WAZ: Huren im Heim
- Kommentar von Julia Emmrich
Geschrieben am 07-02-2011 |
Essen (ots) - Huren im Heim. Prostituierte im Seniorenstift. Die
Vorstellung ist pikant. Aber sie ist weder schockierend, noch sollte
man das Geschehen, das längst hier und dort praktiziert wird,
verdammen. Mindestens drei gute Gründe sprechen dafür. Käufliche
Liebe kann jene Pflegerinnen entlasten, die längst offen klagen, dass
sie bei ihrer Arbeit immer wieder in heikle Situationen mit
Heimbewohnern geraten, weil es schwer ist, deutlich die Grenze zu
ziehen zwischen Zuwendung und Pflege auf der einen sowie Intimität
auf der anderen Seite. Sie kann auch ein Ausweg sein für die
Heimleitungen, weil manch alter Mensch, der auf diese Weise über
seine Sexualität ein wenig souveräner bestimmen kann, weniger Anlass
hat, sexuell übergriffig zu werden. Und schließlich muss man sich
käufliche Liebe im Altenheim nicht gleich als wüste Sexparty
vorstellen. Viele ihrer Kunden, das berichten die so genannten
"Sexualassistentinnen", sehnen sich im durchorganisierten Heimalltag
schlicht nach körperlicher Zuwendung, nach ein paar Glückshormonen.
Das kann man diskret und ehrlich organisieren. Auch für weibliche
Heimbewohner.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de
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