Neue OZ: Kommentar zu Parteien / FDP / Westerwelle
Geschrieben am 16-12-2010 |
Osnabrück (ots) - Gefährliche Talfahrt
Guido-Dämmerung. Nichts Neues. FDP-Chef Westerwelle war noch nie
unumstritten. Bislang haben ihn Rücktrittsforderungen eher noch
angefeuert - auch weil die Putschisten aus der zweiten oder dritten
Reihe kamen. Neu ist, dass jetzt auch führende Liberale über seine
Ablösung nachdenken und dies dazu den Medien stecken.
Das macht es für den Vorsitzenden der Liberalen extrem gefährlich:
Er ist auf eine Rutschbahn geraten und kann die Talfahrt nur schwer
stoppen. Außer Entwicklungsminister Dirk Niebel bekennt sich keiner
aus der ersten Reihe öffentlich zu ihm. Justizministerin Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger warnt die FDP vor Selbstzerfleischung.
Beherzter Rückhalt für den Chef sieht anders aus.
Als Drahtzieher einer Anti-Westerwelle-Verschwörung gilt
Parteivize Rainer Brüderle. Für den 65-Jährigen wäre der Vorsitz der
krönende Abschluss seiner Karriere. Käme es zu einem abrupten Ende
der Westerwelle-Ära in der FDP, würde es Brüderle nutzen. Denn
Generalsekretär Christian Lindner, das hoffnungsvollste
Nachwuchstalent, ist mit 31 Jahren für den Spitzenjob zu jung.
Sollte sich die Rebellion zur offenen Revolte steigern, ist
Westerwelle vollends in der Defensive. Er hat die Partei 2009 in das
14,6-Prozent-Hoch geführt. Jetzt droht eine Serie von Wahlschlappen.
Wer glaubt, dass allein seine Ablösung die FDP-Werte wie einen Pfeil
nach oben schnellen lässt, irrt. Der Ein-Mann-Partei fehlt es an
gutem Personal.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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