass die Familienunternehmen die
möglichen Schwierigkeiten beim Übergang der Geschäftsführung - und
der häufig daran geknüpften Inhaberschaft - unterschätzen. Zwar
haben 73 Prozent der deutschen Befragten die Nachfolge auf
Führungsebene grundsätzlich geregelt. Bei mehr als jedem vierten
Familienunternehmen droht jedoch ein Führungsvakuum, sollten zentrale
Entscheidungsträger unerwartet versterben oder wegen einer schweren
Erkrankung ausfallen.
Auch auf den Erbfall sind viele Familienunternehmen nicht
ausreichend vorbereitet. Nur bei 52 Prozent der deutschen Befragten
(weltweit: 61 Prozent) existiert eine Regelung, die für einen
Interessenausgleich zwischen den am Unternehmen beteiligten Erben und
den übrigen Familienmitgliedern sorgt. Fast 30 Prozent der deutschen
Familienunternehmen (weltweit: 23 Prozent) haben dieses potenziell
gravierende Problem bislang noch nicht einmal beachtet.
Beim Konfliktmanagement haben deutsche Familienunternehmen
ebenfalls Defizite, auch wenn diese weniger gravierend sind als bei
den Familienunternehmen weltweit. Ein systematisches
Konfliktmanagement, beispielsweise durch festgelegte
Schlichtungsmechanismen, einen festen Familienrat oder eine
Familienverfassung gibt es nur bei 43 Prozent der deutschen
Familienunternehmen (weltweit: 29 Prozent).
Gelegentliche oder häufige Konflikte entzünden sich in deutschen
Familienunternehmen meist über Strategiefragen (36 Prozent, weltweit:
44 Prozent). In jedem fünften Unternehmen sorgen die Leistung bzw.
die Entscheidung über die Beschäftigung von Familienmitgliedern im
Betrieb mitunter für Streitigkeiten, von den ausländischen Befragten
sagen dies sogar 36 Prozent bzw. 31 Prozent.
"Auffallend ist, dass Auseinandersetzungen in den ausländischen
Familienunternehmen wesentlich häufiger auftreten als in Deutschland.
Offenbar leistet das hierzulande stärker institutionalisierte
Konfliktmanagement einen spürbaren Beitrag zum familiären
Betriebsfrieden: Wenn der Ausgang eines Konflikts auf Grund der
bestehenden Regeln von vornherein fest steht, bricht dieser oft gar
nicht erst aus", betont Bartels.
Redaktionshinweis:
PwC bietet branchenspezifische Dienstleistungen in den Bereichen
Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Unternehmensberatung. Dort
schaffen wir für unsere Mandanten den Mehrwert, den sie erwarten.
Mehr als 161.000 Mitarbeiter in 154 Ländern entwickeln in unserem
internationalen Netzwerk mit ihren Ideen, ihrer Erfahrung und ihrer
Expertise neue Perspektiven und praxisnahe Lösungen. In Deutschland
erzielt PwC an 29 Standorten mit 8.700 Mitarbeitern eine
Gesamtleistung von rund 1,33 Milliarden Euro.
PwC kommuniziert in Zukunft einfacher, klarer und kürzer und hat
daher den Namen von PricewaterhouseCoopers in PwC geändert. Im Text
mit großem 'P' und großem 'C' - nur im Logo sind alle Buchstaben
kleingeschrieben.
Originaltext: PwC PriceWaterhouseCoopers
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PwC Presseabteilung
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