BERLINER MORGENPOST: Die Helfer für das Comeback des Atomprotests - Leitartikel
Geschrieben am 07-11-2010 |
Berlin (ots) - Eine Sache vorweg: Es war eine sehr kluge
Entscheidung der frisch gekürten Kandidatin für das Amt der
Regierenden Bürgermeisterin, nicht auch noch ins Wendland zu fahren.
Es reichte, dass ihre Parteikollegen Cem Özdemir, Claudia Roth und
Jürgen Trittin dort Präsenz zeigten. Ohnehin wird das Thema Atomkraft
Renate Künast und den Grünen in den kommenden Monaten in die Karten
spielen. Dazu bedarf es keines weiteren Fotos mit Trecker und
Anti-Atomkraftsonne. Das geht auch so. Dafür haben Union und FDP mit
der umstrittenen, auf jeden Fall aber katastrophal kommunizierten
Aufkündigung des Atomkonsenses gesorgt. Ein Thema, mit dem sich bis
zum vergangenen Frühjahr kaum noch ein Hund hinter dem Ofen
hervorlocken ließ, emotionalisiert jetzt erneut nicht nur die
üblichen Verdächtigen zur Linken des parteipolitischen Spektrums,
sondern bis weit ins bürgerliche Lager hinein. Man konnte das schön
beobachten im Wendland, wo zunächst Kleinfamilien zu Hunderten über
den Protestacker marschierten und Fähnchen schwenkten. Grün und Gelb
war da die dominierende Farbe, Rot, auch das ein Signal, war kaum zu
sehen. Dafür war die "Piratenpartei" vor Ort, mit der sich frühere,
an Bürgerrechten orientierte FDP-Klientel inzwischen recht wohl
fühlt. Wollte man es zuspitzen, dürfte man ruhigen Gewissens
behaupten, dass Herr und Frau Wechselwähler unter den friedlichen
Atomkraftgegnern die Mehrheit hatten. Denen, das weiß man ja auch
nicht erst seit Stuttgart 21, darf man umstrittene Themen gerne ein
bisschen ausführlicher erläutern, ehe man entscheidet. Man weiß zwar
nicht so ganz genau, wer sich in dieser Übung wie stark engagiert hat
bei Union und Liberalen. Fakt ist aber, dass bei vielen Menschen der
Eindruck entstanden ist, die schwarz-gelbe Regierung habe sich in
diesem Punkt mit den Energiekonzernen verbrüdert. Auch weil die
Atommanager ihren Erfolg keineswegs dezent genießen, sondern bei
jeder sich bietenden Gelegenheit selbstgefällig damit protzen. Auf
einem mit vielen, auch irrationalen, Ängsten besetzten Politikfeld
war die Atom-Entscheidung eine kaum wieder gut zu machende
Unterlassungssünde. Man wird da noch dran zu knabbern haben. Denn
auch das steht fest: An Gorleben als einziger zu erkundender
möglicher Endlagerstätte wird Schwarz-Gelb auf Dauer nicht festhalten
können. Vergleichsmöglichkeiten sind bei schwer wiegenden
Entscheidungen Voraussetzung für Qualität und Akzeptanz. Ein Teil der
Union, immerhin, hat bereits eingesehen, dass das auch für die
Endlagerfrage gelten muss. Es wird Zeit, dass der andere, dass vor
allem auch die Kanzlerin folgt. Das wäre im Übrigen auch ein Dienst
an den Polizisten, die gestern wieder einmal ihren Kopf hinhalten
mussten. Was sich Familienväter, zum Teil auch sehr, sehr junge
Beamte an diesem langen Tag im Wendland anhören und antun mussten,
ist eine Schande. Den Initiatoren des Wendland-Protests bräche
wahrhaft kein Zacken aus der Krone, das einmal öffentlich und klar
anzuerkennen.
Originaltext: BERLINER MORGENPOST
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