Neue OZ: Kommentar zu Frankreich / Literatur
Geschrieben am 28-01-2011 |
Osnabrück (ots) - Zwischen Kunst und Moral
Dürfen Kunst und Moral gegeneinander verrechnet werden? Die
Kontroverse um den ebenso viel gelesenen wie verhassten Autor Céline
berührt genau diesen neuralgischen Punkt. Das Urteil über den
Menschen Céline fällt eindeutig aus. Was für ein Scheusal! Seine
Bücher können dennoch als Sprachkunstwerke faszinieren. Wer Künstler
erst auf Moral und Anstand testet, bevor er ihre Werke gutheißt, wird
die Kulturgeschichte entrümpeln müssen. Was halten wir dann vom
Mörder Caravaggio, vom Antisemiten Wagner, vom Großwildjäger
Hemingway? Künstlerische Werke haben gut gemacht zu sein. Gut gemeint
- das allein ist stets nur die zweite Wahl.
Dass der moralische Druck in Sachen Céline nun geradezu
übermächtig ist, muss sicher akzeptiert werden. Gerade ein
staatliches Gedenken für diesen Hetzer und Polemiker ist nur schwer
vorstellbar. Allerdings macht es sich das offizielle Frankreich damit
auch einfach. Antisemitismus und Kollaboration werden ignoriert.
Dabei gehören auch sie leider zur französischen Geschichte
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