Lausitzer Rundschau: Zweierlei Maß DGB für Beitragsanhebung statt Rente mit 67
Geschrieben am 15-11-2010 |
Cottbus (ots) - In der Sozialpolitik messen die Gewerkschaften
offenbar mit zweierlei Maß. Noch am Wochenende hatte der DGB seine
Anhänger mobilisiert, um auf der Straße gegen Mehrbelastungen durch
die Gesundheitsreform zu protestieren. Der Krankenkassenbeitrag
steigt um 0,6Prozentpunkte. Bei der Rentenversicherung
schlägt DGB-Chef Michael Sommer nun ganz andere Töne an. Statt das
Renteneintrittsalter wie geplant um zwei Jahre zu erhöhen, solle der
Beitrag um 0,6Prozentpunkte - den rechnerischen Gegenwert -
angehoben werden. Dies wäre "keine Zumutung", sagt Sommer. Das
verstehe, wer will. Zweifellos kann man sich fragen, warum die
schrittweise Verlängerung der Lebensarbeitszeit nur eine bescheidene
Beitragsersparnis von rund einem halben Prozentpunkt mit sich bringt.
Die Antwort liegt im Dickicht der komplizierten
Rentenanpassungsformel. Durch die Anhebung der Altersgrenzen kommt es
nämlich auch zu höheren Rentensteigerungen. Und zwar deshalb, weil
das Zahlenverhältnis zwischen Erwerbstätigen und Rentnern günstiger
wird. Ohne diese Wirkungsweise wäre die Beitragsersparnis deutlich
höher. Wenn Sommer solche Zusammenhänge ignoriert, dann sollte ihm
zumindest die demografische Entwicklung zu denken geben. Schon weil
die Menschen erfreulicherweise immer älter werden, macht eine
Aufstockung der Lebensarbeitszeit Sinn. Entscheidend ist, wie die
Betriebe sich darauf einstellen. Wenn Ältere zunehmend auf dem
Arbeitsmarkt gefragt sind, dürfte auch die Rente mit67 ihren
Schrecken verlieren. Dazu können übrigens auch die Gewerkschaften im
Rahmen von Tarifverhandlungen beitragen.
Originaltext: Lausitzer Rundschau
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