Umsatz im Kfz-Gewerbe leicht rückläufig, Rentabilität verbessert / Kfz-Gewerbe zieht Bilanz des Autojahres 2010 - Positive Aussichten für das laufende Jahr (mit Bild)
Geschrieben am 15-03-2011 |
Berlin (ots) -
Leicht gesunkene Umsätze und eine verbesserte Qualität im Neu- und
Gebrauchtwagengeschäft prägten das Autojahr 2010. Im Jahr nach der
Umweltprämie sank der Umsatz im deutschen Kraftfahrzeuggewerbe um 3,2
Prozent auf 130 Milliarden Euro. Dies sei vor allem dem erwarteten
Rückgang im Neuwagengeschäft mit Pkw geschuldet, sagte Robert
Rademacher, Präsident des Zentralverbands Deutsches
Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), in Berlin bei der Vorstellung der
Jahresbilanz 2010. Bei Pkw-Neufahrzeugen gingen die Umsätze um 12,5
Prozent auf 52,15 Milliarden Euro zurück.
Zuwächse waren bei Gebrauchtwagen, im Nutzfahrzeughandel und im
Service zu verzeichnen. So stiegen die Umsätze mit Gebrauchtwagen im
Markenhandel um 2,7 Prozent auf 31,3 Milliarden Euro. Das Geschäft
mit neuen Nutzfahrzeugen wuchs um 30 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro
und mit gebrauchten Nutzfahrzeugen um 9,2 Prozent auf 3,6 Milliarden
Euro. Auch der Umsatz im Servicegeschäft stieg um 3 Prozent auf 29
Milliarden Euro.
Insgesamt sei das Autojahr 2010 deutlich besser gelaufen als
erwartet, sagte Rademacher. Vor allem die Qualität der Geschäfte habe
sich sowohl bei Neuwagen als auch bei Gebrauchtwagen deutlich
verbessert. "Im Händlerdurchschnitt wird sich die Umsatzrendite für
das Jahr 2010 zwischen 1,3 und 1,5 Prozent bewegen", so Rademacher.
Positive Aussichten für das laufende Jahr
Für das laufende Jahr 2011 rechnet der ZDK bei den
Pkw-Neuzulassungen mit einem Anstieg auf spürbar über drei Millionen
Einheiten. Auf dem Gebrauchtwagensektor erwartet der Branchenver-band
eine Stabilisierung zumindest auf dem letztjährigen Niveau von rund
6,4 Millionen Besitzumschreibungen. Für das Service- und
Teile-Geschäft geht der ZDK aufgrund der anhaltenden Erholung der
Gesamtwirtschaft und der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt von einer
Stabilisierung mit tendenziell leicht wachsender Nachfrage aus.
Diese Prognosen, so Rademacher, würden auch von den Betrieben
gestützt. Aus dem aktuellen Geschäftsklimaindex des ZDK gehe hervor,
dass mehr als 80 Prozent der Autohäuser und Werkstätten die
Geschäftslage im ersten Quartal dieses Jahres als gut (33 Prozent)
oder befriedigend (52 Prozent) bewerten. Damit habe sich die Stimmung
in der Branche innerhalb eines Jahres deutlich verbessert. Im ersten
Quartal 2010 hatten noch 52,6 Prozent und damit mehr als die Hälfte
der befragten Autohäuser und Werkstätten in Deutschland die aktuelle
Geschäftslage als "schlecht" eingeschätzt.
Weniger Betriebe, mehr Auszubildende
Der seit Jahren anhaltende Strukturwandel im Kfz-Gewerbe habe sich
auch im vergangenen Jahr fortgesetzt. Zum 31. Dezember 2010 zählte
die Branche bundesweit insgesamt 38 050 Kfz-Betriebe, 250 weniger als
2009. Davon waren 18 100 fabrikatsgebundene Betriebe und 19 950 freie
Werkstätten.
Zum 31. Dezember 2009 beschäftigte das Kfz-Gewerbe insgesamt 453
000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in technischen und
kaufmännischen Berufen, das sind 3 000 Menschen weniger als im Jahr
zuvor.
Nach wie vor sei das Kraftfahrzeuggewerbe eine der wichtigsten
Ausbildungsbranchen im Handwerk. So wuchs die Zahl der neuen
Ausbildungsverhältnisse im vergangenen Jahr um vier Prozent auf 23
150. Insgesamt befanden sich zum Ende des vergangenen Jahres 87 700
junge Menschen in einem Ausbildungsverhältnis im Kfz-Gewerbe, das
sind 4,3 Prozent mehr als Ende 2009.
Gewerbliche Zulassungen gestiegen, Kleinwagen verlieren
Im vergangenen Jahr gingen die privaten Neuzulassungen laut ZDK um
47,9 Prozent gegenüber dem Umweltprämienjahr 2009 zurück. Die Zahl
der gewerblichen Zulassungen wuchs hingegen um 17,8 Prozent. Das
führte zu einem Verhältnis von 57,3 Prozent gewerblichen Zulassungen
gegenüber 42,7 Prozent privaten Zulassungen. Im Jahr davor hatte das
Verhältnis bei etwa einem Drittel gewerblicher und zwei Dritteln
privater Neuzulassungen gelegen.
Bezogen auf die Fahrzeugsegmente war die Oberklasse der Gewinner
des Jahres 2010, die Zulassungszahl wuchs um 18,4 Prozent. Verlierer
des vergangenen Jahres waren die Kleinwagen mit einem Minus von 44,4
Prozent.
Daraus folgten auch signifikante Veränderungen bei den
Durchschnittspreisen für Neuwagen. In den alten Bundesländern stieg
der durchschnittliche Neuwagenpreis um 18,1 Prozent auf 26 840 Euro
und lag damit sogar noch leicht über dem Durchschnittspreis von 2008.
In den ostdeutschen Ländern hingegen sank der
Neuwagen-Durchschnittspreis weiter und lag mit 21 010 Euro um 210
Euro oder ein Prozent unter dem Vorjahreswert.
Die durchschnittlichen Gebrauchwagenpreise legten um 200 Euro
beziehungsweise 2,3 Prozent auf 8 790 Euro zu. Bezogen auf die
Kraftstoffarten haben Dieselfahrzeuge gegenüber dem Jahr 2009 ihren
Anteil leicht erhöht. Bei Neuwagen wuchs der Anteil um 4,6 Prozent
auf knapp über 1,2 Millionen, der Anteil der Benziner ging
gleichzeitig deutlich um 36 Prozent auf knapp 1,7 Millionen zurück -
ein Zeichen dafür, dass die Vielfahrer und Flottenbetreiber wieder
stärker zum Zuge kamen als im Jahr 2009.
Mehr Schutz für Vertragshändler
durch Handelsvertreter-Richtlinie Sorgenvoll sieht der
Vertragshandel laut ZDK das Auslaufen der bisherigen
Kfz-Gruppenfreistellungsverordnung. Ab 1. Juni 2013 würden die
allgemeinen Regelungen gelten, die auch für andere selektive
Vertriebssysteme - zum Beispiel Fastfood-Ketten - Anwendung finden.
Ersatzlos entfielen einige Vorschriften, die den Besonderheiten des
Autohandels Rechnung tragen, zum Beispiel die zweijährige
Kündigungsfrist oder die Möglichkeit zum Verkauf des Händlervertrags
an einen Markenkollegen ohne Zustimmung des Automobilherstellers.
Europaweit einheitliche Regelungen zu den vertraglichen
Beziehungen zwischen Herstellern und Händlern werde es dann nicht
mehr geben - weder branchenspezifisch noch branchenübergreifend.
Daher setze sich der ZDK gemeinsam mit dem europäischen
Kfz-Dachverband CECRA in Brüssel dafür ein, die seit 1986 geltende
EU-Handelsvertreter-Richtlinie RL 86/653 zu modifizieren und damit
auch für Vertragshändlersysteme anwendbar zu machen. Dazu gehöre eine
Mindestkündigungsfrist von zwei Jahren und die Regelung, dass der
Automobilhersteller bei Beendigung des Händlervertrages Ersatz für
die noch nicht amortisierten Investitionen zu leisten habe, die auf
sein Geheiß vorgenommen wurden. Die Modifizierung der
Handelsvertreter-Richtlinie sei für den ZDK ein gangbarer Weg, dem
nachvollziehbaren Schutzbedürfnis der Vertragshändler auch nach dem
1. Juni 2013 auf Basis einer europäischen Richtlinie Rechnung zu
tragen.
Wachsende Bürokratie belastet Betriebe
Sorgen bereiten den Kfz-Betrieben laut Präsident Rademacher
steigende Kosten und wachsender Aufwand durch bürokratische Auflagen.
Inzwischen seien umfangreiche Informationspflichten bei vielen
Dienstleistungen im Autohaus zu erfüllen, wie etwa bei der
Pkw-Energieverbrauchskennzeichnung, bei
Verbraucherdarlehensverträgen, bei der Vermittlung von
Versicherungsprodukten und zukünftig auch bei Fahrzeugreifen. Sie
führten zu einer Papierflut, mit der das eigentliche und für den
Verbraucher sinnvolle Anliegen von mehr Transparenz ins Gegenteil
verkehrt werde. "Inzwischen wird zu jedem Fahrzeug ein ganzer Baum in
Form von Papier mitgeliefert", so Rademacher. Der ZDK werde sowohl in
Brüssel als auch in Berlin dagegen kämpfen, den kleinen und
mittelständischen Unternehmen immer mehr bürokratische Fesseln
anzulegen.
Elektrofahrzeuge müssen sich dem Wettbewerb stellen
Zur Diskussion um die Förderung von Elektrofahrzeugen merkte
ZDK-Vizepräsident und Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk an, dass
die Frage einer Subventionierung verfrüht sei, da derzeit kaum markt-
und serienreife Elektrofahrzeuge verfügbar seien. Die Frage stelle
sich erst dann, wenn eine gewisse Angebotsbreite existiere, die
Preise sich eingepegelt hätten und vor diesem Hintergrund die
Marktakzeptanz geprüft werden könne. "Wir sind der Meinung, dass sich
auch Elektrofahrzeuge im Wettbewerb behaupten müssen. Eine
längerfristige, über die bloße Anschubförderung hinausgehende
Subventionierung des Verkaufs solcher Fahrzeuge wäre jedoch weder
wirtschaftlich noch ordnungspolitisch vertretbar", so Hülsdonk.
Sinnvoll erscheine hingegen, zahlreiche Möglichkeiten nicht-monetärer
Förderung der Elektromobilität zu nutzen, etwa mit Hilfe von
Wechselkennzeichen. Denkbar sei auch die Privilegierung von
Elektrofahrzeugen im Verkehr, so etwa in Ballungsräumen durch
Einrichtung von Sonderparkplätzen oder das Recht zur Benutzung von
Busspuren.
Neue Initiative "FamilienMobil - Sicherheit fährt mit"
Mit "FamilienMobil - Sicherheit fährt mit" stellte Hülsdonk in
Berlin eine neue Initiative für Verkehrssicherheit vor. Sie wurde vom
Kfz-Gewerbe gemeinsam mit dem VDA und den Teileherstellern im Verein
Freier Ersatzteilemarkt (VREI) entwickelt. Dabei stünden die Familie
und das Thema "Sicherheit" im Vordergrund. Die Aktionsphase sei rund
um den Internationalen Tag der Familie am 15. Mai geplant. "Für uns
im ZDK ist diese Initiative ein guter Weg, die Kfz-Betriebe als
seriöse und kompetente Partner für Sicherheit und Service zu
positionieren", so Hülsdonk.
Pressekontakt:
Ulrich Köster
Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0228/ 91 27 270
Fax.: 0228/ 91 27 154
Mail: koester@kfzgewerbe.de
Internet: www.kfzgewerbe.de
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