Neue OZ: Kommentar zu USA / Wissenschaft / Bakterien
Geschrieben am 03-12-2010 |
Osnabrück (ots) - Fantasie anregend
Arsen wird wegen seiner giftigen Wirkung auch Erbschaftspulver
genannt. Schon so manche Person in Geschichte oder Literatur fiel dem
Halbmetall zum Opfer. Aber das Element mit der Ordnungszahl 33 kann
auch Leben erhalten. Bereits in der Antike wurden arsenhaltige
Mineralien als Arzneimittel verwendet. Neu ist hingegen, dass Arsen
sogar lebensspendend sein kann - eine wahrlich bedeutende Erkenntnis,
die US-Wissenschaftler nun mit der Entdeckung eines Arsen fressenden
Bakteriums gemacht haben.
Der Organismus, der das tödliche Element sogar in sein eigenes
Erbgut einbaut, beweist, dass die Vielfalt der irdischen Lebensformen
größer ist als bislang angenommen. Und er fordert uns zugleich zu
grenzenlosem Denken auf. Zwar entsprechen die nur unter dem Mikroskop
erkennbaren Bakterien des Stammes GFAJ-1 nicht gerade einem Adonis
der Evolution oder gar einem Alien, wie schon zu lesen war. Aber die
Neuartigkeit regt die Fantasie an: Welche Form von Leben gibt es in
der noch weitgehend unerforschten Tiefsee? Ganz zu schweigen davon,
welche Entdeckungen bei Flügen zu benachbarten Himmelskörpern nun
mehr denn je vorstellbar sind. Es scheint nicht mehr
unwahrscheinlich, den Begriff des Lebens eines Tages neu definieren
zu müssen.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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