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stern: IWF-Chef Strauss-Kahn sieht noch kein Ende der Krise - Deutschland soll über weniger Überschüsse nachdenken

Geschrieben am 17-11-2010

Hamburg (ots) - Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF),
Dominique Strauss-Kahn, hält die internationale Wirtschaftskrise noch
nicht für überwunden. In einem Interview mit dem Hamburger Magazin
stern sagte er: "Auch wenn einige Politiker die Krise jetzt
frühzeitig für beendet erklären wollen - meine Antwort lautet Nein.
Ein klares Nein."

Ein Grund sei, dass die weltweite wirtschaftliche Erholung sehr
ungleichmäßig verlaufe. In Asien, Südamerika und sogar Afrika ginge
es gut voran. Dagegen würden die USA und auch Europa weiter Probleme
bereiten. Zur Situation in Deutschland meinte Strauss-Kahn:
"Deutschland mag es im Moment gut gehen. Aber die deutsche Wirtschaft
ist abhängig von der Kaufkraft der Menschen in anderen EU-Ländern.
Und solange die wirtschaftliche Erholung dort eher schleppend
verläuft, wird auch das deutsche Wirtschaftswunder nicht allzu lange
dauern." Europa als Ganzes müsse sich erholen. Diese Erholung sehe er
für das kommende Jahr noch nicht.

Forderungen der USA nach Begrenzung der deutschen
Handelsüberschüsse bezeichnete der IWF-Chef als "im Prinzip richtig".
"Etwas ausgeglichenere Handelsbilanzen" - darüber könnten auch
Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble
nachdenken. Strauss-Kahn: "Man kann nicht die eigenen Überschüsse
verteidigen und zugleich das Defizit anderer verdammen."

Die Industriestaaten warnte Strauss-Kahn vor einem
Abwertungswettlauf: "Viele nutzen Währungen als politische Waffe. Das
ist eine echte Gefahr, denn es gefährdet die Erholung der
Weltwirtschaft."

Der Finanzsektor wird nach Auffassung von Strauss-Kahn noch immer
nicht ausreichend an den Kosten von Krisen beteiligt. Zwar seien
viele neue Bestimmungen erlassen worden. Aber um deren Kontrolle
bleibe es schlecht bestellt. Der IWF-Chef zum stern: "Da sind wir
meilenweit vom Ziel entfernt. Leider schwindet jetzt auch der
politische Wille, dies durchzusetzen." Die Banken-Beteiligung sei
nicht nur ein finanzielles Problem, es gehe vielmehr um eine
potenzielle Bedrohung der Demokratie. Strauss-Kahn: "Wenn erneut
Banken gerettet werden müssen - werden die Bürger, die Steuerzahlen
dann noch bereit sein, das Geld dafür zu bezahlen? Ich bezweifle
das."

Diese Vorabmeldung ist nur mit der Quellenangabe stern frei.

Originaltext: Gruner+Jahr, stern
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6329
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6329.rss2

Pressekontakt:
Gruner+Jahr, stern
Dirk Benninghoff
Telefon: 040-3703-7290
benninghoff.dirk@stern.de


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