Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Umbruch in Arabien
Geschrieben am 13-02-2011 |
Bielefeld (ots) - Mit ungläubigem Staunen und vornehmer
Zurückhaltung hat der Westen bis dato auf die Revolutionen in Ägypten
und seinen arabischen Nachbarstaaten geschaut. Doch das wird - bei
allem Respekt vor dem Selbstbestimmungsrecht der Völker - nicht so
bleiben können. Die gewaltsam unterdrückten Proteste in Algerien und
die neuerliche Flüchtlingswelle tausender Tunesier in Richtung
Italien zwingen auch Europa dazu, Farbe zu bekennen. Die arabische
Welt ist uns näher, als es vielen lieb sein dürfte. Bemerkenswert
bleibt die Entwicklung in Ägypten. Kaum ist Diktator Husni Mubarak
aus dem Amt gejagt, krempeln die Menschen die Ärmel auf: Nach den
Freudenfeiern geht das Volk vielerorts ans Aufräumen. Nach 18 Tagen
Revolution versinnbildlicht das eindrucksvoll, wie es - aller
berechtigten Euphorie zum Trotz - um Ägypten steht: Der Weg zur
Demokratie ist weit, die eigentliche Arbeit noch zu tun und der
Erfolg keineswegs sicher. Für eine freie und pluralistische
Gesellschaft nach unserem Verständnis fehlt vieles, wenn nicht alles.
Es spricht Bände, dass ausgerechnet die Armee den Erfolg der
Revolution sichern soll. Die neuen Machthaber scheinen guten Willens,
wie die Auflösung des Parlaments beweist. Doch die Herausforderung
liegt darin, den Zeitraum zu überbrücken, den es zur Vorbereitung
freier Wahlen bedarf. Dieser Zeitraum darf nicht zu kurz sein, sonst
wird echter Fortschritt unmöglich. Er darf aber auch nicht zu lang
werden, sonst könnten die Menschen die Geduld verlieren. Die Gefahr
wäre groß, dass der bisher so bewundernswert friedliche Protest in
Gewalt umschlägt. Europa muss einen ernsthafteren Beitrag als bisher
leisten, um genau das zu verhindern. Nicht auszudenken, wenn die
Situation in Ägypten und dem umliegenden Raum - ohnehin ein
Pulverfass - eskalieren sollte. Ganz zu schweigen von der Bedrohung,
die Israel daraus erwachsen könnte. Diese arabische Revolution ist
auch eine Herausforderung für die westliche Welt. Europäer und
US-Amerikaner müssen umdenken. Die Frage ist, wie ein neues
Gleichgewicht aussehen soll. Dabei geht es nicht nur um hehre Ziele
wie Humanität, Freiheit und Demokratie, sondern auch um die
Verteilung von Wohlstand und Wachstum. Man muss kein Prophet sein, um
vorherzusagen, dass Ägypten und seine Nachbarn in Zukunft sehr viel
selbstbewusster auftreten werden. Vorbei sind die Zeiten, in denen
der Westen auf die Zusammenarbeit mit den jetzt so gern und vor allem
risikolos gescholtenen Diktatoren setzen konnte, die zumeist
pflegeleichte, ja willfährige Partner waren. Dahin ist die
Selbstverständlichkeit, mit der auch wir wirtschaftlich im Übermaß
von der Stabilität dieser menschenverachtenden Regime profitiert
haben. Europa wird all das akzeptieren müssen. Das ist der Preis für
den Wandel, den wir zu zahlen haben. Sind wir dazu nicht bereit,
sollten wir uns auf Flüchtlingsströme ganz anderen Ausmaßes und
dauerhafte politische Instabilität in diesem Teil der arabischen Welt
einstellen.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
315523
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Bundeswehrreform Bielefeld (ots) - Beschlossen und verkündet - die Bundeswehr muss
bis 2014 mit 8,3 Milliarden Euro weniger auskommen. Die
Regierungsparteien hatten noch im Sommer ihr Rekord-Sparpaket als
alternativlos verkauft. Dennoch versucht CSU-Chef Horst Seehofer den
Eindruck zu vermitteln, dass noch nichts entscheiden ist. Da irrt er
ganz gewaltig. Einigkeit herrschte im Kabinett, die Mehrheit des
Bundestages hat zugestimmt und auch den Christsozialen war von Anfang
an klar, dass schmerzloses Sparen nicht möglich ist. Je näher die
Entscheidung mehr...
- Rheinische Post: Entlastung für Städte
Kommentar Von Birgit Marschall Düsseldorf (ots) - Im Aufschwung, mag sich mancher Kämmerer sagen,
sind Gebührenerhöhungen unschädlicher als zu schlechteren Zeiten -
also lasst uns flugs die Preise für Abwasser, Müllabfuhr oder
Kinderbetreuung erhöhen. Doch viele Kämmerer haben auch gar keine
andere Wahl, ihre Kassen sind leer, an eine Rückzahlung der Kredite
ist nicht zu denken. Allein in NRW haben im vergangenen Jahr 30
Prozent der Kommunen Nothaushalte vorlegen müssen. Die finanzielle
Schieflage ist für die Bürger längst schmerzlich fühlbar und
sichtbar: Straßenlöcher mehr...
- Rheinische Post: Eile für Ägypten
Kommentar Von Matthias Beermann Düsseldorf (ots) - Noch ist die Euphorie der Ägypter über ihren
großen Sieg nicht ganz abgeebbt, und man gönnt ihnen den Jubel. Doch
schon mischt sich erste Sorge in die Freude über das Ende von 30
Jahren Mubarak-Diktatur. Das Militär hat jetzt zwar einen Termin für
Wahlen in Aussicht gestellt, doch eine mit Zivilisten besetzte
Übergangsregierung soll es wohl nicht geben. Skepsis ist also
angesagt. Schließlich sind die neuen Strippenzieher der Macht nichts
anderes als Wendehälse, die noch vor kurzem ihrem Präsidenten ewige
Treue mehr...
- Rheinische Post: Die unendliche
WestLB
Kommentar Von Thomas Reisener Düsseldorf (ots) - Die Chuzpe, mit der die WestLB-Eigentümer ihre
Skandal-Bank doch noch einmal in die nächste Runde zu retten
versuchen, ist bemerkenswert: Das Institut soll im Gegenzug für die
erhaltenen Milliarden-Subventionen ein bisschen schrumpfen und dann
an einen privaten Investor verkauft werden. So soll eine Zerschlagung
der Bank vermieden werden, die nach Auffassung von
EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia "unzumutbar für den
Steuerzahler" ist, "ein falsches Geschäftsmodell" hat und deshalb
"immer mehr Staatshilfe" mehr...
- Ostsee-Zeitung: Ostsee-Zeitung (Rostock) zu Flüchtlingsstrom Mahgreb-Europa: Rostock (ots) - Jahrelang konnte Europa den Flüchtlingsstrom
weitgehend unter Kontrolle halten - auch, weil es den polizeilichen
und geheimdienstlichen Unterdrückungsapparat der Potentaten zwischen
Mauretanien und Ägypten unterstützte. Flucht war teuer und
lebensgefährlich. Das Abschiebesystem funktionierte und schreckte ab.
Doch nun ist der Apparat dabei, zu implodieren. Die Ungeduld der
Jugendlichen ist so groß wie die Hoffnung auf echte Reformen klein
ist. Viele glauben nicht wirklich daran, dass sie eine echte Chance
auf Arbeit, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|