Freie Presse (Chemnitz): Wirtschaftsminister Brüderle traut Sachsen zu, in zehn Jahren von westlichen Transferleistungen unabhängig zu sein
Geschrieben am 08-11-2010 |
Chemnitz (ots) - Brüderle: Sachsen ist Wachstumszentrum
Chemnitz. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) traut
Sachsen zu, in zehn Jahren von westlichen Transferleistungen
unabhängig zu sein. "Die wirtschaftliche Dynamik, auch aufgrund der
starken Stellung der Auto-und Mikroelektronik-Industrie, erlaubt
diese Einschätzung", sagte Brüderle im Gespräch mit der "Freien
Presse". Sachsen zähle zu den Wachstumszentren in Deutschland. Mit
Blick auf den sich abzeichnenden Fachkräftemangel bezeichnete der
Wirtschaftsminister die hohe Schulabbrecherquote in Sachsen als
Riesenproblem. Festhalten will Brüderle an seinem Vorhaben, noch in
dieser Legislaturperiode Steuersenkungen zu ermöglichen.
Folgendes Interview erscheint in der in Chemnitz erscheinenden
"Freien Presse" am Dienstag (09.11.2010)
Freie Presse: Die Wirtschaft boomt und Ihre Beliebtheitswerte sind
plötzlich Spitze. Darf man Sie Glückspilz nennen? Rainer Brüderle:
Angesichts des stabilen XL-Aufschwungs sind wir alle Glückspilze.
Aber ich gebe zu, dass ich die Stärke der positiven Entwicklung nicht
erwartet hatte. Der Aufschwung kommt vor allem aus dem
Exportgeschäft, hauptsächlich aus China. Fürchten Sie nicht, dass
diese Säule einbrechen könnte? Diese Abhängigkeit unserer Konjunktur
gibt es ja bereits nicht mehr. Zwei Drittel der Antriebskräfte kommen
mittlerweile von der Binnennachfrage. Für das kommende Jahr könnte
dieser Anteil auf bis zu 80 Prozent steigen. Unsere Industrie ist
inzwischen so breit aufgestellt, dass ich keine Sorgen habe, selbst
wenn es in China oder Indien Rückschläge geben sollte. Schließlich
gehen mehr als die Hälfte unserer Exporte in die EU.
Freie Presse: Der starke Euro, ist er eine Falle, die zuschnappt,
wenn der Export zu teuer wird? Brüderle: Dann müssten schon extreme
Entwicklungen eintreten. Derzeit haben wir hohe Unsicherheiten auf
den Devisenmärkten, nicht zuletzt durch die Gelddruck-Maschinen, die
in den USA und Japan bedient werden und tendenziell die Kurse von
Dollar und Yen drücken.. Die meisten Währungen sind derzeit durch
Maßnahmen der Notenbanken politisch beeinflusst. Das gilt nicht für
den Euro.
Freie Presse: Viele Menschen flüchten
aus dem Geld in Gold oder Sachwerte. Sind diese Ängste vor einer
Inflation denn nicht berechtigt? Brüderle: Was die EU und die Politik
der Europäischen Zentralbank betrifft, so hat die Geldwert-Stabilität
absoluten Vorrang. Die USA setzen derzeit andere Prioritäten. Mit
anderen Worten. Sie können die Sorgen nicht nehmen? Akute Sorgen habe
ich nicht. Wir tun alles, um den Euro stabil zu halten. Inflation
wäre das größte soziale Unglück, das Menschen angetan werden kann.
Einfluss auf die Politik der USA habe ich leider nicht.
Freie Presse: Die Arbeitnehmer sollten vom Konjunkturaufschwung
profitieren, haben Sie gesagt. In welchem Maße? Brüderle: Das ist
Sache der Tarifpartner. Klar ist, dass nach einer Zeit des Kürzer
tretens jetzt höhere Erwartungen vor allem in den Betrieben und
Branchen, die stark expandieren, berechtigt sind. Die Bundesregierung
geht in ihrer Jahresprojektion von etwa 2,7 Prozent
Reallohn-Steigerung aus.
Freie Presse: Beim Thema Steuersenkungen wollen Sie nicht locker
lassen? Brüderle: Wir haben eine klare Prioritätensetzung: Zuerst die
Konsolidierung des Haushaltes. Das müssen wir machen, um nicht der
nächsten Generation einen riesigen Schuldenberg zu hinterlassen. Doch
mit anhaltendem Aufschwung werden sich Spielräume ergeben, so dass
wir noch in dieser Legislaturperiode Beschlüsse fassen, um die Mitte
der Gesellschaft zu entlasten.
Freie Presse: Lässt sich der Aufschwung, den Sie preisen,
angesichts des drohenden starken Fachkräftemangels auch in Sachsen
fort- setzen? Brüderle: In der Tat ist das ein Riesenproblem.
Erschreckend hoch ist die Zahl von fast acht Prozent Schulabbrechern.
Diese Quote müssen wir drastisch senken, aber wir werden auch dafür
werben müssen, dass ältere Arbeitnehmer auf freiwilliger Basis länger
im Arbeitsleben bleiben. Wir müssen auch mehr Frauen für
gewerblich-technische Berufe interessieren.
Freie Presse: Optimisten meinen, Sachsen könnte bis 2020
wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen oder sogar vom Nehmer-zum
Geberland aufsteigen. Ist das realistisch? Brüderle Das ist nicht
unrealistisch. Wenn ich vor einem Jahr gesagt habe, wir sind auf dem
Weg zur Vollbeschäftigung, so haben manche gelächelt. Sachsen hat
eine sehr erfolgreiche Entwicklung. Das zeigt, dass hier sehr
findige, dynamische Menschen sind. Dass Sachsen zu den
Wachstumszentren in Deutschland gehört, steht für mich außer Frage.
Originaltext: Freie Presse (Chemnitz)
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Pressekontakt:
Freie Presse (Chemnitz)
Torsten Kleditzsch
Telefon: +49 371 656-10400
torsten.kleditzsch@freiepresse.de
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