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HAMBURGER ABENDBLATT: Inlandpresse, Hamburger Abendblatt, Anschlag auf Christen in Ägypten

Geschrieben am 02-01-2011

Hamburg (ots) - Es gibt diese kurzen besinnlichen Momente beim
Jahreswechsel, die ein wenig Hoffnung in uns keimen lassen, dass es
in der Welt vielleicht doch ein wenig friedvoller zugehen mag, als
uns die vielen Nachrichten über sinnlose Gewalt weismachen wollen.
Der Selbstmordbomber vor der christlichen Kirche im ägyptischen
Alexandria hat diese Hoffnung zunichtegemacht, kaum dass dieses neue
Jahr 2011 eine Chance auf einen unbeschwerten Start bekommen hätte.
Der Anschlag führt uns vor Augen, was viele gern verdrängen möchten:
Es sind Christen, die weltweit die größte Gruppe stellen unter den
Menschen, die wegen ihrer Religion bedroht sind. In Saudi-Arabien
dürfen sie keine Gottesdienste feiern; in Indien und in Nigeria
entlädt sich immer wieder gewalttätiger Hass gegen sie; in China
droht ihnen Verfolgung außerhalb der kontrollierten Staatskirche.
Viele traditionell-muslimische Länder bestrafen den Wechsel vom Islam
zum Christentum mit dem Todesurteil. Gewalt gegen Christen ist ein
globales Problem. Selbst wenn die Regierungen in Ägypten und in
anderen nicht christlichen Ländern die Neujahrs-Forderung des Papstes
erst nehmen würden, das Leben der Christenminderheit in ihrem Land
besser zu schützen, stünden sie vor einem unlösbaren Problem.
Letztlich kann niemand fanatische Terroristen wirkungsvoll stoppen.
Wer sich gleich selbst mit wegbombt, um Andersgläubige zu vernichten,
wird sich nicht durch drastische Strafandrohungen davon abbringen
lassen. Der Schutz religiöser Minderheiten kann auch nicht allein zu
einem Problem der Sicherheitsorgane erklärt werden. Nirgendwo lassen
sich sämtliche Kirchen, Moscheen, Tempel oder Synagogen mit
garantierter Sicherheit schützen. Und die im Zuge fanatischer Gewalt
oft reflexhaft folgende Gegengewalt ist schon gar keine Lösung,
sondern meist nur neuer Antrieb für eine sich verstärkende
Gewaltspirale. Es gibt am Ende nur einen Weg aus dem Terrorkrieg der
Religionen. Auch die Christen mussten ihn in 2000 Jahren unter
Schmerzen erst lernen: die Toleranz Andersgläubigen gegenüber. Das
fällt schwer, wenn neue Opfer zu beklagen sind. Aber in allen
Weltreligionen gibt es die Aufforderung, den Feind zu lieben. Das ist
viel verlangt. Aber nur wer sich damit anfreundet, kann Rache und
Gewalt eindämmen.



Pressekontakt:
HAMBURGER ABENDBLATT
Ressortleiter Meinung
Dr. Christoph Rind
Telefon: +49 40 347 234 57
Fax: +49 40 347 261 10
christoph.rind@abendblatt.de meinung@abendblatt.de


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