Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Tepco
Geschrieben am 28-03-2011 |
Bielefeld (ots) - Wie eine Monstranz hat die japanische Regierung
einen Leitsatz vor sich hergetragen: »Wir vertrauen Tepco.« Jetzt ist
ihr für japanische Verhältnisse der Kragen geplatzt. Die Regierung
kritisiert Tepco öffentlich. Das liegt auch daran, dass Tepco Fehler
eingeräumt hat. Erst waren es abgekupferte Baupläne, dann
Versäumnisse bei der Wartung, und jüngst gab das Unternehmen zu,
seine Arbeiter nicht ausreichend vor dem radioaktiven Wasser
geschützt zu haben. Ein verhängnisvoller Fehler. Dennoch stand die
Regierung lange hinter dem Konzern. Ein weiterer Fehler! Das hat
seinen Grund. In Japan hat die Nähe der Politik zur Industrie
Tradition, hat sie das Land doch in den 80er Jahren groß gemacht.
Korruption war das Ergebnis. Angesichts des Atomdramas werden die
Tücken eines Systems sichtbar, das aus dem Staatsdienst
ausscheidenden Menschen den Anspruch auf einen Posten in der
Industrie garantiert. Das nennen die Japaner »Abstieg in den Himmel«.
Durch diese Konstellation konnte Tepco die Informationspolitik der
Regierung lenken. Doch wer in Deutschland den moralischen
Zeigefinger erhebt, sollte nicht vergessen, dass hier Verquickungen
von Interessen der Energiekonzerne und der Politik nicht unbekannt
sind. Meldungen halten sich wacker, dass die Regierung Helmut Kohls
in Gorleben Einfluss auf Gutachten genommen hat. Auch in
Personalfragen gibt es Beispiele. Hat doch Bundesumweltminister
Norbert Röttgen (CDU) mit Gerald Hennenhöfer einen ehemaligen
Atomlobbyisten berufen - als Leiter der Abteilung Reaktorsicherheit.
In seinem Lebenslauf stehen der Energiekonzern Viag sowie
Anwaltstätigkeiten für die Betreiberin des Versuchsendlagers Asse II.
Er hat bislang keinen Grund geliefert, ihm mangelnde
Informationspolitik vorzuwerfen. Ein Interessenkonflikt ist aber
nicht zu leugnen. In einem weiteren Fall berichtet ein Ex-Mitarbeiter
des Kraftwerks Grohnde von falschen Protokollen und echten
TÜV-Plaketten. Insgesamt sind die Unterschiede zwischen Deutschland
und Japan sicherlich gravierend. In der Bundesrepublik ist es zum
Glück nicht zu einer Atom-Katastrophe gekommen. Wir diskutieren nicht
über Vertuschung, sondern über einen neuen Atomkurs. Es ist schwer
vorstellbar, dass sich die Bundesregierung bei einem ähnlichen Fall
das Heft des Handelns von den Stromriesen aus der Hand nehmen lassen
würde. Doch sie kann aus den Geschehnissen in Japan lernen: Ohne
schonungslose Offenheit geht es nicht. Politische Schweigekultur hat
keine Zukunft.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
323383
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Klare Ziele festlegen
Kommentar zu Libyen Regensburg (ots) - Die militärische Intervention in Libyen zeigt
Erfolge - zumindest teilweise. Umso dringender ist es nun, über die
Zukunft zu reden. Die Nato muss sich darüber klar werden, welches
Ziel sie anstrebt. Die UN-Resolution, auf der der Krieg gegen Gaddafi
fußt, sieht den Schutz der Zivilbevölkerung vor. Stellt sich die
Frage, ob dieser gewährleistet werden kann, solange der Machthaber
noch im Amt ist. Wenn die Antwort nein lautet, stellt sich die Frage,
wer Gaddafi entthronen soll. Klar ist: Von dringlichen
Aufforderungen, mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Seriös, konservativ, grün
Leitartikel zum Wahltriumph der Grünen Regensburg (ots) - Einen Tag nach den beiden wichtigen
Landtagswahlen im Südwesten ist die Parteienlandschaft in Deutschland
in Bewegung wie selten nach einer Wahl. Die erfolgreichen Grünen
geben sich staatstragend, wirtschaftsfreundlich und
verantwortungsbewusst. Die Kanzlerin, die eine empfindliche
Niederlage einstecken musste, reagiert mit einem vorsichtigen
Schmusekurs in Richtung der einstigen politischen Schmuddelkinder.
Bei der FDP herrscht Endzeitstimmung. Und beim anderen Wahlverlierer,
der SPD, kann man es noch gar nicht mehr...
- Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 29. März 2011 die grün-rote Regierungsbildung in Baden-Württemberg: Bremen (ots) - Das Koch-Kellner-Problem
von Joerg Helge Wagner
Auf den ersten Blick sieht es ganz so aus, als ob Winried
Kretschmann seinen neuen Job in aller Ruhe angehen könnte.
Schließlich übernimmt der grüne Überraschungssieger und designierte
Ministerpräsident von Baden-Württemberg keinen Sanierungsfall wie
seine bedauernswerte Parteifreundin Karoline Linnert 2007 mit dem
Bremer Finanzressort: Er hat das wirtschaftliche Herz Deutschlands
erobert, ein potentes 11-Millionen-Einwohner-Geberland, getragen vom
Steueraufkommen mehr...
- Rheinische Post: Wehrhafter Staat Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Detlev Hüwel:
In Deutschland darf Gott sei Dank jeder nach seiner Facon selig
werden. Religionsfreiheit gehört zu den Grundpfeilern unseres
demokratischen Staatswesens. Hinweise, dass in muslimisch geprägten
Ländern die Christen nicht dieselben Rechte genießen wie Moslems bei
uns, ändern nichts an dieser Grundausrichtung unserer Gesellschaft.
Doch Toleranz gegenüber Andersgläubigen kann nicht bedeuten, die
Augen vor gefährlichen Entwicklungen zu verschließen. Deshalb ist die
Beobachtung durch mehr...
- Rheinische Post: Sorgen in Südwest Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Reinhold Michels:
Der grüne Wahlsieger Winfried Kretschmann atmete Sonntagabend auf
und sagte, es sei schon ein gutes Gefühl, wenn man mit dem Bohrer
durchs dicke, harte Brett durch sei. Man möchte im Interesse
Baden-Württembergs hinzufügen: Hoffentlich macht er als
Ministerpräsident weiter nichts kaputt. Denn im Land der
Elite-Firmen, Elite-Unis und De-facto-Vollbeschäftigung kann viel
zerstört werden durch Regierungs-Laien, die wie Kretschmann erklären,
sie seien schließlich mal Mitte der mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|