Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum EU-Gipfel
Geschrieben am 04-02-2011 |
Bielefeld (ots) - Da sage noch einer, Angela Merkel habe keinen
Mut. Mit ihrem Vorhaben einer europäischen Wirtschaftsregierung ist
die Kanzlerin voll ins Risiko gegangen und hat sich fürs Erste
durchgesetzt. Nebenbei wischte sie einen bösen Vorwurf vom Tisch:
»Madame Non« war gestern. Plötzlich übernimmt Merkel die Führung und
zwingt die Euro-Zone - in enger Abstimmung mit Frankreichs
Staatspräsident Nicolas Sarkozy - auf ihren Kurs. Beschlossen ist
nichts, doch die Richtung ist klar: Beim Sparen, bei
Bildungsabschlüssen, Löhnen und Steuern, sogar beim Rentenalter
sollen sich die EU-Staaten in Zukunft enger abstimmen - und zwar
freiwillig. All das folgt der Erkenntnis, dass eine gemeinsame
Geldpolitik nicht reicht, um Euro-Krisen, wie wir sie im vergangenen
Jahr erleben mussten, zu verhindern. Merkel will nicht weniger als
den Geburtsfehler der Gemeinschaftswährung beheben - den Verzicht auf
eine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftspolitik. Die Kanzlerin bietet
Solidarität und verlangt mehr Solidität. Die Gelegenheit ist günstig:
Ohne Deutschland ist eine Aufstockung des Euro-Rettungsschirms ebenso
wenig denkbar wie Erleichterungen für Schuldenstaaten wie
Griechenland oder Irland. Das ist Merkels Faustpfand, deshalb drückt
sie aufs Tempo: Bis Ende März soll der Pakt stehen. Die Skepsis bei
den europäischen Nachbarn jedoch ist ebenso groß wie die der
EU-Kommission und des EU-Parlaments. Letztere wollen nicht umgangen
werden, mancher Regierungschef fürchtet den Verlust
nationalstaatlicher Eigenständigkeit. Kritik am Parforceritt der
Kanzlerin kommt auch aus der Heimat. Während die Gewerkschaften die
Tarifautonomie in Gefahr sehen, monieren Opposition und
Wirtschaftsexperten, dass das Motto »Am deutschen Wesen soll Europa
genesen« eher zur Verschärfung denn zur Lösung der Probleme beitrage.
So habe der Dreiklang aus sinkenden Staatsausgaben, Lohnzurückhaltung
und Exportfixierung in Deutschland überhaupt nur funktioniert, weil
die anderen Euro-Staaten diesen Weg gerade nicht gegangen seien.
Zusätzlich wird es Merkel mit Blick auf eine engere Kooperation in
der Euro-Zone sicher auch wieder mit der Europaskepsis der Deutschen
zu tun bekommen. Kurz: Die Kanzlerin steht vor einer immens
schwierigen Aufgabe. Ihr Erfolg in Brüssel war nur der erste Schritt
auf einem langen Weg. Doch es ist richtig, diesen Weg zu gehen. Es
ist richtig aus nationalstaatlichem Interesse, weil kein Land so sehr
vom europäischen Binnenmarkt profitiert wie Deutschland. Deshalb tun
wir auch gut daran, im Sinne Europas kompromissbereiter zu sein. Und
es ist richtig mit Blick auf den globalen Wettbewerb und Konkurrenten
wie China und Indien, denen wir nur als europäischer Wirtschaftsraum
die Stirn werden bieten können. Will Angela Merkel diesen Weg
erfolgreich gehen, wird sie Europa deutscher und Deutschland
europäischer machen müssen. Welch ein Spagat!
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
314206
weitere Artikel:
- Weser-Kurier: Weser-Kurier: Drei Tote auf Beluga-Schiff Bremen (ots) - Auf der von Piraten gekaperten "Beluga Nomination"
sind insgesamt drei Seeleute ums Leben gekommen. Das bestätigte die
Bremer Reederei Beluga Shipping gestern dem Weser-Kurier
(Sonnabendausgabe). Neben dem philippinischen Bootsmann sei ein
weiteres Besatzungsmitglied von den Piraten erschossen worden. Der
Leitende Ingenieur ist offenbar ertrunken, nachdem er auf der Flucht
vor den Piraten über Bord gesprungen war. Zwei weitere
Besatzungsmitglieder wurden im Rettungsboot des Frachters gerettet.
Die "Beluga Nomination" mehr...
- Westfalen-Blatt: Lehrerverband fordert bei Bildung Kooperation zwischen Bund und Ländern Bielefeld (ots) - Nach fünf Jahren Föderalismusreform zieht der
Verband Bildung und Erziehung (VBE) eine kritische Bilanz. »Eine
Erfolgsgeschichte sieht anders aus", sagte der VBE-Bundesvorsitzende
Udo Beckmann dem in Bielefeld erscheinenden "Westfalen-Blatt"
(Samstagsausgabe). Vor allem müsse das Kooperationsverbot von Bund
und Ländern im Bildungsbereich fallen. Das schwäche die Kulturhoheit
der Länder seiner Meinung nach nicht, bringe aber viele Vorteile:
Mehr Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen öffne »die Wege
zur Finanzierung mehr...
- RNZ: Musterschüler - Kommentar zu EU-Gipfel / Euro Heidelberg (ots) - Wie heikel der Vorschlag ist, dass sich die
EU-Staaten in zentralen Politikfeldern hineinregieren lassen sollen,
weiß die Kanzlerin indes aus eigener Erfahrung. Denn vor noch gar
nicht allzu langer Zeit, hatte sie selbst entsprechende Vorstöße noch
brüsk zurückgewiesen. Seitdem haben aber nicht nur die Geschehnisse
auf den Finanzmärkten Merkel zu einem Umdenken bewegt. Sondern auch
die Erkenntnis, dass Deutschland bei den Sozial- und Finanzreformen
ein Musterschüler ist, der die Versäumnisse anderer mit ausbaden mehr...
- WAZ: Aufruhr in der Kirche. Leitartikel von Angelika Wölk Essen (ots) - Unter dem einigenden Dach der Peterskuppel in Rom
gärt es. Katholiken begehren auf. Viele von ihnen sind von dem
Skandal um den sexuellen Missbrauch durch Geistliche tief erschüttert
und verunsichert; darüber, wie die Kirche in früheren Jahren damit
umgegangen ist, wie vertuscht und verharmlost wurde. So viele
Menschen wie nie zuvor haben sich deswegen von ihrer Kirche
abgewendet.
Es stimmt, der Papst, die Bischöfe hierzulande haben lobenswert
angemessen auf die Verbrechen reagiert. Viel ist geschehen, das darf mehr...
- Westdeutsche Zeitung: Europa und die USA werden im Nahen Osten an Einfluss verlieren - Die Doppelmoral des Westens
Ein Kommentar von Christoph Lumme Düsseldorf (ots) - Jetzt also doch. Die europäischen
Regierungschefs rangen sich gestern endlich zu einer gemeinsamen
Haltung gegenüber Ägypten durch. Gerade der deutsche Außenminister
Westerwelle hatte sich zuvor immer wieder mit atemberaubenden
verbalen Verrenkungen davor gedrückt, die alternativlose Konsequenz
einzufordern: den sofortigen Rücktritt Mubaraks.
Das Zaudern zeigt, wie sehr der Westen in diesen Tagen des
arabischen Aufbruchs von seiner eigenen historisch gewachsenen
Doppelmoral eingeholt wird. Jahrzehntelang predigten mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|