Westdeutsche Zeitung: Niemand will Verantwortung übernehmen
Ein Kommentar von Olaf Steinacker =
Geschrieben am 07-01-2011 |
Düsseldorf (ots) - Das Unappetitliche am jüngsten
Lebensmittelskandal ist nicht nur das Dioxin im Tierfutter. Auch
nicht, dass die Giftmischerei bereits im März nachgewiesen und
seitdem vertuscht worden ist. Wütend macht, dass niemand die
Verantwortung dafür übernehmen will.
Die Bauern nicht, die ihre Tiere mit dem verseuchten Futter
gemästet haben. Die Behörden nicht, die zwar kontrollieren sollen,
aber angeblich mangels Personal nicht können. Und die Politik schon
mal gar nicht, die jetzt mit wohlfeilen Forderungen nach Konsequenzen
das populistische Trömmlein schlägt.
Die Erzeuger, die laut nach einem Entschädigungsfonds rufen und
Geld für Verdienstausfälle fordern, bewegen sich auf dünnem Eis.
Schließlich sind ihre Betriebe keine Höfe mehr wie zu Großmutters
Zeiten mit zwei Dutzend Hühnern, sondern gigantische Anlagen mit
zehntausenden Tieren. Kreaturen, für die der Halter Verantwortung hat
- er sollte zumindest wissen, was er ihnen in die Tröge kippt. Zu
behaupten, Bauern seien Futterpanschern schutzlos ausgeliefert sei,
ist scheinheilig und falsch. Schließlich könnten man stutzig werden,
wenn das eine Futtermittel viel billiger ist als das andere.
Sicher, man darf nicht die gesamte Branche über einen Kamm
scheren. Es gibt aber keinerlei Anlass, der Landwirtschaft pauschal
eine weiße Weste zu attestieren. Die Lebensmittelskandale der
Vergangenheit haben das gezeigt. Deshalb ist es richtig, verdächtige
Betriebe vorübergehend zu schließen - auch, wenn ihre Zahl in die
Tausende geht und es auch Erzeuger trifft, die sauber arbeiten. Das
hat nichts mit Sippenhaft zu tun, sondern mit angemessenem Handeln.
Was seit Jahren versäumt wurde. Wie anders ist zu erklären, dass sich
die Aufsichtsbehörden bei Kontrollen der Futtermittelproduktion auf
die Analysen aus den Labors der Hersteller verlassen?
Die Politik, die den Panschern jetzt ein Höchstmaß an krimineller
Energie unterstellt, könnte an dieser Stelle eingreifen. Es reicht
nicht, hinterher harte Strafen zu fordern oder Namen von schwarzen
Schafen zu publizieren, wenn man vorher keine Strukturen geschaffen
hat, die gewerbsmäßige Giftmischerei verhindern. Erst wenn diese da
sind, können sich Landwirte auch wieder auf ihre Lieferanten
verlassen.
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Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
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