BERLINER MORGENPOST: Irreparabler Imageschaden - Leitartikel
Geschrieben am 06-12-2010 |
Berlin (ots) - Wenn es noch eines Hinweises darauf bedurft hätte,
dass es der Deutschen Bahn mehr um die Verwirklichung der eigenen
Großprojekte als um ihre Berliner Kunden geht, dann lieferte ihn der
gerade erfolgte Wintereinbruch. Vollmundig hatte das Unternehmen noch
vor wenigen Wochen beteuert, aus vergangenen Fehlern gelernt zu haben
und bestens gerüstet mit der S-Bahn in die kalte Jahreszeit
zu ziehen - um prompt nach dem ersten Schneefall aufs Neue
zurückrudern zu müssen. Als hätte es das vergangene S-Bahn-Chaos
nicht gegeben, stehen die Berliner seit Tagen erneut frierend auf den
Bahnsteigen, schlecht informiert und alleingelassen. Dieses Mal
sollen die Weichen schuld daran sein, dass 200 Wagen nicht planmäßig
eingesetzt werden können, weil sie nicht in die Werkstätten fahren
können. Warum die Weichen aber ausgerechnet in Berlin nicht
funktionieren, während sie in anderen Ballungsgebieten einwandfrei
die Züge auf die richtigen Gleise lenken, bleibt ein Rätsel. Das ist
mehr als ärgerlich, zeigt es doch ganz offensichtlich, dass der Bahn
ihre eine Million Berliner Kunden täglich herzlich egal sind. Aber
was steckt hinter dieser in der Geschichte der S-Bahn einmaligen
Arroganz? Der vor langer Zeit geplante und auf unbestimmte Zeit
verschobene Börsengang kann es nicht sein. Die Folgen der
schmerzhaften Einschnitte in Personal und Service, um die Rendite zu
erhöhen, mussten bereits vor mehr als einem Jahr dafür herhalten. Das
Unternehmen hatte genug Zeit, die Fehler des ersten S-Bahn-Chaos
abzustellen, und zu reagieren. Es drängt sich geradezu der Gedanke
auf, dass die Führungsebenen sich längst vom Kerngeschäft des
Personentransports verabschiedet haben und ihre Prestigeprojekte, wie
den umstrittenen Bahnhof Stuttgart21, vorantreiben. Für die
Freunde der Rekommunalisierung privatisierter Unternehmen sind die
neuerlichen Sturzfahrten der S-Bahn Wasser auf die Mühlen. Die
Interessen der sich wie ein Privatkonzern gerierenden Deutschen Bahn
stehen den kommunalen Wünschen nach flächendeckender Mobilität ihres
Eigentümers gegenüber. Für Berlin stellt sich nun endgültig die
Frage, wie es aus dem Schlamassel herauskommt und die genervten
S-Bahn-Kunden wieder beruhigen kann. Denn sollte sich auch weiterhin
nichts ändern, wird auch etwas von dem Schaden auf den Berliner Senat
zurückfallen, der fast tatenlos zusehen muss, wie die S-Bahn weiter
und fast folgenlos Versprechen und Verträge missachtet. Dabei stehen
die Berliner Regierenden vor einem Dilemma. Sollten sie die S-Bahn
erneut in kommunaler Regie führen, blieben die Netze - und damit die
gefrorenen Weichen - weiter im Besitz der Bahn. Es hilft nichts: Im
Fall der S-Bahn muss das dicke Brett gebohrt werden. Bahn-Chef Grube,
die Bundesregierung und der Senat müssen an einen Tisch und den
gordischen Knoten zerschlagen. Dabei kann es nur darum gehen, dass
die Bahn demütig die Entscheidung der Regierenden umsetzt. Sie hat
sich deutlich als unfähig erwiesen, das einstige Herzstück des
Berliner Nahverkehrs verlässlich zu führen. Der Imageschaden für die
Deutsche Bahn in Berlin ist irreparabel.
Originaltext: BERLINER MORGENPOST
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