Mittelbayerische Zeitung: Das Regensburger Blatt meint zur Lage im Südsudan:
Geschrieben am 09-02-2011 |
Regensburg (ots) - Mehr als 50 Jahre kämpften die Südsudanesen für
ihre Unabhängigkeit von einem Land, in dessen kolonialen Grenzen sie
Bürger zweiter Klasse waren. Die gute Nachricht ist, dass die
Abstimmung im Januar wie geplant und friedlich über die Bühne
gegangen ist. Das war bei der Abspaltung eines Fünftels der
Staatsfläche , indem sich noch dazu drei Viertel der sudanesischen
Erdölvorkommen befinden, nicht unbedingt zu erwarten. Die schlechten
Nachrichten könnten indes schon bald wieder über die Agenturticker
laufen. Was, wenn sich Norden und Süden nicht einigen können bei der
Grenzziehung oder der Verteilung der Öldevisen? Was, wenn im Süden
der Unabhängigkeit nicht schnell genug die mit ihr assoziierte,
breitflächige Verbesserung der Lebensbedingungen folgt? Was also,
wenn die Trennung nicht die erhoffte Stabilität für die Region,
sondern neue Krisenherde bringt? Man muss auf die Vernunft der beiden
Männer setzen, die ihr Bekenntnis zum Friedensvertrag von 2005 nach
der Abstimmung erneuerten. Der Führer der südsudanesischen
Befreiungsbewegung, Salva Kiir Mayardit, fiel dabei durch die gleiche
Besonnenheit auf, mit der er bereits den Friedensvertrag von 2005 mit
aushandelte und seitdem seine Einhaltung überwachte. Den beliebten
Rebellenführer mit dem Cowboyhut wird man am Erfolg bei den Aufgaben
messen, an denen viele seiner afrikanischen Kollegen scheiterten: Das
Einbindung einer militärisch organisierten Befreiungsbewegung beim
Aufbau einer Zivilgesellschaft in einem von über 20 Jahren
Bürgerkrieg zerstörten Land. Zwei Millionen Menschen verloren bei den
Kämpfen zwischen 1983 und 2005 ihr Leben, vier Millionen weitere
flohen. Einfacher als Mayardit ist sein Gegenüber aus dem Norden
einzuschätzen. Präsident Umar al-Bashir zeigte bei der gewaltsamen
Niederschlagung von Protesten in Khartum Ende Januar einmal mehr,
dass öffentliche Streitkultur in der Islamrepublik Sudan nicht
geduldet wird. Von seiner achtbaren Treue zum Friedensabkommen
verspricht er sich als Belohnung wohl Milde von der internationalen
Gemeinschaft. Die Ankündigung der US-Regierung, den Sudan von der
berüchtigten schwarzen Liste sogenannter Schurkenstaaten streichen
sowie die Wirtschaftssanktionen überprüfen zu wollen, scheint ihm
recht zu geben. Es ist ein heikles Spiel, auf das die Industrieländer
sich einlassen. Während im Sudan fast 99 Prozent für die
Unabhängigkeit stimmten, wurde in Darfur in den vergangenen Monaten
wieder heftig gekämpft. Allein im Norden der Region flohen tausende
Familien. Der Präsident, gegen den aufgrund seiner Rolle im
Dafur-Konflikt ein internationaler Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen
besteht, dürfte sich der internationalen Unterstützung trotzdem
sicher sein. Ohne ihn bestünde nämlich die Gefahr eines Scheitern des
Friedensabkommens kurz vor dem Ziel. Die Abspaltung des Südens ist im
Sudan alles andere als unumstritten. An Frieden im Südsudan haben
neben den USA auch China, Frankreich und all jene Staaten Interesse,
die Konzessionen von Afrikas viertgrößtem Erdölvorkommen besitzen
oder besitzen möchten. Von allen Seiten ist ein hohes Maß an
diplomatischem Feingefühl verlangt, um den fragilen Frieden im
Südsudan nicht zu gefährden. Die wohl schwerste Aufgabe steht der
Bevölkerung des Südsudans selbst bevor. Sie muss die einstigen
Peiniger als Nachbarn anerkennen und sich im alltäglichen Umgang mit
ihnen in Vergebung üben. Sollte das gelingen, wäre es ein erster
kleiner Schritt zu mehr guten Nachrichten.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
314967
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Kinderlärm Bielefeld (ots) - Was lehrt uns der Streit um die lärmenden
Kitakinder? Es gibt offenbar so viele Klagen gegen Kitas in
Wohngebieten, dass es eine Gesetzesänderung braucht, um die Klagewut
in den Griff zu bekommen. Das überrascht - und es ist abzusehen, dass
ein solches Gesetz einen Rechtsstreit nach sich zöge. Die Gegner
dürften die Unterscheidung in guten Lärm und schlechten Lärm
höchstrichterlich überprüfen lassen. Nach dem Vorstoß der
Senioren-Union wird die reflexhafte Altenbeschimpfung nicht lange auf
sich warten lassen. Auch mehr...
- Rheinische Post: Berlusconi maßlos Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Silvio Berlusconi schien bisher mit einer Extraportion Teflon
beschichtet zu sein. An Angriffen gegen ihn hat es in den beinahe
zwei Jahrzehnten, die er nun in der italienischen Politik ist, nicht
gemangelt. Alle glitten an ihm ab. Immer wieder konnte Westeuropas
wohl umstrittenster Regierungschef seinen Gegnern - er nennt sie
ungeniert Feinde - eine Nase drehen. Doch nun schaut es ganz so aus,
als zöge sich die Schlinge um Berlusconi zu. Die Staatsanwaltschaft
will ihn mehr...
- Rheinische Post: Schneller zum Flug Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Michael Bröcker:
Die ersten Erfahrungen des Hamburger Flughafens mit dem
Ganzkörperscanner belegen zweierlei: Erstens zeigt sich, dass die
Aufregung und die Horrorszenarien der Scanner-Gegner vor einem Jahr
unnötig und übertrieben waren. Fast 400 000 Passagiere haben sich
freiwillig von den Millimeterwellen durchleuchten lassen, und von
einem Angriff auf die Intimsphäre und Datenmissbrauch ist bisher
nichts zu hören. Die Scanner zeichnen ein harmloses
Strichmännchenbild, das wohl kaum Anlass mehr...
- Rheinische Post: Nur Verlierer bei Hartz IV Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Eva Quadbeck:
Wollte man ein Lehrstück schreiben: Wie mache ich das Volk
politikverdrossen - man müsste nur die gescheiterten Verhandlungen um
die Hartz-IV-Reformen als Beispiel nehmen: Ein kompliziertes, aber
emotionsgeladenes Thema wird so lange strittig diskutiert, bis keiner
mehr die komplizierten Details Nicht-Fachleuten erklären kann.
Obendrein gibt es nur Verlierer. Dazu zählen die rund sechs Millionen
Hartz-IV-Empfänger, die weiterhin auf die Erhöhung ihres Regelsatzes
warten müssen. mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Streit um Hartz IV Stuttgart (ots) - Die Länder wären gut beraten, noch einmal in
sich zu gehen und das Angebot der Kanzlerin zu prüfen, bevor es am
Freitag zum Schwur kommt. Dass der Bund die Kosten für die steigende
Altersarmut auf Dauer schultern will, ist ein großer Schritt. Er
würde die Gemeinden massiv entlasten. Zudem würde der Bund sein
wichtiges Pfund für die Reform der Gemeindefinanzen aus der Hand
geben. Dass SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier der Kanzlerin
fehlenden Willen zur Einigung vorwerfen kann, ist nur mit
wahltaktischen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|