Lausitzer Rundschau: Wahlen jenseits von Japan
Eine Katastrophe verändert die deutsche Politiklandschaft
Geschrieben am 27-03-2011 |
Cottbus (ots) - Rund 9000 Kilomter Luftlinie liegen zwischen
Fukushima und Stuttgart - nicht genug, um den Einfluss der
Tsunamiwelle auf die deutsche Politiklandschaft zu verhindern. In
gewisser Hinsicht ist es also Schicksal - es wäre dem Verlierer der
Wahl in Baden-Württemberg, Stefan Mappus, nicht einmal übel zu
nehmen, wenn er in den vergangenen Tagen in einer stillen Stunde so
gedacht haben sollte. Denn wäre die Tsunami-Welle ein paar Wochen
später auf das Atomkraftwerk von Fukushima getroffen, also nur einen
Wimpernschlag der Erdgeschichte später - die Landtagswahlen wären
anders ausgegangen. Es kam aber wie es kam, und so wird bald
eintreten, was auch ohne den Grünen-Hype mit zeitlicher Verzögerung
eingetreten wäre. Kernkraft als auslaufende Brückentechnologie - das
war schon vor Fukushima Konsens unter den Parteien, allein über das
Wie und Wann gab es deutlichen Dissens. Das klare Wählervotum für
eine ökologischere Politik in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz
wird nun das Handeln der schwarz-gelben Koalition in Berlin bestimmen
und den Ausstieg aus der Atompolitik beschleunigen. Dabei stehen
einige besonders klug und andere besonders dumm da. Wer vor dem
Japan-Unglück die Sicherheit deutscher Kernkraft beschworen und die
Verlängerung der Laufzeiten befürwortet hatte, dem geht es jetzt
nicht mehr gut. CDU und FDP bekamen die schlechten Ergebnisse nicht,
weil sie in der Bundesregierung mit der Abschaltung von sieben
Atomkraftwerken eine halbwegs gute Notbremsung hinlegten. So oder so
ähnlich hätte dies auch eine anders gefärbte Bundesregierung getan.
Das Problem ist, dass die Wähler den Regierungsparteien nicht
abnehmen wollten, es mit der Kehrtwende auch ernst zu meinen. CDU und
FDP stecken in einer Glaubwürdigkeitsfalle und es ist nicht
abzusehen, dass sie dort halbwegs schnell wieder herauskommen. Das
gilt mit Abstrichen auch für Rheinland-Pfalz, wo die CDU zwar ein
glückliches Gesicht macht, tatsächlich aber nur wenig dazu gewinnen
konnte und eines ihrer schlechtesten Ergebnisse in dieser Region
eingefahren hat. Ganz anders sieht es bei den Grünen aus: Keine
Partei kann derart authentisch ihre Positionen zur Atomkraft
vertreten wie die Öko-Partei. Ausgerechnet die einstige Jugendpartei
kann nun von sich behaupten, es schon immer gewusst zu haben.
Schlecht geht es hingegen der SPD, auch wenn sie in Rheinland-Pfalz
weiter- und in Baden-Württemberg mitregieren darf. Sie hat ein
ähnliches Problem wie die CDU: Der Wähler weiß nicht so recht, für
oder gegen was diese Partei steht. Und das hat nicht nur mit der
Katastrophe in Japan zu tun.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
323195
weitere Artikel:
- Der Tagesspiegel: Wolfgang Kubicki legt Birgit Homburger Rücktritt nahe Berlin (ots) - Berlin - Der Vorsitzende der FDP-Fraktion im
schleswig-holsteinischen Landtag, Wolfgang Kubicki, legt
Fraktionschefin Birgit Homburger nach dem schwachen Abschneiden der
Partei in Baden-Württemberg den Rücktritt nahe. "Es muss eine
grundlegende Neupositionierung der FDP geben - inhaltlich und
personell. Vor allem an der Spitze der Bundestagsfraktion. Birgit
Homburger hat es in anderthalb Jahren nicht vermocht, aus ihrer
Position etwas zu machen und der Partei Profil zu geben", sagte
Kubicki dem in Berlin erscheinenden mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Landtagswahlen Bielefeld (ots) - Dieser Wahlabend wird in die Geschichtsbücher
eingehen: Den Grünen ist nicht weniger als ein historischer Triumph
gelungen. In Baden-Württemberg könnte der 62-jährige Winfried
Kretschmann tatsächlich der erste grüne Ministerpräsident
Deutschlands werden. In Rheinland-Pfalz springen die Grünen von der
außerparlamentarischen Opposition direkt auf die Regierungsbank.
Damit sind die Grünen nun insgesamt in 15 von 16 Landtagen vertreten.
Zweifelsohne hat keine Partei so sehr von der Debatte um die
Atomkraft profitiert mehr...
- LVZ: SPD traut Merkel nicht Schröders Mut zu Neuwahlen zu / Oppermann: SPD wird mit ihren Themen bei den nächsten Wahlen der Gewinner sein Leipzig (ots) - Nach ihrer "historischen Niederlage" für
Schwarz-Gelb in Baden-Württemberg traut die SPD der CDU-Vorsitzenden
und Bundeskanzlerin nicht den Weg zu Neuwahlen im Bund zu. Der erste
Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas
Oppermann, sagte der "Leipziger Volkszeitung" (Montag-Ausgabe): "Ich
rechne nicht mit Neuwahlen." Das sei zwar "nicht gut für unser Land,
aber die Regierung Merkel ist schließlich demokratisch gewählt".
Schwarz-Gelb habe, so vermutet Oppermann, "so große Angst vor
Neuwahlen, mehr...
- Rheinische Post: Junge Union mahnt "klare Linie" in Bundesregierung an Düsseldorf (ots) - Der Vorsitzende der Jungen Union in
Nordrhein-Westfalen, Sven Volmering, fordert als Konsequenz aus der
Wahlniederlage der CDU in Baden-Württemberg eine stringente
Regierungspolitik in Berlin und eine Rückbesinnung auf den Markenkern
der Partei. "Wichtig für kommende Wahlauseinandersetzungen ist, dass
die Regierungskoalition, und hier insbesondere die FDP, ihr
Erscheinungsbild deutlich verbessert und eine klare Linie deutlich
wird", sagte Volmering der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen
Post" (Montagsausgabe). mehr...
- Rheinische Post: Wohnungsgesellschaft LEG plant Blockverkäufe Düsseldorf (ots) - Die vor drei Jahren privatisierte
Wohnungsgesellschaft LEG will nun doch größere Wohnungsbestände im
Paket weiterverkaufen. "In den engen, uns gemäß Sozialcharta
erlaubten Grenzen versuchen wir jetzt, ein paar Bestände en bloc zu
verkaufen", sagte LEG-Geschäftsführer Thomas Hegel der "Rheinischen
Post" (Montagausgabe). Als Begründung führte er an, dass der
Weiterverkauf von Wohnungen an Mieter bislang hinter den Erwartungen
zurückgeblieben sei. Die von den neuen Eigentümern erwartete Rendite
liegt laut Hegel langfristig mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|