Europäische Telekom-Branche sucht Wachstum in Schwellenländern
Geschrieben am 18-04-2011 |
Frankfurt am Main (ots) - PwC-Studie: M&A-Volumen erreicht 2010
über 41 Milliarden Euro / Konsolidierung in Europa ist weitgehend
abgeschlossen / Telekom-Unternehmen kaufen sich in Medienbranche ein
Das Übernahmegeschehen in der europäischen
Telekommunikationsbranche hat sich 2010 deutlich belebt. Während für
Unternehmen in Westeuropa die Expansion in Schwellenländer im
Vordergrund stand, sorgte in Osteuropa die Konsolidierung unter
Netzbetreibern und Telefongesellschaftern für Impulse. Der Gesamtwert
der Deals unter europäischer Beteiligung stieg 2010 gegenüber dem
Vorjahr um 82 Prozent auf 41,3 Milliarden Euro, wie die
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC berichtet. Damit
blieb das Volumen allerdings klar unter dem des Vorkrisenjahres 2007
(rund 70 Milliarden Euro). Die Zahl der Transaktionen sank im
vergangenen Jahr auf 354 (von 365 im Jahr 2009).
Die größten Deals des Jahres 2010 hatten
Telekommunikationsunternehmen in Schwellen- bzw. Entwicklungsländern
zum Ziel. Mit einem Volumen von rund 7,5 Milliarden Euro war die
Übernahme des brasilianischen Mobilfunkanbieters Brasilcel durch die
spanische Telefonica die bedeutendste Transaktion des Jahres 2010.
Auch beim Kauf der Mobilfunkgesellschaft Egyptian Company for Mobile
Services durch Orange (Transaktionsvolumen rund 3,4 Milliarden Euro)
war die Expansion auf Wachstumsmärkte das Leitmotiv. Die zweitgrößte
Transaktion des Jahres 2010 war die Fusion der ukrainischen Kyivstar
mit der russischen Gesellschaft VimpelCom im Volumen von rund 3,6
Milliarden Euro.
"Für das laufende Jahr rechnen wir mit einer Fortsetzung des
positiven M&A-Trends. Vor allem die westeuropäischen
Telekom-Unternehmen müssen angesichts stagnierender Erlöse im
Kerngeschäft neue Wachstumsmärkte erschließen. Neben weiteren
Investitionen in Schwellenländern ist auch mit Zukäufen in verwandten
Sektoren wie der Medien- und Internetbranche zu rechnen", erwartet
Werner Ballhaus, Partner bei PwC und Experte für Telekommunikation.
Jüngstes Beispiel ist der im März angekündigte Verkauf von
T-Mobile USA an AT&T für umgerechnet rund 23 Milliarden Euro. Die
Erlöse will der Konzern nach eigenen Angaben zum Schuldenabbau und
für Investitionen in schnelle Datennetze und moderne
Internetdienstleistungen verwenden.
Bereits 2010 übernahm Telefonica den spanischen Fernsehkanal
Sattelite Digital. Ein weiteres Beispiel für die
branchenübergreifende Expansion ist die Beteiligung der France
Telecom am Internet-Videoportal Dailymotion. Die Deutsche Telekom hat
ihre Beteiligung an dem Online-Zahlungsdienstleister Click & Buy
aufgestockt und das Unternehmen komplett übernommen.
Stagnation in Deutschland
Entgegen dem europaweiten Trend ging das veröffentlichte
Transaktionsvolumen in Deutschland von 5,7 Milliarden Euro auf nur
noch gut 550 Millionen Euro im Jahr 2010 zurück. Dabei ist allerdings
zu berücksichtigen, dass es 2009 mit den Übernahmen von Unitymedia
durch den Finanzinvestor Liberty sowie von Hansenet durch die
spanische Telefonica zwei milliardenschwere Transaktionen gab.
Insgesamt war das Jahr 2010 hierzulande von der Konsolidierung der
Kabelnetzbranche geprägt. Zusammen mit dem erst 2010 abgeschlossenen
Kauf von Unitymedia gab es bei fünf Kabelgesellschaften wesentliche
Änderungen der Eigentümerverhältnisse. Mittlerweile ist auch der
Verkauf von Kabel Baden-Württemberg durch den schwedischen
Finanzinvestor EQT an Liberty für knapp 3,2 Milliarden Euro im Gange.
"Mit Abschluss dieser Transaktion ist die Konsolidierung der
deutschen Telekom-Branche weitestgehend abgeschlossen. Weitere
Zusammenschlüsse sind fast nur noch unter Netzbetreibern auf
regionaler Ebene zu erwarten", kommentiert Ballhaus.
Die Studie "Telecoms M&A Insights 2011" steht unter
http://www.pwc.de/insights zu Ihrer Verfügung.
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