Jetzt bessere ärztliche Versorgung in Pflegeheimen in Baden-Württemberg / Neue regionale Netzwerke stellen Arztbesuche sicher
Geschrieben am 02-02-2011 |
Stuttgart (ots) - Um die medizinische Versorgung von älteren
Menschen in Pflegeheimen zu verbessern, haben AOK, Ärzteverbände und
Pflegeheime einen bisher landesweit einmaligen Vertrag mit
Modellcharakter geschlossen. "Wegen des hohen zeitlichen und
organisatorischen Aufwands und der in vielen Fällen nicht
kostendeckenden Honorierung leidet derzeit die ärztliche Versorgung
in Pflegeheimen", so Dr. Christopher Hermann, stellvertretender
Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg. Abhilfe schaffen
sollen jetzt regionale Netzwerke von Ärzten und Pflegeheimen, über
die regelmäßige Arztbesuche organisiert werden.
"Uns allen war klar, wir müssen schnell und vor allem gemeinsam
handeln, um die derzeitige Situation der ärztlichen Versorgung
dauerhaft verbessern zu können. Was wir jetzt vorlegen, kann als
Blaupause dienen und ist auf die Zukunft ausgerichtet. Wenn sich die
Zahl der derzeit 84.000 Pflegeheimbewohner in Baden-Württemberg nach
statistischen Berechnungen in den nächsten 20 Jahren fast verdoppeln
wird, kann das Problem nur dezentral gelöst werden. Das soll in den
Netzwerken, die wir in Stuttgart und Esslingen erproben, geschehen",
so Hermann weiter. Mit dem Vertrag wolle die AOK mit dazu beitragen,
dass vermeidbare Krankentransporte und Krankenhausaufenthalte, die
die Patienten belasten und z.T. auch unnötige Kosten verursachen,
reduziert werden. Nach eigenen Angaben hat die AOK Baden-Württemberg
in den ersten 9 Monaten 2010 rund 140 Millionen Euro für die
Krankenhausbehandlungen von Pflegeheimbewohnern ausgegeben.
"Der Vertrag setzt aus hausärztlicher Sicht genau an den richtigen
Stellschrauben an und schafft dadurch die notwendigen
Rahmenbedingungen für teilnehmende Hausärzte, um die
Versorgungsqualität nachhaltig zu verbessern", sagt Dr. Berthold
Dietsche, Landesvorsitzender des Hausärzteverbandes
Baden-Württemberg. AOK-Versicherte, die sich in das neue Programm
einschreiben, bekommen mindestens alle 14 Tage Besuch von ihrem Arzt.
Bei den Besuchen ist eine Pflegekraft dabei, die den Heimbewohner
kennt. Die Heime organisieren außerdem regelmäßige Fallbesprechungen
mit den Ärzten und dokumentieren Pflege und Krankheit. "In Not- und
Vertretungsfällen verfügt der behandelnde Arzt dadurch über sämtliche
Informationen, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten", so
Dietsche. "Die beteiligten Ärzte organisieren außerdem einen
Vertretungs- und Bereitschaftsdienst, der montags bis freitags von 7
bis 19 Uhr zu erreichen ist und verpflichten sich - wie auch die
Pflegeeinrichtungen - zu regelmäßigen geriatrischen Fortbildungen."
Diese Leistungen werden von der AOK über gesonderte Pauschalen
honoriert: "Die Ärzte erhalten pro Versicherten und Quartal
durchschnittlich 80 Euro", so Hermann. Bei 1.000 Teilnehmern seien
dies rund 320.000 Euro pro Jahr. "Durch die verbesserte ärztliche
Versorgung erwarten wir Einsparungen durch Vermeidung unnötiger
Klinikeinweisungen und Krankentransporte, die diese Kosten
kompensieren werden."
Die angemessene Honorierung ist auch im Sinne des Stuttgarter
Allgemeinmediziners und Vorsitzenden des Ärzteverbundes MEDI, Dr.
Werner Baumgärtner: "Momentan bekommt ein Hausarzt pro Patient und
Quartal von den gesetzlichen Kassen rund 35 Euro. Auch wenn ich zehn
Mal im Quartal einen Hausbesuch machen muss oder jede Woche ins
Pflegeheim gehe, wird das mit 35 Euro vergütet." Der neue Vertrag sei
daher ein Schritt in die richtige Richtung. "Er sichert die
Hausarztpraxen und lässt uns mehr Zeit für unsere Patienten in
Pflegeheimen."
Vom Vertrag überzeugt ist auch Bernhard Schneider von der
Evangelischen Heimstiftung, demzufolge mit den bestehenden ambulanten
Strukturen die ärztliche Versorgung nicht mehr zu bewältigen ist. "In
die Verhandlungen sind unsere gesamten praktischen Erfahrungen
eingeflossen. Am Ende ist ein Vertrag entstanden, der bundesweit
Zeichen setzt. Durch die regelmäßigen Besuche der Ärzte im
Pflegeheim, die abgestimmten Vertretungsregelungen und die
telefonische Bereitschaft können die vielen unnötigen
Krankenhauseinweisungen verhindert werden. Die Zumutung, dass alte
Menschen sinnlos herumkutschiert werden, wird damit ein Ende haben."
Sowohl im AOK-Hausarztprogramm eingeschriebene Ärzte als auch
AOK-Versicherte können sich in den nächsten Wochen einschreiben. Für
den Herbst ist eine Evaluation geplant. Ist das Programm erfolgreich,
"wollen wir ab Januar 2012 weitere Pflegeeinrichtungen einbeziehen
und das Konzept flächendeckend in Baden-Württemberg einführen", so
Hermann.
Die AOK Baden-Württemberg versichert über 3,8 Millionen Menschen
im Land und zahlt rund 11 Milliarden Euro pro Jahr an Leistungen in
der Kranken- und Pflegeversicherung.
Weitere Infos zur AOK Baden-Württemberg: www.aok-bw.de
Hinweis an die Redaktionen:
Die Digitale Pressemappe mit weiteren Informationen gibt es unter
www.aok-bw-presse.de .
Pressekontakt:
Pressestelle der AOK Baden-Württemberg
Tel.: 0711 / 2593 - 229
Fax: 0711 / 2593 - 300
E-Mail: presse@bw.aok.de
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