Lausitzer Rundschau: Wahl mit Reife
Neuer Landtag in Sachsen-Anhalt bestimmt
Geschrieben am 20-03-2011 |
Cottbus (ots) - Sachsen-Anhalt hatte es nach der Wende ökonomisch,
ökologisch und folglich auch sozial am schwersten von allen neuen
Ländern. Leeres Grenzgebiet und Chemiewüsten, stillgelegte
Stahlkombinate und Truppenübungsplätze, Plattenbauansammlungen und
Massenarbeitslosigkeit. Die Parteien sind schwach organisiert, die
Wahlbeteiligung ist in der Regel niedrig, die Wahlergebnisse zeigen
starke Ausschläge, und radikale Kräfte suchen ihre Chance. Man musste
sich Sorgen machen vor dem aktuellen Urnengang. Doch es ist ganz
anders gekommen. Die Sachsen-Anhalter haben für das "Weiter so"
plädiert. Mit der Großen Koalition sind sie in den letzten Jahren gut
gefahren, mit ihr sind sie die Rote Laterne in der
Wirtschaftsentwicklung losgeworden. Obwohl der Begriff "Große
Koalition" eigentlich nicht zutrifft, weil die Linkspartei wieder
zweitstärkste Kraft geworden ist, vor den Sozialdemokraten, die sich
mehr erhofft hatten. Wahrscheinlich hat der Libyen-Konflikt den
Links-Wählern im letzten Moment noch Auftrieb gegeben. Eine positive
Überraschung ist auch, dass die NPD den Einzug in den Landtag nicht
geschafft hat. Die Menschen zwischen Salzwedel und Naumburg haben mit
Reife gewählt. Die Bundesparteien waren am Abend alle bemüht, aus den
Zahlen für sich Honig zu saugen für den nächsten Wahlsonntag. Dann,
wenn es in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz um ungleich
gewichtigere Themen geht, wenn indirekt sogar der Kurs der
Bundespolitik zur Abstimmung steht. Doch klare Trends lassen sich
nicht ablesen. Nach den Zahlen haben Union und FDP klar verloren,
nach dem Gefühl aber die SPD. Nur für die Grünen dürfte der gestrige
Tag wirklich wie ein Schub wirken. Im Westen ist das Atomthema
ungleich bedeutender, bis in bürgerliche Kreise hinein, als im Osten.
Und die Grünen-Wähler sind jetzt noch ein bisschen motivierter, als
sie es seit Stuttgart 21 und Fukushima ohnehin schon waren.
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Lausitzer Rundschau
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