WAZ: Der Klapprechner als Schallzeichen
- Kommentar von Jens Dirksen
Geschrieben am 29-12-2010 |
Essen (ots) - Die Gesellschaft mag vielleicht noch nicht ganz so
weit sein, aber sprachlich sind die Deutschen längst
Integrationsweltmeister. Von Römern haben wir das Fenster, von
Griechen das Telefon, von Franzosen die Couch. Und aus englischen
Cakes wurde der deutsche Keks. Wir haben sogar englische Wörter, die
Engländer nicht kennen - was soll's auch, wenn "Handy" kürzer ist als
Mobiltelefon und jeder weiß, was damit gemeint ist. Die gesprochene
Sprache folgt den Gesetzen der Ökonomie, daran werden auch die
Stoppschilder nichts ändern, die Bundesverkehrsminister Peter
Ramsauer in seiner Behörde für Begriffe wie Laptop oder Ticket
errichtet hat: Wenn die Menschen es praktischer finden,
"Klapprechner" und "Fahrkarte" zu sagen, werden sie es tun, dazu
braucht es keinen Verkehrsminister. Stattdessen sollte er, darauf hat
der Auto Club Europa völlig zu Recht hingewiesen, erkennen, dass die
Menschen Hupe sagen und nicht "Schallzeichen", wie es in der
verstaubten Straßenverkehrsordnung steht. Da gibt es auch
"Fahrtrichtungsanzeiger", die im wirklichen Leben als Blinker bekannt
sind. Oder "Wechsellichtzeichenanlagen", die selbst
Straßenverkehrsordnungshütern als Ampeln geläufig sein dürften. Und
was die Sprachvermischung angeht: Bastarde sind ohnehin
lebenstüchtiger als hochgezüchtete Rassewesen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
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