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Börsen-Zeitung: Im Kriechgang, Kommentar von Gottfried Mehner zum VW-Übernahmeangebot für MAN

Geschrieben am 09-05-2011

Frankfurt (ots) - So ganz erschließt es sich einem nicht, warum
Volkswagen nicht den Rahmen der diesjährigen Hauptversammlung genutzt
hat, um den neuesten Schachzug in der Lkw-"Strategie" zu verkünden.
Billiger ist es seitdem nicht geworden. Eher andersherum. VW-Chef
Martin Winterkorn hatte vor den Aktionären nur das Wolfsburger
Glaubensbekenntnis erneuert, weltweit zum führenden Mobilitätskonzern
aufzusteigen. Ach ja, und dass das Segment der schweren Lkw und Busse
ein "hochinteressantes strategisches Geschäftsfeld" sei. Wer wollte
das in Abrede stellen.

Er hatte dann bezüglich MAN und Scania von einer "Partnerschaft
auf Augenhöhe" gesprochen und schnell hinzugefügt, dass aber alle
Geschäftsfelder und die markenspezifischen Eigenschaften der beiden
Trucker "unantastbar" blieben. Ja was denn nun? Wer danach auf
Durchzug schaltete und unterstellte, dass in diesem Jahr bei Scania &
Co. wieder nichts passiert und Volkswagen der Hängepartie bei Porsche
eine weitere hinzufügt, ging in die Irre.

VW hatte schon seit einiger Zeit herumgeraunt, dass die Hebung der
vollen Synergiepotenziale eine "veränderte Beteiligungsstruktur"
erfordere. Das war vieldeutig. An den Märkten interpretierten das
einige so, dass offensichtlich bei Scania ein Anteilsaufbau auf über
95% angedacht sei, bei dem das Unternehmen dann - nach einem
Squeeze-out - voll integriert werden könnte. Danach hätte Scania auch
noch ein Übernahmeangebot für MAN abgeben können. Die
Vertragsverlängerung von Scania-Chef Leif Östling bis weit über sein
65. Lebensjahr hinaus schien diese Vermutungen zu stützen.

Aber bei Volkswagen kommt es erstens anders und zweitens als man
denkt. Es gilt jetzt die Vokabel "integrierter Nutzfahrzeug-Konzern"
zu lernen. Aber so schnell wird es mit einem neuen schlagkräftigen
Lkw-Verbund, der nach Mercedes und Volvo auf Rang 3 rangieren würde,
nichts. In einem ersten Schritt will sich Volkswagen bei MAN nur an
die Hauptversammlungsmehrheit von 35 bis 40% heranrobben. Beim jetzt
fälligen Pflichtangebot, nachdem die 30%-Marke überschritten wurde,
wird keinerlei Prämie gezahlt.

Die MAN-Aktionäre sollen gefälligst an Bord bleiben. Damit ist ein
direkter Konzerndurchgriff nicht möglich. Es gilt weiter "arm's
length". Das muss kein Nachteil sein, nur deutet "integriert" auf
etwas anderes hin. So ist diese Lkw-Allianz von der
Einsichtsfähigkeit der handelnden Personen abhängig. In dieser
Hinsicht kam VW bislang aber nur im Kriechgang vom Fleck.

(Börsen-Zeitung, 10.5.2011)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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