WAZ: Der Staat und seine Bahn
- Kommentar von Stefan Schulte
Geschrieben am 10-01-2011 |
Essen (ots) - Die Bahn soll mehr investieren - in Schienen, Züge
und so weiter. Das zu fordern, ist das gute Recht ihrer Kunden. Dass
sich aber Politiker aller Parteien als deren Wortführer aufplustern,
ist an Verlogenheit schwer zu überbieten. Als gehörte die Bahn nicht
dem Staat. Als obläge es nicht der Politik, die Weichen richtig zu
stellen. Und was tut sie? Erst trimmt sie die Bahn auf Rendite und
wundert sich dann, warum hier und dort gespart wurde. Zur Erinnerung:
Rot-Grün wollte die Bahn an die Börse bringen und ließ den Sanierer
Mehdorn machen. Gegen die Gewinne des Konzerns haben auch Union und
FDP nichts einzuwenden - ganz im Gegenteil: Schwarz-Gelb genehmigt
sich eine Dividende von 500 Millionen Euro. Die Regierung nimmt der
Bahn Geld weg und meckert gleichzeitig, sie müsse mehr tun, damit
nicht jede Schneeflocke zum Chaos führt. Verstehen lässt sich das nur
mit jener Polit-Logik, die auch teure Wahlgeschenke mit
Steuersenkungen in Einklang bringt. Natürlich hat die Bahn Fehler
gemacht. Den Sparzwang aber hat die Politik gemacht. Will sie ein
optimales Schienennetz mit lauter beheizten Weichen, muss sie nur
Geld auftreiben.
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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
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