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Südsudan: Referendum darf Blick auf humanitäre Krise nicht verstellen - Region erlebt schwersten Kala Azar-Ausbruch seit acht Jahren

Geschrieben am 16-12-2010

Juba/Berlin (ots) - Wenige Wochen vor dem Referendum zur
Unabhängigkeit des Südsudans am 9. Januar 2011 kämpft die Region
gegen den größten Kala Azar-Ausbruch seit acht Jahren. Seine Stärke
ist nur ein Symptom für die umfassende medizinische und humanitäre
Krise, in der sich der Südsudan befindet. Zugang zu medizinischer
Versorgung gibt es praktisch nicht, es herrscht chronische
Mangelernährung, regelmäßig brechen vermeidbare Krankheiten aus und
Unsicherheit führt zu Vertreibungen. Die Menschen brauchen dringend
Nahrung, Unterkünfte und medizinische Versorgung. "Dafür ist eine
nachhaltige und stabile Reaktion der Regierung und der
internationalen Gemeinschaft nötig", sagt Rob Mulder, Koordinator von
Ärzte ohne Grenzen in der Region.

"Während die Welt auf das nahende Referendum blickt, darf die
südsudanesische Bevölkerung nicht vergessen werden, die von einer
Notsituation in die andere gerät", so Mulder weiter. "Es wird noch
Jahre dauern bis das Gesundheitssystem im Südsudan ganz aufgebaut
ist."

Kala Azar, oder viszerale Leishmaniose, ist eine durch Sandfliegen
übertragene Infektionskrankheit, die das Immunsystem angreift und
tödlich verlaufen kann. Sie tritt vor allem in armen, abgelegenen und
instabilen Regionen mit unzureichender medizinischer Versorgung auf.
Im Südsudan ist die Krankheit endemisch. Bis Ende November hat Ärzte
ohne Grenzen in den Bundesstaaten Upper Nile, Unity and Jonglei mehr
als 2.300 Patienten behandelt. Das sind acht Mal so viele wie in den
ersten elf Monaten des Jahres 2009.

Der Ausbruch wurde durch die dieses Jahr besonders schwere
Mangelernährung im Südsudan begünstigt. Von Januar bis Ende Oktober
behandelten Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan rund
13.800 schwer Mangelernährte, 20 Prozent mehr als im gleichen
Zeitraum 2009 und sogar 50 Prozent mehr als in den ersten zehn
Monaten 2008.

Für das Referendum werden Zehntausende Südsudanesen aus dem Norden
und anderen Regionen in den Süden zurückkehren, wo auch Krankheiten,
wie Malaria, Masern, Meningitis und Tuberkulose endemisch sind. Durch
ihre Rückkehr werden die ohnehin schon knappen Nahrungs- und
Wasserreserven noch knapper und der Zugang zu den wenigen
Gesundheitseinrichtungen wird für den einzelnen noch schwieriger.

Außerdem ist die Unsicherheit im Südsudan noch immer
allgegenwärtig. Im Jahr 2010 wurden, bedingt durch die Gewalt
zwischen den verschiedenen Stämmen, Rebellengruppen wie der LRA
(Lord's Resistance Army) und neuen Milizen, mehr als 900 Tote und
215.000 Vertriebene gemeldet.

Ärzte ohne Grenzen leistet seit 1979 medizinische Nothilfe im
Sudan. Derzeit hat die Organisation 27 Projekte in 13 Bundesstaaten
des Landes. Die Mitarbeiter leisten medizinische Nothilfe und
arbeiten unter anderem in Ernährungs- und chirurgischen Programmen,
in der Kinder- und Geburtshilfe, behandeln Kala Azar und bieten
psychologische Betreuung.

Interviews mit Projektmitarbeitern sind auf Englisch und
Französisch möglich. Foto- und Filmmaterial stehen zur Verfügung.
Mehr Material zu Projekten und Kala Azar unter:
aerzte-ohne-grenzen.de.

Originaltext: Ärzte ohne Grenzen
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6684
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6684.rss2

Pressekontakt:
Svenja Kühnel/Christiane Winje, Tel.: 030-700 130 230/-240


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