Neue OZ: Kommentar zu Wetter
Geschrieben am 17-12-2010 |
Osnabrück (ots) - Erhellendes Beispiel
Die Sarrazin-Debatte, Stuttgart 21, Gorleben - der Politik schlug
in diesem Jahr ein Verdruss entgegen, den sie so nicht erwartet
hatte. Selbst das schillernde Paar der Guttenbergs wird von Volkes
Stimme in Schutz genommen, wenn sich die Opposition erlaubt, darauf
hinzuweisen, dass die Gattin kein Mandat und kein Amt hat, wohl aber
als nahezu nationale Repräsentantin auftritt.
Vielfach erscheint der Zorn überzogen. Er wird aber auch geradezu
systematisch erzeugt. Ein kleines, aber erhellendes Beispiel dafür
ist die Pflicht zu Winterreifen, die der Bundesverkehrsminister im
Eilverfahren durch die Gremien gepeitscht hat. Jeder Rentner, der bei
einem Wetter wie jetzt sein Auto ohnehin gern stehen lässt, ist seit
Monatsbeginn zur Förderung der Konjunktur genötigt. Lastwagen aber
sind weitgehend ausgenommen.
Und was erlebt der Bürger in diesen Tagen? Während er mit
Winterreifen auf der rechten Spur der vereisten Autobahn mit 50
fährt, knallt links daneben ein 40-Tonner nach dem anderen im
doppelten Tempo vorbei. Im Radio derweil fünfminütige Ansagen, welche
Strecke gerade nach einem Lkw-Unfall gesperrt ist, auf welchen
Autobahnen Lastwagen quer stehen, wo wegen der Bergung eines Lasters
für die nächsten Stunden nur ein Fahrstreifen zur Verfügung steht.
Volle Winterbereifung aber? Die ist für Lkw nicht Pflicht. Solche
Gegensätze sind es, die auf Dauer mindestens ebenso viel Frust
erzeugen wie dubiose Großprojekte.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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